ADB:Friederichs, Karl
Karl Friedrich Naegelsbach einen bedeutenden Einfluß auf ihn ausgeübt hatte, promovirte er im J. 1853 als Dr. phil. mit einer Dissertation über den Chor bei Euripides und Sophocles („Chorus Euripideus comparatus cum Sophocleo“. Erlangen 1853). Nachdem er dann kurze Zeit als Lehrer in Elsfleth im Oldenburgischen gewirkt hatte, ging er zu seiner weiteren wissenschaftlichen Ausbildung nach Berlin, wo er sich vorzugsweise archäologischen Studien unter Ed. Gerhard’s Leitung widmete. 1855 habilitirte er sich als Privatdocent für das Fach der Archäologie an der Universität Erlangen mit einem Schriftchen über den Einfluß der Charakterverschiedenheit der griechischen Stämme auf die Entwickelung der griechischen Plastik („Nationum graecarum diversitates etiam ad artis statuariae et sculpturae discrimina valuisse“. Erlangen 1855). Im J. 1858 wurde er nach Berlin als Directorialassistent des k. Museums an Th. Panofka’s Stelle berufen und erhielt dazu noch im gleichen Jahre eine außerordentliche Professur für Archäologie an der Universität Berlin. 1868 zum Director des Antiquariums des k. Museums an Gerhard’s Stelle ernannt, unternahm er im Herbste des J. 1869 im Auftrage und im Interesse des Museums zum Ankaufe von Alterthümern eine Reise nach der Insel Cypern, an welche sich unmittelbar eine vom October 1869 bis Mai 1870 dauernde Reise nach Palästina, Aegypten, Griechenland, Sardinien, Sicilien, Italien, Frankreich und England anschloß. An der Verarbeitung der wissenschaftlichen Ergebnisse dieser Reise wurde er durch ein bald nach seiner Heimkehr sich entwickelndes Brustleiden gehindert, von welchem ihn am 19. October 1871 der Tod erlöste; die anschauliche Schilderungen von Land und Leuten der Gegenwart und von den Denkmälern des Alterthums enthaltenden Briefe, welche er von dieser Reise aus an seine Gattin geschrieben hatte, sind nach seinem Tode veröffentlicht worden unter dem Titel: „Kunst und Leben. Reisebriefe aus Griechenland, dem Orient und Italien“ (Düsseldorf 1872). Friederichs’ wissenschaftliche Arbeiten gehören, abgesehen von der oben erwähnten Doctordissertation und einer Schrift über Pindar, in welcher er einen übermäßigen Conservativismus gegenüber der Ueberlieferung des Textes dieses Dichters vertritt („Pindarische Studien“, Berlin 1863; dazu einige Aufsätze „Erklärungen zu Pindar’s Epinikien“ im Philologus, Bd. XII, XIII und XV), durchaus dem Gebiete der Archäologie der Kunst, speciell der Plastik und Malerei der Griechen an. Die wichtigeren derselben sind folgende: „Praxiteles und die Niobegruppe, nebst Erklärung einiger Vasenbilder“. Leipzig 1855. (Eine Art Fortsetzung dazu bildet der Aufsatz: „Beiträge zur Chronologie und Charakteristik der Praxitelischen Werke“, in der Zeitschrift für die [392] Alterthumswissenschaft 1856, Nr. 1). „Die Philostratischen Bilder. Ein Beitrag zur Charakteristik der alten Kunst.“ Erlangen 1860. (Gegen H. Brunn’s Widerspruch vertheidigte der Verfasser den in dieser Schrift von ihm vertretenen Standpunkt in einem im V. Supplementband der Jahrbücher für classische Philologie S. 133 ff. abgedruckten Aufsatze „Nachträgliches zu den Philostratischen Bildern.“) – „Berlins antike Bildwerke: I. Die Gypsabgüsse im Neuen Museum in historischer Folge erklärt (auch unter dem Titel „Bausteine zur Geschichte der griechisch-römischen Plastik“). Düsseldorf 1868. II. Geräthe und Broncen im Alten Museum (auch unter dem Titel: „Kleinere Kunst und Industrie im Alterthum“), 1871. Dazu kommen noch einige im Auftrage der archäologischen Gesellschaft zu Berlin verfaßte Programme zum Winckelmannsfest („Apollon mit dem Lamm“, 1861; „Der Doryphoros des Polyklet“, 1863; „Amor mit dem Bogen des Herakles“, 1867), verschiedene kürzere Aufsätze in der Archäologischen Zeitung und anderen wissenschaftlichen Zeitschriften, endlich die von F. unter Mitwirkung des Verfassers ausgeführte Neubearbeitung des die Kunst der Griechen und Römer behandelnden zweiten Bandes der Geschichte der bildenden Künste von Dr. Carl Schnaase (Düsseldorf 1866.)
Friederichs: Karl F., Archäolog, geb. zu Delmenhorst im Oldenburgischen den 7. April 1831, bezog, auf den Gymnasien zu Bremen und Oldenburg vorgebildet, in seinem 17. Lebensjahre die Universität Göttingen, um Philologie zu studiren und setzte dieses Studium an der Universität Erlangen fort. Hier, wo besonders