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Artikel „Hausen, Herr Friedrich von“ von Wilhelm Wilmanns in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 11 (1880), S. 86–87, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Friedrich_von_Hausen&oldid=- (Version vom 27. November 2024, 19:23 Uhr UTC)
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Band 11 (1880), S. 86–87 (Quelle).
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Hausen: Herr Friedrich v. H., Minnesänger. Er stammte aus einem rheinischen, in der Nähe von Worms angesessenen Adelsgeschlecht und muß gegen 1150 geboren sein; er starb am 6. Mai 1190. H. gehört zu den angesehensten Rittern seiner Zeit. Zu wiederholten Malen treffen wir ihn in der Umgebung [87] König Heinrichs VI., und Kaiser Friedrich I. betraute ihn mit wichtigen Geschäften. In der Begleitung Heinrichs VI. sehen wir ihn, als dieser sich 1185 nach Italien begeben hatte, um sich mit Constanze von Sicilien zu vermählen; im Gefolge des Kaisers befand er sich, als dieser gegen Weihnachten 1187 mit dem König Philipp August von Frankreich an der Maas zusammenkam. Er wurde dann einer der zehn hohen Urtheilssprecher, die der Kaiser damals in Angelegenheiten des Grafen von Hennegau bestellte. Ein Jahr später geleitete er den letzteren nach Worms zur Belehnung durch König Heinrich und erscheint bei den darauf folgenden wichtigen Verhandlungen als Zeuge. – Damals hatte H. wol schon das Kreuz genommen, vermuthlich zugleich mit dem Kaiser auf dem Mainzer Hoftage im März 1188. Im Frühling des folgenden Jahres brach er mit dem Kreuzheer vom Rheine auf; von der Fahrt sandte er noch ein Lied in die Heimat, um gute Frauen vor denen zu warnen, die aus Liebe zu den Ihrigen oder um der Minne willen daheim geblieben wären. Er selbst kehrte nicht wieder; im Treffen bei Philomelium fand er seinen Tod. Chronisten erzählen, er sei, zu hitzig in der Verfolgung eines Türken, mit dem Pferde gestürzt, so daß er sich nicht wieder zu erheben vermocht habe. Das ganze Heer sei über den Fall eines so tapfern und edeln Mannes in Bestürzung gerathen, der Kampf abgebrochen. – Mit reger Theilnahme für die öffentlichen Ereignisse verband H. den Minnedienst und eine nicht geringe Bedeutung für die Entwickelung des lyrischen Gesanges. Er ist, so viel wir wissen, der erste oberdeutsche Sänger, der sich mit voller Gewandtheit in dem feinen französischen Stil des Minneliedes bewegt. Reinmar, der Meister in dieser Kunst, „ist nur ein Nachfolger Friedrichs v. H., dessen feine Gedankenpoesie und Kunst der Dialektik er nur noch weiter ausbildete und verfeinerte bis ins Subtile“. In den ungenauen Reimen berührt sich H. noch mit der älteren Zeit; aber im Stil, in der Gedankenentwickelung, im Vers- und Strophenbau, d. h. in der Musik, erscheint er ganz modern. „Sein Beispiel ist für die ganze Reihe von Dichtern bestimmend gewesen, die neben ihm und noch nach seinem Tode in Allemannien und Schwaben und sonst in der Umgebung des staufischen Hofes sich in der neuen Weise versuchten.“

Des Minnesangs Frühling, hrsg. von Lachmann und Haupt, S. 251. Müllenhoff in der Zeitschrift f. D. Alterthum, 14, 133 ff. Lehfeld in den Beiträgen zur Geschichte der deutschen Sprache, hrsg. von Paul und Braune, 2, 345 ff.