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Artikel „Francke, Otto“ von Theodor Pyl in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 48 (1904), S. 681–682, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Francke,_Otto&oldid=- (Version vom 18. Dezember 2024, 04:19 Uhr UTC)
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Band 48 (1904), S. 681–682 (Quelle).
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Francke: Otto F., Historiker, geboren am 10. Januar 1823 in Magdeburg, als Sohn des dortigen Oberbürgermeisters und Geheimen Regierungsraths August Wilhelm F., besuchte das Gymnasium daselbst und widmete sich dann von 1841–44 in Heidelberg, Bonn und Berlin dem Studium der Rechte und Cameralwissenschaften. Nach Ablegung der beiden ersten juristischen Prüfungen verließ er (1847) den Justizdienst, um sich der Verwaltung zuzuwenden, und arbeitete, nachdem er die hierzu nöthigen Examina bestanden, zuerst beim Landrathamte in Aschersleben, dann beim Polizeipräsidium in Magdeburg, und endlich (1851) bei der Regierungsabtheilung derselben Behörde in Berlin. Von hier wurde er (1854) als Rathsherr nach Stralsund berufen, wo er zuerst das Polizeidirectorium verwaltete, dann aber, nach des Dr. Karl Gustav Fabricius Tode (1864), die Bürgermeisterwürde erhielt, und seit 1879 auch die Stadt im Herrenhause vertrat. Abgesehen von dieser amtlichen Thätigkeit und seinen Fachwissenschaften, widmete er sich auch mit großem Erfolg dem schon auf der Universität gepflegten Studium der Geschichte und deutschen Sprache, sowie der Litteratur und Kunst, und verwerthete die in diesen Gebieten erworbene Bildung nicht nur praktisch für das Schul- und Kirchenwesen, die Vermehrung der städtischen Bibliothek, die Stiftung des Provinzial-Museums, die Restauration des Rathhauses im gothischen Rohbau, u. A., sondern auch schriftstellerisch durch eine Reihe von historischen Arbeiten, welche, gestützt auf genaue Kenntniß des städtischen Archivs und der öffentlichen Monumente, die Stralsunder Verfassung und Culturgeschichte, die Straßennamen, die Architektur der Kirchen und den Charakter des Stralsunder Bürgermeisters Bertram Wulflam behandeln. Ein anderer Aufsatz „Wo hat Olaf Tryggvason seine letzte Schlacht geschlagen?“ wurde [682] durch das Auffinden des jetzt im Stralsunder Provinzial-Museum aufbewahrten Hyddenseer Goldschmuckes veranlaßt. Diese Abhandlungen erschienen theils in den Baltischen Studien XXI–XXV, dem Pommerschen Jahrbuch I–II und den Hansischen Geschichtsblättern 1877–80, theils selbständig wie „Aus Stralsunds Franzosenzeit“, 1870. In Anerkennung dieser Verdienste wurde F. von der philosophischen Facultät zu Greifswald promovirt, und von mehreren Geschichtsvereinen zum Ehrenmitgliede ernannt, während ihm der König den Titel eines Geheimen Regierungsrathes ertheilte. Bis ans Ende unermüdlich für das Wohl seiner ihm zur zweiten Heimath gewordenen Stadt Stralsund thätig rief ihn am 15. December 1886 ein plötzlicher Tod aus seinem glücklichen Familienleben.

Brandenburg, Nekrolog, Stralsunder Zeitung, 1886, Nr. 296.