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Artikel „Gregor von Valentia“ von Karl Werner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 9 (1879), S. 629–630, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Gregor_de_Valencia&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 23:11 Uhr UTC)
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Gregor von Valentia, ein spanischer Jesuit, hat für das katholische Deutschland dadurch besondere Bedeutung gewonnen, daß durch ihn die in Spanien während des 16. Jahrhunderts neu aufblühende theologische Scholastik auf deutschen Boden verpflanzt, und damit die Methode für die systematische Behandlung der kirchlichen Glaubenslehre in der nachtridentinischen Theologie des katholischen Deutschlands begründet wurde. Er war 1551 zu Medina del Campo in Altcastilien geboren, trat mit 18 Jahren zu Salamanca in den Jesuitenorden, wurde 1571 von seinem Ordensgeneral nach Rom berufen, um daselbst Philosophie zu lehren, 1575 nach Deutschland geschickt, woselbst er 24 Jahre, zuerst in Dillingen, dann in Ingolstadt Theologie lehrte. Im J. 1598 rief ihn Papst Clemens VIII. an das Collegium Romanum; an den dazumal eröffneten Verhandlungen der Congregatio de auxiliis gratiae divinae, welche unter dem Vorsitz des Papstes geführt wurden, nahm er hervorragenden Antheil, und disputirte als ein Hauptvertreter der von den Jesuiten festgehaltenen Lehranschauung über das Wesen und Wirken der Gnade mit dem Dominikaner Lemos. Erschöpft von den Anstrengungen und Aufregungen, die mit jenen Verhandlungen verbunden waren, suchte er Erholung in Neapel, woselbst er am 25. April 1603 starb. Seine schriftstellerische Hauptleistung sind seine „Commentarii theologici in Summam S. Thomae Aquinatis“ in vier Bänden (Dillingen 1602 f., 4 Voll. fol.), durch welche das Studium der theologischen Scholastik auf deutschem Boden wieder neu inaugurirt wurde, mit dem Unterschiede jedoch, daß den künstlich dialektischen Expositionen der mittelalterlichen Lehrform, welche die kunstgerechte Lösung einer Frage mit der Widerlegung einer Reihe vorausgeschickter Gegengründe zu verbinden liebte, eine einfachere Form der Darstellung und Entwicklung substituirt, hierdurch aber zugleich auch Raum für die nunmehr nothwendig gewordene kirchlich-traditionelle Erweisung der katholischen Lehranschauung gewonnen wurde. Durch dieses Werk wird also bereits ein erster anfangsweiser Uebergang in die spätere Darstellungsform der sogenannten kirchlichen Dogmatik angebahnt; im Uebrigen lehnt es sich noch ganz an die Reihenfolge der Materien bei Thomas Aqu. an, zu dessen Summa theologica ja das Werk eine Art Commentar bilden [630] soll. Der Geist ist jedoch ein anderer, das spekulative Interesse tritt hinter das kirchlich-dogmatische zurück. G. betheiligte sich auch an der dazumal in Deutschland allwärts im Vordergrunde stehenden theologischen Controverse; seine „Analysis fidei catholicae“ (Ingolstadt 1585) normirt im Allgemeinen den von seinen Ordensgenossen den Protestanten gegenüber eingenommenen Standpunkt; andere seiner Controversschriften beziehen sich auf specielle Objecte der katholischen Polemik gegen Lutheraner und Reformirte, namentlich auf den lutherischen Ubiquismus und die calvinische Abendmahlslehre. Seine Controversschriften erschienen gesammelt unter dem Titel: „De rebus fidei suo tempore controversis“, Lyon 1591. Eine detaillirte Aufzählung derselben bei Backer, 1Ecrivains de la Comp. de Jésus III, p. 722 sqq.