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Artikel „Gerle, Hans“ von Moritz Fürstenau in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 9 (1879), S. 23–24, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Gerle,_Hans_der_%C3%84ltere&oldid=- (Version vom 15. November 2024, 06:15 Uhr UTC)
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Gerle: Hans G. Man kennt zwei Künstler dieses Namens, welche während des 16. Jahrhunderts in Nürnberg lebten und die man durch die Bezeichnung Hans G. der ältere und jüngere unterscheidet. Es ist bis jetzt nicht zu bestimmen gewesen, ob sie Söhne des Konrad G. (s. d.) oder ob sie Brüder waren oder ob etwa G. der ältere als Vater des jüngeren G. zu bezeichnen ist. Auch J. K. S. Kiefhaber, welcher in der Leipziger allgemeinen musikalischen Zeitung 1816 (S. 309 ff.) das meiste Material über die Familie G. geliefert hat, konnte diese Frage nicht entscheiden. Beide G. galten als tüchtige Lautenisten [24] und Verfertiger von Lauten, Geigen etc. Aber nur der ältere ist berühmt auch durch seine Lautenbücher geworden. Das erste derselben erschien 1532 unter folgendem Titel: „Musica Teusch, auf die Instrument der großen und kleinen Geygen, auch Lautten, welcher maßen die mit grundt vnd art jene Composicion auß dem Gesang in die Tabulatur zu ordnen vnd zu setzen ist, sampt verborgener applicacion vnd kunst, darynen ein liebhaber vnd anfanger berürter Instrument so dar zu lust vnd neygung tregt, on ein sonderliche Meyster mensürlich durch tegliche vbung leichtlich begreiffen vnd lernen mag, vormals in Truck nye vnd ytzo durch Hans Gerle Lutinist zu Nurenberg außgangen. 1532. Gedruckt zu Nurembergk durch Jeronimum Formschneyder“. Von diesem interessanten Werke hat sich nur ein Exemplar erhalten, welches im Besitze der königl. Bibliothek zu Berlin ist. Eine Beschreibung desselben enthalten die „Monatshefte für Musikgeschichte“ (Berlin 1871). Das Buch ist von hohem Interesse, da es das erste sehr klar geschriebene Lehrbuch zum Erlernen nicht nur der Lauten, sondern auch der großen und kleinen Geigen ist. Weiteres Interesse erhält dasselbe dadurch, daß es 34 vierstimmige für Geigen übertragene geistliche und weltliche Gesänge enthält, die aus dem 14. und 15. Jahrhundert stammen und sich in Deutschland erhalten hatten. Im J. 1548 erschien, ebenfalls gedruckt bei Formschneyder in Nürnberg, eine zweite Ausgabe dieses Lautenbuches, gleichlautend mit der ersten im Text, aber „Gemeret mit 9 Teutscher vnd 36 Welscher auch Frantzösischer Liedern, Vnd 2 Mudeten“. 1552 gab G. sen. eine Sammlung Compositionen verschiedener berühmter Meister jener Zeit, in Tabulatur für die Laute gesetzt, unter folgendem Titel heraus: „Eyn Newes sehr Künstlichs Lautenbuch, darinen etliche Preambel, vnnd Welsche Tentz, mit vier stimmen, von den berümbsten Lutenisten, Francisco Milaneso. Anthoni Rotta. Joan Maria Rosseto. Simon Gintzler vnd andern mehr gemacht, vnd zu samen getragen, aus welcher ihn teutsche Tabulatur versetzt, durch Hanßen Gerle den Eltern, Burger zu Nürenberg vormals nie gesehen, noch im Truck außgangen. MDLII.“ Letztes Blatt: „Gedruckt zu Nürenberg bei Jeronimus Formschneyder“. Auch dieses Werk, wie die vorher besprochene zweite Ausgabe des Lautenbuches von 1532 befinden sich im Besitz der königl. Bibliothek zu Berlin und sind beschrieben in den „Monatsheften für Musikgeschichte“ (Berlin 1872). Der 7. Jahrgang derselben Zeitschrift (1875) enthält (Seite 100) aus dem Buche von 1552 einige Tänze in moderner Uebertragung. Gerber im neuen Tonkünstlerlexikon (II. 307) nennt noch folgendes Werk des Meisters: „Lauten-Partien in der Tabulatur. Nürnberg 1530“ in klein längl. Quart. Ein Hans G. soll 1570 gestorben sein, doch ist es nicht zu entscheiden, ob dies das Todesjahr des älteren oder jüngeren ist. Der letztere war nach Walther’s musikalischem Lexikon (S. 277) sowol in Geigen als Lauten „von einer schönen proportion, guten Resonanz und mancherley Größen zu machen, auf welchen beyden Instrumenten er auch gar fein spielete, zu seiner Zeit in einer guten Renommée“. Starb ums Jahr 1570; s. Doppelmayrs Histor. Nachricht von den Nürnbergischen Künstlern, p. 291“.