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Artikel „Gerl“ von Egon von Komorzynski in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 49 (1904), S. 300–301, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Gerl,_Franz_Xaver&oldid=- (Version vom 26. Dezember 2024, 07:20 Uhr UTC)
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Gerl ist der Name eines Sängers und Componisten, der sich als Sänger der Schikaneder’schen Truppe und als Componist von Zauberopern und Wiener Volksstücken in den neunziger Jahren des 18. Jahrhunderts sehr hervorgethan hat. Ueber sein Leben ist nichts Genaueres bekannt. Er war 1787 Mitglied der Schikaneder’schen Schauspielergesellschaft, die bis 1789 in Regensburg spielte. 1789 ging Schikaneder mit dem ganzen Personale nach Wien und übernahm die Direction des Freihaus-Theaters. G. blieb Mitglied dieser Bühne und folgte auch 1801 seinem Principal in das neu erbaute Theater an der Wien. Ueber Gerl’s Leistungen als Schauspieler und Sänger ist heute kaum mehr ein sicheres Urtheil möglich. Als Componist kannte er ausschließlich nur praktische Rücksichten. Flink und fingerfertig wie er war, wurde er bald der geschickteste Helfer Schikaneder’s in musikalischen Dingen. Der erbitterte Concurrenzkampf, welchen Schikaneder in Wien gegen die anderen Volksbühnen, insbesondere gegen das von Marinelli geleitete „Kasperl“-Theater in der Leopoldstadt, zu führen hatte, brachte es mit sich, daß neu gedichtete Possen und Opern, damit man sie recht bald aufführen könne, nicht einem einzigen Componisten zur Vertonung gegeben, sondern von mehreren [301] Musikern, die sich in die Arbeit theilten, actweise – oder gar in noch kleineren Partien – componirt wurden. Neben Schikaneder’s Capellmeister J. Henneberg und dem Sänger Schack war da namentlich unser G. eifrig thätig. Von ihm stammt zum Theil die Musik zu dem Singspiel „Anton, der dumme Gärtner“ (1789), mit dem Schikaneder Marinelli’s Kasperliaden übertrumpfen und verdrängen wollte; er arbeitete auch mit an der Musik zu Schikaneder’s erster volksthümlicher Zauberoper „Der Stein der Weisen oder die Zauberinsel“ (erste Aufführung im Freihaus-Theater am 11. September 1790): einem nicht erhalten gebliebenen Werk, das in verschiedener Hinsicht eine Vorstudie zur „Zauberflöte“ genannt werden kann: es enthält eine Feuer- und Wasserprobe, ein „unschuldiges Paar, das sich zärtlich liebt und viele Hindernisse findet“ , einen „jovialischen Naturmenschen mit einem leichtsinnigen Weibchen“, einen guten und einen bösen Genius und „ein Duett im zweiten Act, wo Lubanara nur miauen kann“ (vgl. Der Freimüthige 1804, Nr. 209). Auch Mozart hat für diese Oper seines Freundes bereits ein Duett componirt. Von anderen Singspielen Gerl’s sind die folgenden, die er meist gemeinsam mit seinem Kameraden Schack componirte, bekannt: „Das Schlaraffenland“, „Die Wiener Zeitung“, „Graf Balbana oder die Maskerade“. – Als Schikaneder 1806 Wien verließ und die Direction des Brünner Theaters übernahm, nahm er neben Perinet, Heurteur und anderen Stützen seiner Truppe auch G. mit nach Brünn. Von Gerl’s späterem Lebenslauf ist mir nichts bekannt.

Fétis III, 459. – Eitner IV, 206 f. – Wurzbach V, 154.