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Artikel „Gansler, Rupert“ von Jakob Franck in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 8 (1878), S. 365, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Gansler,_Rupert&oldid=- (Version vom 8. Oktober 2024, 18:40 Uhr UTC)
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Gansler: Rupert G., geistlich-humoristischer Schriftsteller, wurde geboren um das J. 1658 zu Innsbruck. Später Mönch des Klosters St. Afra und Ulrich in Augsburg, wo er in den J. 1696 und 1697 Lehrer der Philosophie war, starb er daselbst den 3. Juni 1703. Er ist Verfasser mehrerer zu ihrer Zeit viel gelesener sowol geistlicher als weltlicher Schriften, die jedoch jetzt sämmtlich zu den seltensten gehören und zum Theil nicht wieder aufgefunden sind. Unter diesen verdient besondere Erwähnung: „Lügenschmid, Das ist: Unter dem Schein der Warheit verborgener, anjetzo aber entdeckter Welt-Betrug …“ Augspurg und Dillingen, … 1700. 3 Theile. 4 (in meiner Sammlung und einst Eigenthum des Klosters Waldsassen). Es sind dies eine Anzahl Tractate im Geschmacke des Abraham a St. Clara und fast ebenso reich an Witz, Laune und Humor wie die Werke seines Vorgängers. Beispielsweise sind die Abhandlungen des dritten Theiles betitelt: „Lügenschmidische Warheit“ (S. 1–47); „Zeit-Verkürtzung mit der Music“ (S. 48–142); „Lügenschmidische krümme Sprüng“ (S. 143–221); „Lügenschmidische Kriegs-Fahne“ (S. 221–319); „Lügenschmidische Schatzgräber“ (S. 320–403). Alle diese Tractate, eine große Menge von Kenntnissen bekundend, aber auch Alles mit burleskem Anstriche, sind jedoch eine Fundgrube zum Theil höchst seltener Sprüchwörter und sprüchwörtlicher Redensarten (an der Zahl 606), untermischt mit lateinischen Sprüchen und Sentenzen. Den dritten Theil dieses Werkes dedicirte G. der „Frau Veritas“ als: „Der Aller-Durchlauchtigsten und Unüberwindlichsten Fürstin und Frauen, Frauen Veritas, Der gantzen Welt Großmächtigsten Kayserin, Erb-Königin deß Himmlischen Jerusalem und Infantin der Göttlichen Warheit“. Die Zuschrift selbst aber faßt 5½ Quartseiten und schließt mit den Worten: „Ihro Majestät devotissimus Servus P. Rupertus Gansler“. Vgl. zu solchen Dedicationen auch den Art. „Gwarinonius“. Unter seinen übrigen Schriften findet sich auch ein allen Bibliographen unbekanntes Buch mit dem Titel „Monsieur Scharxel 1696. 8. Libellus satyricus, curiosus ac facetus, quem seriis lepida intermiscens, gravioribus curis et melancholiae pellendae edidit.“

Fr. Ant. Veith, Bibl. August. 1791. VII. p. 144, wo seine übrigen Schriften verzeichnet sind.