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Artikel „Frey, Janus Cäcilius“ von Albert Schumann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 7 (1878), S. 361–362, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Frey,_Janus_C%C3%A4cilius&oldid=- (Version vom 24. November 2024, 09:57 Uhr UTC)
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Frey: Janus Cäcilius F., philosophischer und medicinischer Schriftsteller, war gebürtig aus Kaiserstuhl im Canton Aargau. Seine Geburt mag in das letzte Drittel oder Viertel des 16. Jahrhunderts fallen; über seinen früheren Bildungsgang ist nichts bekannt. Wahrscheinlich vollendete er seine anderwärts begonnenen akademischen Studien in Paris; wenigstens erhielt er dort zu Anfang des 17. Jahrhunderts die Professur der Philosophie am Collegium Montaigu, eine Stellung, die er sich vor zahlreichen Bewerbern durch eine glänzend bestandene Prüfung errungen hatte. Seine Vorträge fanden großen Beifall, namentlich auch bei vornehmen jungen Männern, von denen manche zudem noch seinen Privatunterricht suchten. Unter seinen Schülern werden neben Anderen Joh. Valesdens und Antoine Morand, die nachmaligen Herausgeber seiner gesammelten wissenschaftlichen Schriften, und der gelehrte Abbé Michel de Marolles genannt. Sein bedeutendes Ansehen geht auch daraus hervor, daß er am genannten Collegium den Gebrauch der griechischen Sprache bei öffentlichen Disputationen einführte, ein Vorgang, der bald von der Pariser Universität nachgeahmt wurde. Trotz seiner vielfachen Thätigkeit als Lehrer und Schriftsteller gestattete ihm doch seine reiche Begabung, sich noch dem Studium der Medicin zu widmen. 1618 erwarb er sich den Doctorgrad und hielt seit 1622 auch Vorlesungen über diese Wissenschaft am Collegium Boncourt. Auf einer seiner damals gedruckten Schriften nennt er sich „Leibarzt der Königin-Mutter“ (Maria von Medici). Es ist dies allem Anschein nach ein bloßer Ehrentitel, [362] da sich sonst nirgends eine Andeutung findet, daß er die Heilkunde praktisch ausgeübt habe. Er starb, ein Opfer der Pest, am 1. August 1631 im Ludwigsspitale zu Paris. – Frey’s wissenschaftliche Schriften sind sehr zahlreich und wurden nach seinem Tode von seinen obengenannten Schülern in zwei starken Octavausgaben gesammelt. Beide erschienen zu Paris: die eine, „Opera“ betitelt, 1645 bei J. Gesselin, die andere, „Opuscula varia“, 1646 bei P. David. Während die erstere bereits einzeln gedruckte Schriften zusammenfaßt, enthält die zweite entweder handschriftlich hinterlassene oder von seinen Schülern nachgeschriebene. Beide Ausgaben sind jetzt sehr selten und nur in wenigen Bibliotheken, wie in der Cantonsbibliothek in Aarau, anzutreffen. – Unter den einzelnen Schriften verdienen zunächst die „Admiranda Galliarum“ genannt zu werden. Sie geben eine kurze Darstellung aller geographischen und sonstigen Merkwürdigkeiten „Galliens“, d. h. nicht nur des damaligen Frankreichs, sondern auch der Schweiz und derjenigen Gebiete, welche einst von Cäsär zu Gallien gerechnet wurden. Die „Via ad divas scientias artesque, linguarum notitiam, extemporaneos sermones nova et expedita“, zuerst 1628 in Paris erschienen, dann in der Sammlung von 1645 wiederholt und mehrfach in Deutschland nachgedruckt, enthält eine Art Pädagogik nach den Grundsätzen des Raimundus Lullius. F. entwickelt hier manche verständige Ansicht: er wünscht unter Anderem eine zweckmäßigere Behandlung des sprachlichen Unterrichts, betont die Uebung und Stärkung des Gedächtnisses und empfiehlt die Unterweisung der Kinder in der Stenographie (Tachygraphie), sowie in den Turn- und Waffenübungen. In der „Philosophia Druidarum“, welche zur Zeit ihres Erscheinens und noch im folgenden Jahrhundert eines bedeutenden Rufes genoß, erklärt der Verfasser diese Philosophie für die älteste und die griechische für eine davon abgeleitete. Die Lehren der Druiden wurden durch das Gedächtniß überliefert und waren deshalb in Versen abgefaßt. Sie hatten den Glauben an die Unsterblichkeit der Seele und an eine Seelenwanderung. Von den übrigen wissenschaftlichen Arbeiten Frey’s sei noch des „Compendium Medicinae“ gedacht. Allen diesen Schriften ist eine gewisse trockene Kürze eigen. Es erklärt sich dies aus dem Umstande, daß sie eigentlich zum Dictiren bestimmte Compendien waren, bei denen die weitere Ausführung dem mündlichen Vortrage überlassen blieb. – Außerdem hat sich F. auch als Dichter in Anagrammen, Echos und anderen zu jener Zeit beliebten poetischen Spielereien versucht. Während diese Kleinigkeiten ohne Werth sind, ist dagegen ein Gedicht in der macaronischen Gattung (lateinisch-französisch) wirklich beachtenswerth. Es erschien in Octav und ohne Angabe von Ort, Drucker und Jahr unter dem Titel: „Recitus veritabilis super terribili esmeuta païsanorum de Ruellio. Auctore Samon Faillona.“ Wegen seiner Seltenheit hat es Kurz am Schlusse des unten angeführten Aufsatzes nach dem in Paris befindlichen Exemplare wieder abdrucken lassen. Es schildert im Stile des ernsten Epos, wie die Kleinstädter von Ruelles bei Paris infolge des Parlamentsbeschlusses, daß sie ihren Wein nicht mehr von der Trotte verkaufen, sondern wie die übrigen Weinbauern zu Markte bringen sollen, einen Aufruhr beginnen und die gegen sie ausgesandten Truppen in die Flucht jagen. Nur die hereinbrechende Nacht schützt die Vollstrecker des Gesetzes vor gänzlichem Verderben.

Heinr. Kurz, J. C. F. im Album des litterarischen Vereins in Bern. Bern, Blom, 1858. S. 263–277.