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Artikel „Grüner, Joseph Sebastian“ von Johann Baptist von Hoffinger in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 10 (1879), S. 50, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Gr%C3%BCner,_Josef_Sebastian&oldid=- (Version vom 14. November 2024, 16:14 Uhr UTC)
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Grüner: Joseph Sebastian G., Freund Goethe’s, Polyhistor; geboren am 16. Februar 1780 zu Eger, Sohn eines erbgesessenen Bürgers dieser Stadt, an deren Gymnasium er von dem Exjesuiten Grassold mit der historischen Methode vertraut gemacht wurde; er bezog die Prager Universität und widmete sich dem Rechtsstudium, die Mittel durch Privatunterricht aufbringend. Zugleich hörte er die Vorträge von Seibt und Meißner und studirte mit Eifer die Kantische Philosophie. Eine Ferienfußreise in die Rheinlande erweiterte seinen praktischen Blick mehr als im Zeitalter der Eisenbahnen „die europäische Tour“ vermöchte. Eine nach absolvirten Studien bei dem ersten Prager Advokaten erlangte einträgliche Stellung gab er auf, um dem Rufe seiner Mitbürger als Secretär der Vaterstadt zu folgen. Nach Aufhebung der Gemeindeautonomie ernannte ihn die Regierung zum Criminal- und Magistratsrath. Als solcher besorgte er bis zur Wiederherstellung der autonomen Gemeinden im J. 1848 die wichtigsten Justiz- und Administrativgeschäfte des Egerer Ländchens, machte sich in den Kriegszeiten und während der Hungersnoth von 1816, endlich um den Kurort Franzensbad besonders verdient. Hier lernte er Goethe kennen und trat ihm durch seine mineralogischen, sowie durch seine localhistorischen Kenntnisse bald so nahe, daß ihn Goethe selbst versicherte, seit Jahren mit sonst Niemanden auf so vertrautem Fuß gestanden zu sein und mit ihm in Briefwechsel trat, den G. 1853 veröffentlichte. Außerdem schrieb G. eine urkundliche Geschichte des Egerer Ländchens, die 1843 in Prag erschien, ethnographische Arbeiten über die Egerer, mineralogische Aufsätze u. dgl., die noch nicht in Druck erschienen, und wissenschaftliche Nachrichten über Eger für die k. k. Centralcommission für Baudenkmale, deren Conservator für den Egerer Kreis er war. Aus seiner mehr als 50jährigen Ehe mit der Tochter eines Egerer Rathsbeamten Zembsch überlebten ihn eine Tochter und vier Söhne, von denen der älteste österreichischer Generalconsul in Leipzig war. G. war bei aller Vielseitigkeit und sehr angesehenen Verbindungen doch sehr anspruchslos, von feinen Manieren und angenehm im Umgang; er starb am 16. Januar 1864 zu Eger.

Briefwechsel und mündlicher Verkehr zwischen Goethe und dem Rathe Grüner, Leipzig 1853. – Mittheilungen des Vereins für Geschichte der Deutschen in Böhmen, 4. Jahrg., 3. Heft: Joseph Sebastian Grüner, Biographie von Bernhard Grueber.