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Artikel „Glaser, Hans Heinrich“ von Hermann Arthur Lier in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 49 (1904), S. 371, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Glaser,_Hans_Heinrich&oldid=- (Version vom 14. November 2024, 11:16 Uhr UTC)
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Glaser: Hans Heinrich G., Radirer, wurde im J. 1585 in Basel als Sohn eines früheren Leibeigenen des Markgrafen von Baden geboren, der zu Beginn der 1590er Jahre Schaffner im Hofe der Reiche von Reichenstein war. Er scheint eine Art von Gelehrtenbildung erhalten zu haben, da er die damals im Aufblühen begriffene „Schule auf der Burg“ in Basel besuchte. Dann ging er auf die Wanderschaft und trat in Nancy oder Straßburg zu dem tüchtigen Miniaturmaler und Radirer Friedrich Brentel in Beziehung. Man nimmt an, daß G. bei Brentel die ersten Handwerksgriffe der Aetzkunst erlernt und sich bei ihm auch in der Malerei auf Pergament versucht habe. Seit dem Jahre 1617 wieder in Basel, wurde G. im März 1618 in die Himmelzunft aufgenommen, wobei ihm die Bedingung auferlegt wurde, innerhalb der ersten drei Jahre keinen Lehrjungen oder Gesellen zu halten, da er keinen eigenen Lehrbrief hatte vorlegen können. Nachdem er sich im J. 1621 mit Maria Spät vermählt hatte, die ihn in ihrer Ehe mit acht Kindern beschenkte, wurde er zuerst im J. 1624 in weiteren Kreisen bekannt, als er für das „Schweizerische Heldenbuch“ des Pfarrers J. J. Grasser 22 Radirungen, die meist nach Arbeiten Anderer copirt waren, lieferte. Bald jedoch machte er sich auch in künstlerischer Beziehung selbständig. Im J. 1624 gab er 42 kleine Radirungen heraus, welche die Gewohnheit des damaligen Basler Lebens veranschaulichen. Diese Radirungen bilden eine wichtige Quelle für die Basler Culturgeschichte und Kostümkunde. Sie werden aber noch übertroffen durch die im J. 1634 von G. herausgegebene Folge von 58 Blättern, welche die „Basler Kleidung Aller hoch- und nidrigen Stands personen“ darstellen. Ihr eigentlicher Zweck war augenscheinlich, „den Bewohnern Basels die obrigkeitliche Kleiderordnung ad oculos zu demonstriren“. Neben diesem für die Basler Sittengeschichte ungemein werthvollen Hauptwerk lieferte G. zahlreiche illustrirte Flugblätter politischen und unpolitischen Inhalts, deren erstes aus dem Jahre 1626 herrührt. Er verherrlichte in ihnen zum Theil die evangelischen Helden des dreißigjährigen Krieges, z. B. den Schwedenkönig Gustav Adolf und den Herzog Bernhard von Weimar. Die letzte der uns erhaltenen Radirungen Glaser’s trägt die Jahreszahl 1641. Vermuthlich brachte ihm sein Handwerk nur geringe Erträge. Er mußte sich zeitweilig als Buchhändler und durch Ertheilung von Zeichenunterricht forthelfen und war daher jedenfalls sehr froh, als ihn die Regenz der Universität Basel zum Präpositus des oberen Collegs ernannte. Aber da er sich, wie es scheint, allerhand Unregelmäßigkeiten zu Schulden kommen ließ, sah er sich genöthigt, am 12. Juli 1650 sein Amt niederzulegen und sich ins Privatleben zurückzuziehen. Als er im J. 1673 hochbetagt starb, war er selbst in seiner Vaterstadt schon so gut wie vergessen. Dennoch verdient er dies Schicksal nicht, da er einer der interessantesten Basler Chronisten des 17. Jahrhunderts war, „der zwar nicht mit der Schreibfeder, wohl aber mit Stift und Radirnadel packend seine Zeit zu schildern verstanden hat“.

Vgl. Daniel Burckhardt-Werthemann, Hans Heinrich Glaser. Ein Basler Künstler aus der Zeit des dreißigjährigen Krieges, im: Basler Jahrbuch 1897. Basel 1897, S. 144–186.