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Artikel „Gülich, Gustav von“ von Max Bär in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 49 (1904), S. 622–623, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:G%C3%BClich,_Gustav_von&oldid=- (Version vom 20. April 2024, 01:09 Uhr UTC)
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Gülich: Gustav von G. wurde am 1. Juni 1791 zu Osnabrück als Sohn einer altangesessenen Familie geboren. Nachdem er seine erste Ausbildung in Bremen erhalten, wurde er zunächst Kaufmann, dann praktischer Landwirth, studirte in Göttingen und erwarb ein Landgut (Steinbrück) bei Hildesheim. Das ruhige Landleben befriedigte aber seinen lebhaften Geist nicht vollkommen; nachdem er durch die Lehnsverhältnisse gezwungen war, das [623] Gut den Verkäufern zurückzugeben, trieb er eingehende staatswirthschaftliche Studien, als deren Frucht er schon 1826 eine kleine Schrift über Handel, Gewerbe und Ackerbau des Königreichs Hannover, dann seine „Geschichtliche Darstellung des Handels, der Gewerbe und des Ackerbaues der bedeutendsten handeltreibenden Staaten unserer Zeit“, Jena 1830, 2 Bände, veröffentlichte. Schon vorher hatte er auf mehreren Reisen nach England technische Kenntnisse gesammelt und, um sie im Inlande zu verwerthen, eine Papierfabrik (Wertheim) bei Hameln und ein Kohlenbergwerk angelegt, deren Betrieb mit dem Jahre 1830 begann. Aber das Aufkommen dieser Anlagen wurde erschwert durch ungünstige Conjuncturen, durch mangelnde gesetzliche Fürsorge der Regierung und durch seine eigenen socialpolitischen Rücksichten auf die arbeitenden Classen, die unter anderm in seinem längeren Sträuben gegen die Einführung von Maschinen für die Papierfabrikation Ausdruck fanden. Wieder war es die Rücksicht auf das Wohl der arbeitenden Classen, die ihn veranlaßte, ein Mittel gegen deren Verarmung in einer intensiveren Betreibung der Landwirthschaft zu suchen, vor allem in der Ausdehnung der Cultur auf wüste Landflächen. In verschiedenen Gegenden Deutschlands suchte er sich die nöthigen Kenntnisse über die Einrichtung besserer Cultur zu verschaffen, die er dann mit den neuen Entdeckungen der Agriculturchemie verband und durch Urbarmachung seiner bei Levern im Kreise Lübbecke erworbenen Ländereien verwerthete. Ueber diesen Bestrebungen ist er am 4. August 1847 gestorben.

Nach seinen Schriften und seinem Lebensgang erscheint v. G. als ein Mann von edelster Gesinnung, immer bereit, den Nothleidenden zu helfen, der Allgemeinheit zu dienen, den Fortschritt zu fördern, selbstlos und von patriotischer Begeisterung erfüllt zur Zeit der Freiheitskriege. Er war verheirathet seit 1818 mit Johanna Henrici, die ihn mit zwei Söhnen und drei Töchtern überlebte.

Außer den obengenannten Schriften veröffentlichte er: „Ueber den Handel und die übrigen Zweige der Industrie im Königreiche Hannover seit 1826“, Hannover 1831; „Noch ein Wort über Handel und Gewerbe des Königreichs Hannover und ob es gerathen sei, sich dem preußischen Zollverbande anzuschließen“, Hameln 1832; „Ueber die Verhältnisse der Bauern im Fürstenthum Kalenberg“, Hannover 1831; „Kleine Schriften staatswirthschaftlichen und verwandten Inhalts“, Hameln 1833; „Ueber die gegenwärtige Lage des englischen und des deutschen Handels“, Göttingen 1834; „Ueber den Einfluß der neuesten Revolution in Frankreich und den Niederlanden auf den Handel dieser Länder sowie besonders auf den Handel Deutschlands“, Göttingen 1831; „Ueber meine industriellen Unternehmungen“, Hameln 1835; „Ueber die gegenwärtige Lage der Linnenmanufactur in Kurhessen“, Kassel 1843; „Ueber die Urbarmachung wüster Ländereien als Mittel viele Erwerblose zu beschäftigen“, Kassel 1844; „Die Kartoffelkrankheit vom Jahre 1845“, Hameln 1845; „Ein Wort über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft von Deutschlands Handel, Gewerbe und Ackerbau“, Berlin 1848.

Obige Schriften. – Mitthlgn. des Sohnes, des Ministerresidenten a. D. Friedrich v. Gülich in Wiesbaden.