Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Clusenberg, Georg und Martin“ von Bernhard Grueber in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 4 (1876), S. 348–349, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Georg_von_Klausenburg&oldid=- (Version vom 16. November 2024, 01:17 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Cludius, Andreas
Nächster>>>
Clusius, Carolus
Band 4 (1876), S. 348–349 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Georg von Klausenburg in der Wikipedia
Georg von Klausenburg in Wikidata
GND-Nummer 123190096
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|4|348|349|Clusenberg, Georg und Martin|Bernhard Grueber|ADB:Georg von Klausenburg}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=123190096}}    

Clusenberg (fälschlich Clusenbach): Georg und Martin C., zwei Bildhauer und Erzgießer, wurden von Kaiser Karl IV. nach Prag berufen, wo sie zwischen 1370–1373 das gegenwärtig im Residenzhofe des Hradschin aufgestellte Reiterstandbild des heiligen Georg modellirten und gossen. Heimath und Lebensverhältnisse dieser ausgezeichneten Künstler, wahrscheinlich Brüder, sind gänzlich unbekannt; ihre Namen haben sich erhalten durch eine am Schilde der Georgsstatue angebrachte Inschrift, lautend: „A. Dni. M. CCCLXXIII. hoc opus imaginis S. Georgii per martinum et georgium de Clusenberch conflatum est.“ Daß der Name Clusenberch einem Orte entnommen sei, läßt sich kaum bezweifeln; doch hat es bisher nicht gelingen wollen, unter den vielen Orten, welche mit Clus, Clause oder Chiusa beginnen, den richtigen auszufinden. Da sowol die künstlerische Behandlung wie die Technik des Gusses auf Köln hindeuten, dürfte die Heimath der Meister am Unterrhein, in Westfalen oder Niedersachsen zu suchen sein. Möglich, daß die alte Reichstadt Goslar, wo der Erzguß schon im 11. Jahrhundert betrieben wurde und in deren Nähe ein Sandsteinberg den Namen Clus führt, ihre Vaterstadt ist. Unter allen dem 14. Jahrhundert entstammenden statuarischen Gußwerken nimmt das in Rede stehende Denkmal mit Entschiedenheit den ersten Rang ein, als das größte und durchgebildetste: es ist etwas unter Lebensgröße gehalten, indem die Gesammthöhe von den Hufen des Pferdes bis zur erhobenen Hand des Reiters 2,25 M. beträgt, während die Figur des Heiligen allein 1,20 M. hoch ist. Die Anordnung des Ganzen ist überaus lebendig und wohlgemessen, die Zeichnung correct und die Ausführung im höchsten Grade sorgfältig. Kopf und Gestalt des Heiligen zeigen noch die conventionellen Formen, welche allen gothischen Bildwerken eigen sind; das Gesicht ist zwar edel aber leblos, der Leib in herkömmlicher Weise geschwungen. Der Ritter hält in der erhobenen Rechten die Lanze, welche er dem Unthier in den Rachen stößt, während die linke Hand den Zügel anzieht. Ungleich freier und naturgemäßer als der Reiter ist das Pferd behandelt, welches sich über dem unter seinen Füßen sich windenden Drachen aufbäumt und im Galopp hinwegzusetzen sucht. Ueber die meisterhafte Ausführung des Pferdes äußerte sich schon der gelehrte Historiker Balbin im Jahre 1681, daß es von allen Künstlern bewundert werde und daß die Adern und Muskeln vollständig [349] ausgedrückt seien. – Im Jahre 1561 wurde das Denkmal bei Gelegenheit eines am S. Georgsplatze abgehaltenen Turnieres schwer beschädigt, indem mehrere Personen auf den Rücken des Pferdes kletterten, unter welcher Last das Standbild überschlug und, weil es mit einem Röhrbrunnen verbunden war, in das vorstehende Wasserbassin stürzte. Damals wurden der Kopf und die beiden Hinterbeine des Pferdes abgesprengt; doch fand kein Umguß statt, wie vielfach behauptet wird, sondern es gelang mittels geschickter Löthungen das Kunstwerk so zusammenzufügen, daß der alterthümliche Charakter keine Störung erlitten hat. Das Erz, aus welchem das Denkmal besteht, wurde von mehrern Chemikern untersucht und als eine Legirung von 10 Gewichtstheilen Kupfer und 1 Gewichtstheil Zinn, ohne anderweitige Zusätze, befunden. Ein zweites Bildwerk, welches auch nur annähernd die Manier der Meister C. verriethe, ist nicht bekannt, obwol die in der Georgsstatue niedergelegten Kunstkenntnisse eine ausgebreitete Thätigkeit voraussetzen.

Vgl. Balbinus, Epitome rerum bohem., Prag 1681. – Karl Adolf Redel, Beschreibung von Prag, 1704. – Ferd. Mikowec, Alterthümer und Denkwürdigkeiten von Böhmen, 1853–56.