ADB:Gottfried I. (Bischof von Würzburg)

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Artikel „Gottfried I., Bischof von Wirzburg“ von Theodor Henner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 9 (1879), S. 477–478, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Gottfried_I._(Bischof_von_W%C3%BCrzburg)&oldid=- (Version vom 23. Dezember 2024, 02:08 Uhr UTC)
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Gottfried I., Bischof von Wirzburg (1186–90). Er stammte aus dem Hause der Grafen von Helfenstein-Spitzenberg (welch’ letzterer Name in fränkischen Geschichtswerken bis in die neuere Zeit in der verderbten Form „Pisenberg“ erscheint). 14 Jahre lang (1172-86) hat er das Amt eines kaiserlichen Kanzlers bei Friedrich I. und schließlich bei dessen Sohn Heinrich VI. und in den Jahren 1184 und 85 auch das eines kaiserlichen Legaten in Italien bekleidet. Unter jenen Angehörigen schwäbischer Adelsgeschlechter, deren sich Friedrich I. mit Vorliebe bei den Regierungsgeschäften bediente, nimmt G. einen hervorragenden Platz ein. Die zeitgenössischen Geschichtschreiber sind voll des Lobes über seine Kenntnisse, seine Beredsamkeit und sein gewandtes, achtunggebietendes Wesen. In seiner Stellung als Kanzler hatte er an den wichtigsten Vorgängen jener Epoche erheblichen Antheil, so besonders an den Friedensschlüssen von Venedig und Constanz. Als dann am 11. Juni 1185 durch den Tod Bischof Conrads II. der Regensburger Stuhl erledigt wurde, wählte man am 18. Juni G. zum Nachfolger; allein er leistete am Anfang des folgenden Jahres auf diese Würde Verzicht, angeblich weil er bei den schwierig gewordenen Regensburger Verhältnissen sich keine ruhige Wirksamkeit versprach. Sehr bald schon sollte er aber für diesen Verzicht mehr als entschädigt werden. Am 15. Juni 1186 [478] starb der Bischof von Wirzburg, Reinhard von Abenberg, und man hat es ohne Frage dem bestimmenden Einfluß und der besonderen Gunst des Kaisers zuzuschreiben, daß auf diesen Stuhl, der damals für den ersten im Reiche galt, G. erhoben wurde. Nach wie vor lag indessen der Schwerpunkt seiner Thätigkeit in der Theilnahme an den Reichsangelegenheiten. Wir begegnen ihm sehr häufig am Hoflager seines kaiserlichen Gönners, und besonders in jenem letzten Streit, den Friedrich I. mit der päpstlichen Curie zu bestehen hatte, fiel ihm eine ebenso wichtige als schwierige Rolle zu. Auf einem zu Anfang 1187 abgehaltenen Hoftage zu Regensburg schickte man ihn in Gesellschaft des Bischofs von Bamberg und des Abts von Hersfeld an Papst Urban III. nach Verona, um den drohenden Conflict durch Unterhandlungen zu beschwören. Er wußte sich dieser Sendung mit solchem Erfolg zu entledigen, daß ihn der Kaiser zum Zweck eines definitiven Friedensschlusses mit einer zweiten Gesandtschaft betraute; jedoch Urban III., der ohnedem wieder anderen Sinnes geworden, starb vor dem Eintreffen Gottfrieds. Einen noch ausgedehnteren Wirkungskreis verschaffte ihm dann die durch den Fall Jerusalems hervorgerufene neue Kreuzzugsbewegung. Seine zündende Redegabe brachte am 27. März 1188 auf dem sogenannten Hoftage Christi zu Mainz den Entschluß des Kaisers zur Kreuzfahrt zu völliger Reife; es war ihm vergönnt, hier dem Kaiser und dessen jungen Sohn Friedrich, sowie zahlreichen anderen Anwesenden das Kreuz anzuheften. Aber auch in dem weiteren Verlauf erscheint G. geradezu als die leitende Seele dieses Kreuzzugs, wenngleich der Kaiser seinem weisen Rathe, den Seeweg statt des mühseligen Landwegs zu wählen, keine Folge gab. Im Frühjahr 1189 brach er mit dem Heere Friedrichs auf, gefolgt von einer stattlichen Kriegerschaar aus seinem Hochstift unter dem Grafen Poppo von Henneberg als Bannerträger. Alle Mühen und Gefahren dieses Zuges hat er redlich getheilt, um dann nach des Kaisers jähem Tode mit den Resten des Heeres in Antiochien anzulangen; aber die dort ausbrechenden Epidemieen setzten seinem Leben, wie dem vieler anderer gerade der vornehmen Kreuzfahrer ein vorzeitiges Ende, am 8. Juli 1190. Seine Leiche ruht in Antiochien. Von seiner Thätigkeit für sein Bisthum mag erwähnt werden, daß er mit der Wirzburger Domkirche umfassende Umbauten vornahm. Ein dortselbst befindlicher Grabstein Gottfrieds entstammt einer späteren Zeit.

Ussermann, Episc. Wirceb. p. 72 s. Stälin, Wirtemberg. Geschichte II. S. 390. Scheffer-Boichorst, K. Friedrich I. letzter Streit mit der Kurie.