Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Graf, Karl Heinrich“ von Gustav Moritz Redslob in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 9 (1879), S. 549–550, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Graf,_Karl_Heinrich&oldid=- (Version vom 13. Oktober 2024, 01:26 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Graf, Johann
Nächster>>>
Graf, Simon
Band 9 (1879), S. 549–550 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Karl Heinrich Graf in der Wikipedia
Karl Heinrich Graf in Wikidata
GND-Nummer 116815140
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|9|549|550|Graf, Karl Heinrich|Gustav Moritz Redslob|ADB:Graf, Karl Heinrich}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=116815140}}    

Graf: Karl Heinrich G., alttestamentlicher Exeget und Orientalist, geb. am 28. Februar 1815 zu Mülhausen im Elsaß, † am 16. Juli 1869. Er war der Sohn eines Kaufmanns, besuchte die Primärschule und das Collége seiner Vaterstadt, kam 1830 nach Straßburg, wo er ein Jahr auf dem Gymnasium und sodann zwei Jahre auf dem protestantischen Seminarium zubrachte, und erlangte 1832 den Grad eines Bachelier-ès-lettres. 1833 begann er seine theologischen Studien auf der Straßburger Universität, widmete sich hauptsächlich der Exegese und den morgenländischen Sprachen, und wurde 1836 mit der Dissertation: „L’idée messianique dans son développement historique“ Bachelier en Théologie. Von seinen akademischen Lehrern gewannen besonders Bruch und Reuß Einfluß auf ihn, namentlich zu letzterem fühlte er sich hingezogen. Im J. 1837 ermöglichte ihm ein erlangtes Reisestipendium den Aufenthalt in Genf bis zum folgenden Jahre, in welchem er nach Straßburg zurückkehrte und bald darauf eine Hauslehrerstelle in Paris annahm. Nachdem er 1842 noch den Grad eines Licentiaten der Theologie in Straßburg erworben hatte, gab er 1843 die Hauslehrerstelle auf, und begab sich, da ihn sein Sinn unaufhaltsam nach Deutschland hinzog und er namentlich der französischen Unterrichtsmethode abhold war, 1844 nach Deutschland, wurde Lehrer an einem privaten Knabeninstitut in Kleinzschocher bei Leipzig und konnte von hier aus noch Vorlesungen des berühmten Orientalisten Fleischer in Leipzig besuchen, wie er denn überhaupt seine Muße zur Fortsetzung seiner Studien eifrig benutzte. Eine Frucht derselben war zunächst seine Uebersetzung von Sadi’s Rosengarten (s. u.). Nachdem er 1846 die Prüfung für das höhere Lehramt bestanden und in demselben Jahre sich den Doctorgrad der Philosophie in Leipzig erworben hatte, wurde er 1847 interimistisch, 1849 aber definitiv für die französische und hebräische Sprache an der Landesschule zu Meißen angestellt, erhielt 1852 den Titel Professor und 1864 von der Universität Gießen honoris causa den Doctorgrad der Theologie. Im J. 1858 von einer schweren Krankheit befallen, kränkelte er von nun an beständig und mußte deswegen 1868 in den Ruhestand treten. In der Exegese und Kritik des Alten Testaments nahm er einen freieren und [550] selbständigen Standpunkt ein; er schrieb u. a.: „Der Segen Mose’s, Deuter. 33“, 1857. „Der Prophet Jeremia erklärt“, 1862. „Die geschichtlichen Bücher des Alten Testaments. Zwei historisch-kritische Untersuchungen“, 1866 Von den orientalischen Sprachen beherrschte er neben der hebräischen hauptsächlich die persische, was er zur Genüge in folgenden Werken bewies: „Moslicheddin Sadi’s Rosengarten, nach dem Texte und dem arabischen Commentar Sururi’s aus dem Persischen übersetzt mit Anmerkungen“, 1846. (Ausgewählte Bibliothek der Classiker des Auslandes, Bd. LVI.) „Sadi’s Lustgarten (Bostan), aus dem Persischen übersetzt“, 2 Bdchen. 1850. „Le Boustân de Sadi, texte persan avec un commentaire persan“, 1858. Pseudonym gab er heraus: „Afrika. Von Karl Elsässer“, 2 Bdchen. 1855–56.

Vgl. Meißener Schulprogramme von 1847, 1869, 1870. Haan, Sächs. Schriftstellerlexikon, S. 112.