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Artikel „Gmelin, Ferd. Gottl. v.“ von August Hirsch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 9 (1879), S. 267, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Gmelin,_Ferdinand_von&oldid=- (Version vom 26. Dezember 2024, 03:31 Uhr UTC)
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Gmelin: Ferd. Gottl. v. G., Neffe des Botanikers Sam. Gottl. G., Arzt, den 10. März 1782 in Tübingen geboren, hatte daselbst, nach Beendigung seiner medicinischen Studien und Vertheidigung seiner gut geschriebenen Dissertation „Observationes phys. et chem. de electricitate et galvanismo“ im Jahre 1802 die medicinische Doctorwürde erlangt, sodann eine mehrjährige wissenschaftliche Reise durch Deutschland, Italien und Frankreich gemacht, wurde nach seiner Rückkehr in die Heimath 1805 zum Professor extraordinarius, 1810 zum Professor ordinarius der Naturwissenschaften und der Medicin ernannt und 1823 als Ritter des Ordens der würtembergischen Krone, in den Adelstand erhoben; in seiner amtlichen Stellung verblieb G. bis zu seinem am 21. Decbr. 1848 erfolgten Tode. – Die wissenschaftliche Thätigkeit Gmelin’s fällt in die Zeit, in welcher die Heilkunde Deutschlands noch an den Nachwehen des Brownianismus krankte, der Spielball naturphilosophischer Träumereien geworden war und die Grundsätze des französischen Vitalismus in derselben Eingang gefunden hatten. – Allen diesen einseitigen Richtungen, vorzugsweise aber der Erregungstheorie, tritt G. in seinen Lehrbüchern über allgemeine Pathologie (1813, in 2. Aufl. 1821) und über allgemeine Therapie (1830) entgegen, ohne sich übrigens und zwar besonders in der erstgenannten Schrift, von aprioristischer Speculation frei zu erhalten; man findet in dieser Arbeit die ersten Andeutungen der später von Baumgärtner[WS 1] weiter ausgeführten Lehre von dem Dualismus zwischen dem Leben des Nerven- und Gefäßsystems. Die zweite Schrift, welche als Unterlage für das Studium der Heilmittellehre vorzugsweise dem praktischen Bedürfnisse genügen sollte, zeichnet sich durch größere Nüchternheit vor der erstgenannten aus, bietet aber wenig mehr als eine oberflächliche Darstellung der den pathologischen Anschauungen jener Zeit entsprechenden allgemein-therapeutischen Grundsätze. – Später hat G. eine mit Zusätzen versehene Uebersetzung der Schrift von Mason Good über Cholera (1831, in 2. Aufl. 1832) und eine kleine selbständige kritische Schrift über Cholera (1832) veröffentlicht. Seine verdienstvollste Arbeit ist jedenfalls die „Kritik der Principien der Homöopathie“, 1835, in welcher er in gemäßigter und würdiger Weise die dieser After-Heilkunst zu Grunde liegenden Irrthümer aufdeckte und nachwies, daß auch die Diätetik nicht, wie von einzelnen Seiten behauptet worden war, von der Homöopathie eine Förderung erfahren, sondern unter der Aegide derselben sogar Rückschritte gemacht habe. – Die Schrift erschien, nachdem kurz zuvor (1834) ein anderes ordentliches Mitglied der medicinischen Facultät in Tübingen (Eschenmayer) sich offen für die Homöopathie ausgesprochen hatte, und so liegt die Annahme nahe, daß sie zur Ehrenrettung der Facultät dienen sollte.

Stammbaum S. LIX.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Karl Heinrich Baumgärtner (1798–1886), deutscher Mediziner.