ADB:Goltz, Alexander Freiherr von der

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Artikel „Goltz, Alexander Wilhelm Freiherr von der“ von Carl Krafft in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 9 (1879), S. 350–351, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Goltz,_Alexander_Freiherr_von_der&oldid=- (Version vom 23. April 2024, 16:32 Uhr UTC)
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Goltz: Alexander Wilhelm Freiherr v. d. G., geb. am 7. Mai 1800 zu Königsberg i. Pr., gehört der bekannten Familie dieses Namens an, welche dem preußischen Heere so manchen ausgezeichneten Officier gegeben hat, und zwar der Linie Leissinen a. d. H. Sortlack. Von 1810–12 lebte er mit seinen Eltern zu Berlin, kehrte dann wieder in seine Vaterstadt zurück und trat 1817 in das 7. Dragonerregiment ein, welches damals zu den Occupationstruppen in Frankreich gehörte. Sein Vater war inzwischen an den Rhein versetzt und starb 1820 als Generalmajor und Commandeur der 16. Cavallerie-Brigade in Coblenz. Vom Herbst 1821 bis 1824 besuchte G. die allgemeine Kriegsschule zu Berlin und brachte darauf einige Jahre in Köln und Düsseldorf zu, an letzterem Orte war er von 1828–30 Lehrer der Divisionsschule. Im J. 1835 wurde er als Adjutant zum General-Commando des 3. Armeecorps nach Coblenz versetzt, wo er 1844 zum Major befördert wurde. Im Mai 1850 erbat er sich in Folge eines unglücklichen Sturzes vom Pferde die Pensionirung und schied mit dem Charakter als Oberstlieutenant aus. Die beinahe 20jährige Muße hat G., der in Berlin eine ausgezeichnete historische Bildung namentlich durch seinen Lehrer Woltmann empfangen hatte, zu wissenschaftlichen Studien benutzt. Mittelpunkt seiner Forschungen bildete jahrelang das Leben und die Entwicklung des Philosophen Thomas Wizenmann, eines Freundes des Philosophen F. H. Jacobi. Das lange vorbereitete und erwartete Werk erschien 1859 bei Perthes in Gotha in zwei Bänden: „Thomas Wizenmann. Ein Beitrag zur Geschichte des inneren Glaubenskampfes christlicher Gemüther in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts“. Der Aufenthalt Wizenmann’s in Barmen hatte bei G. den Blick auf die innere Geschichte des Wupperthals gelenkt, in welcher Beziehung er eine umfangreiche Arbeit über das Leben des Pastors Müller zu Wichlinghausen bei Barmen, eines Jugendfreundes von Lessing, ausarbeitete (das noch nicht veröffentlichte Manuscript befindet sich im Stadtarchiv zu Barmen). Einen interessanten Abschnitt aus dieser Schrift ließ G. 1861 in dem Jahrbuch des rheinisch-westfälischen Schriftenvereins III, S. 94–122 drucken: „Ein Freundeskreis und sein Verkehr am Rhein im Jahre 1774“. Er schildert darin die Reise Lavater’s ins Wupperthal, namentlich das Zusammentreffen von Goethe, Jung-Stilling, Heinse, Hasencamp und Lavater in Elberfeld. Was den genannten geschichtlichen Darstellungen (zu denen auch ein Aufsatz: „Lessing’s Fragment, [351] das Christenthum der Vernunft“, eine Arbeit seiner Jugend, gehört) Werth und Reiz verleiht, ist die Zuverlässigkeit und Sauberkeit, mit der sie gearbeitet sind. Man merkt, daß ihnen der Verfasser einen wesentlichen Theil seiner Lebenszeit hat widmen können. Er hatte insbesondere die Bestrebungen von Fr. H. Jacobi, Hamann, Schenk, Pfenninger, Lavater, Collenbusch mit in den Kreis seiner Studien hineingezogen, und es war ein Genuß, wenn man den exacten Historiker über diese bedeutsame Litteraturperiode mit Sachkenntniß und Wärme reden hörte. Der vielseitig gebildete Mann würde im Stande gewesen sein noch Manches aus dem reichen Schatze seiner Kenntnisse zu veröffentlichen, wenn ihn nicht ein seit 1856 entstandenes und von Jahr zu Jahr sich steigerndes Augenleiden daran gehindert hätte. Allmählich mußte er ganz auf Schreiben und Lesen verzichten, während überhaupt die Körperkräfte abnahmen. Er starb am 28. April 1870 zu Coblenz, nachdem sein religiöser Standpunkt – der des positiven Glaubens an Christum als den Sohn Gottes, der ihn seit der Zeit christlicher Erweckung in Berlin zu Anfang der zwanziger Jahre durch das Leben begleitet hatte – ihm auch in den schwersten Leiden bis zum Tode fest geblieben war. Aus dem Nachlaß wird eine größere Arbeit aus der niederrheinischen Kirchengeschichte des vorigen Jahrhunderts in der Zeitschrift des bergischen Geschichtsvereins (bis jetzt XII S. 1–74, XIII S. 207–27, XIV S. 1 ff.) veröffentlicht: „Der Ceremonienstreit in Lennep und die damit zusammenhängenden Zerwürfnisse in der Unterbergischen Synode“.

Eigenhändige Aufzeichnungen im Album des Bergischen Geschichtsvereins. Nekrolog in der Zeitschr. d. Bergischen Geschichtsv. VIII, 237–42.