Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Froben, Emanuel“ von Rudolf Schwarze in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 8 (1878), S. 124–125, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Froben,_Emanuel&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 08:44 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Fröbel, Friedrich
Band 8 (1878), S. 124–125 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Emanuel Froben in der Wikipedia
Emanuel Froben in Wikidata
GND-Nummer 136000495
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|8|124|125|Froben, Emanuel|Rudolf Schwarze|ADB:Froben, Emanuel}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=136000495}}    

Froben: Emanuel F., in directer Linie von dem bekannten Baseler Buchdrucker Johannes F. (s. d.) abstammend, geboren den 4. März 1640 auf dem bei Basel gelegenen Schloß Bencken. Nachdem sein Vater mit seiner Familie von dort nach Heidelberg übergesiedelt war, um die Stelle eines Stallmeisters bei dem Kurfürsten Karl Ludwig von der Pfalz zu übernehmen, trat Emanuel, der älteste von sechs Brüdern, 1663 in gleicher Eigenschaft in die Dienste des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg. Aus seinem weiteren Leben ist wenig mehr bekannt, als daß er sich mit einem Hoffräulein der Kurfürstin, Elisabeth v. Wangenheim, verlobte, 1674 den Kurfürsten auf dessen Feldzug an den Rhein begleitete und mit ihm in die Marken zur Vertreibung der Schweden zurückkehrte. In dessen unmittelbarer Nähe wurde er in der Schlacht bei Fehrbellin am 18./28. Juni 1675 von einer Stückkugel über dem Knie getroffen und starb kurze Zeit darauf. Noch an demselben Tage verlieh der Kurfürst an Emanuels jüngsten Bruder Jacob Christoph, den er an des Verstorbenen Stelle in seine Dienste nahm, den Adel und als Wappen ein weißes Pferd auf blauem Grunde. Froben’s Leiche aber ließ er, wie auch die der anderen gefallenen Officiere, nach Berlin bringen und dort, da dessen Familie reformirt war, im Dom beisetzen. Auch mehrere auf die Schlacht bei Fehrbellin geprägte Medaillen, welche die Verfolgung der Schweden darstellen und die Umschrift tragen: „A Domino hoc factum et mirabile est in oculis nostris“, zeigen im Vordergrund neben dem Kurfürsten auch den eben vom Pferde sinkenden F. [125] (Oelrich’s Churbrandenb. Medaillencabinet, Taf. 42–46). Die Art, wie der Kurfürst das Andenken des Verstorbenen geehrt hatte, trug wesentlich dazu bei, die bekannte Tradition zu stützen, daß F. der Lebensretter des Kurfürsten geworden sei, indem er ihn bewog, den bisher in der Schlacht gerittenen Schimmel, eine willkommene Zielscheibe für die Geschosse der Feinde, mit seinem eigenen Braunen zu vertauschen. Soweit bekannt, gedenkt ihrer zuerst J. P. Gundling in seiner (noch handschriftlichen) Biographie des Großen Kurfürsten (1708) und wol aus dieser Quelle ging diese Angabe in Friedrichs des Großen „Mémoires de Brandebourg“ (1751) über. Sie fand dann bald die weiteste Verbreitung und besonders bei Dichtern – ich erinnere nur an H. v. Kleist in seinem Prinzen von Homburg – begeisterten Wiederhall. – Und dennoch entbehrt sie der historischen Grundlage, denn keine der zeitgenössischen, später weniger beachteten Quellen: weder das Tagebuch des Augenzeugen, Kammerjunkers Dietr. Sigism. v. Buch (im französischen Original noch ungedruckt, ins Deutsche übersetzt von v. Kessel 1865), noch die Verfügung des Kurfürsten über Froben’s Begräbniß, noch die auf ihn gehaltene Leichenpredigt u. a. gedenkt jenes durch F. veranlaßten Pferdetausches, dem sogar eine im Auftrage des Kurfürsten Friedrich III. 1693 angefertigte Gobelintapete (jetzt im Schlosse Monbijou zu Berlin) direct widerspricht, sofern sie den Kurfürsten noch auf einem Falben reitend darstellt, während F. auf seinem Braunen am Boden liegt. Man hat daher die schon vom Ordensrath König[WS 1] (Jahrbücher d. Preuß. Monarchie, 1799. I. S. 346) angezweifelte Tradition aus einer sagenhaften Deutung des Wappens erklärt, welches als ein Symbol für das Amt des Stallmeisters anzusehen ist, wie denn auch der 1698 geadelte brandenburgische Stallmeister Conr. Bauer ein Pferd als Wappenhelmzier erhielt (Gritzner, Chronolog. Matrikel der brandenb. Standeserhöhungen u. d. J.). Doch hat neuerdings W. Schwartz aus Notizen in Feldmann’s Ruppiner Collectaneen (1761 u. 69) nachgewiesen, daß in der That in der Schlacht bei Fehrbellin ein Leibjäger Uhle, offenbar nach Froben’s Tod, „dem Kurfürsten sein Pferd aufnöthigte, welches alsbald unter ihm erschossen ward“. Uhle wurde dafür, so jung er war (geb. um 1653, † 1699), mit dem einträglichen Landjägerposten in Ruppin belohnt. Somit hat die Tradition, wie es ihre Art ist, den Hergang vereinfachend, auch dessen That auf den Gefallenen übertragen, der das dem Kurfürsten bestimmte Geschoß, wenn auch nicht auf sich gelenkt, doch empfangen hatte und dessen Namen sie um so fester bewahrte, als auch seine fünf Brüder sämmtlich als Stallmeister theils dem Großen Kurfürsten, theils dem verbündeten Prinzen Wilhelm von Oranien in aufopfernder Treue gedient hatten.

Vgl. die Artikel v. W. Schwartz in der Zeitschr. für Preuß. Geschichte 1863–76; Schwarze, Die Froben’schen Grabschriften in Frankfurt a. O. (Mittheil. des Histor. Vereins das. 1867, S. 144 ff.); Brecht, E. Froben und seine Familie (Der Bär, Berlinische Blätter 1875, S. 81 ff.); Fehrbellin von v. Witzleben u. Hassel.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Anton Balthasar König (1753–1814), Historiker, Biograph; preußischer Ordensrat.