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Artikel „Goepel, Gustav Adolph“ von Moritz Cantor in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 9 (1879), S. 370, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:G%C3%B6pel,_Gustav_Adolf&oldid=- (Version vom 26. November 2024, 22:06 Uhr UTC)
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Band 9 (1879), S. 370 (Quelle).
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Goepel: Gustav Adolph G., Mathematiker, geb. am 29. September 1812 zu Rostock, gest. 7. Juni 1847 zu Berlin. Der Vater, aus Sachsen gebürtig, war Musiklehrer in Rostock, und von ihm scheint G. die von seinen Freunden an ihm gerühmte große musikalische Begabung geerbt zu haben, welche sich, wie es nicht selten der Fall ist, mit ungewöhnlichem mathematischen Talent paarte. Den wissenschaftlichen Unterricht erhielt G. von einem mütterlichen Oheim, der englischer Consul in Corsica war, und den 10jährigen Knaben zu sich nahm. In Pisa besuchte G. bereits 1825 und 1826 Universitätsvorlesungen über höhere Mathematik nach dem damaligen Zustande dieser Wissenschaft. Im folgenden Jahre kehrte er, reifer als seine Altersgenossen es zu sein pflegen, nach Rostock zurück, wo er noch zwei Jahre das Gymnasium besuchte, um 1829 zur Universität nach Berlin abzugehen. Er studirte so ziemlich Alles, was die philosophische Facultät ihm bot und doctorirte erst 1835 mit einer Dissertation „De aequationibus secundi gradus indeterminatis“, in welcher er die Kettenbruchentwicklung von zur Zerfällung von A in Quadrate benutzte, auch wenn diese Zahl Primzahl von der Form oder das Doppelte einer solchen ist, während Legendre nur den Fall hatte erledigen können, in welchem A Primzahl von der Form war. G. war Lehrer am Werder’schen Gymnasium, dann an der königl. Realschule in Berlin. Darauf erhielt er eine Anstellung an der königl. Bibliothek daselbst und besorgte nebenbei die erste Correctur des Grunert’schen Archivs der Mathematik und Physik, welches seit 1841 erschien. Mit Berliner Mathematikern verkehrte er gar nicht, so daß diese sein Vorhandensein nicht ahnten und, wie C. G. J. Jacobi sich ausdrückt, „erst nach seinem Tode erfuhren, welch’ ein bedeutendes Talent unter ihnen gelebt hatte“. Von 1843–1846 veröffentlichte er einige kleinere Aufsätze im III., IV., VI. Bande des genannten Archivs, unter welchen der „Ueber Wurzelausziehung aus Binomien von der Form “ zahlentheoretischen Scharfsinn, der „über die perspectivischen Lagen eines Strahlenkegels auf einer perspectivischen Geraden“ und einige andere tiefes Verständniß der neueren Geometrie verrathen, von welchem der nachgelassene Aufsatz „Ueber Projectivität der Kegelschnitte als krumme Gebilde“ (abgedruckt bei Crelle XXXVI) ein weiteres Beispiel gibt. Seine zu spät entstandene Berühmtheit verdankt aber G. hauptsächlich dem Aufsatze: „Theoriae transcendentium Abelianarum primi ordinis adumbratio levis“ (Crelle XXXV, 277–312), welchen er dem Herausgeber des Journals für reine und angewandte Mathematik noch persönlich einhändigte, dessen Abdruck er aber schon nicht mehr erlebte. In dieser Abhandlung gibt G., um hier wieder Jacobi’s Worte zu benutzen „die Lösung eines der bedeutendsten Probleme, welches sich die gegenwärtige Mathematik gestellt hat, die umgekehrten Functionen der ersten Classe der Abel’schen Integrale wirklich darzustellen.“ Wie zeitgemäß jene Arbeit war, beweist der Umstand, daß die Pariser Akademie dasselbe Problem zum Gegenstand einer Preisfrage gewählt hatte, und hätte der überbescheidene G., der weder während der Ausarbeitung, noch nach der Vollendung seiner Arbeit irgend wen zu Rathe zog, dieselbe eingereicht, so kann kein Zweifel daran sein, daß er den Preis mit Joh. Georg Rosenhain getheilt hätte, dessen Concurrenzschrift 1846 von jener Akademie gekrönt wurde.

Vgl. Poggendorff, Handwörterbuch I, 921 und 1569. – C. G. J. Jacobi bei Crelle XXXV, 313–317 und Crelle ebenda 317–318.