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Artikel „Fischer, Amandus“ von Siegmund Günther in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 48 (1904), S. 566–567, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Fischer,_Amandus&oldid=- (Version vom 28. März 2024, 15:03 Uhr UTC)
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Fischer: Amandus F., Geodät, geboren am 18. December 1836 zu Deutsch-Leippe bei Grottkau (in Schlesien), † am 17. Mai 1894 zu Potsdam. [567] Sohn eines Lehrers, und nur mit beschränkten Mitteln ausgestattet, bezog er sein Breslauer Gymnasium mit der Absicht, sich der katholischen Theologie zu widmen. Allein die Verhältnisse erwiesen sich als mächtiger. Zwar war er von 1856 bis 1859 als Student jenes Faches immatriculirt, sah sich aber mehr und mehr von den mathematischen Wissenschaften angezogen und wandte sich diesen endlich ganz zu. Unter Galle’s Leitung betrieb er vornehmlich das Studium der Astronomie; seine Dissertation (Breslau 1866) handelte „De cometa tertio anni 1860“. Um jene Zeit hatte General Baeyer’s Project einer mitteleuropäischen – und nachmals europäischen – Gradmessung schon festere Formen angenommen, und das „Centralbureau“ der Gradmessung berief 1867 F. als Hilfsarbeiter. Zwei Jahre nachher wurde er Assistent Professor Bremiker’s im Geodätischen Institute, 1877 dessen Nachfolger als Abtheilungschef. Als solcher führte er die schwierige und umfassende Aufgabe durch, das norddeutsche Dreiecksnetz mit den Triangulationen Italiens und der Schweiz zu verknüpfen. Späterhin that er ein Gleiches, um eine trigonometrische Verbindung Helgolands und der ostfriesischen Inseln mit der Wesermündung zu bewerkstelligen, wobei die Längenunterschiede durch ein optisches Verfahren bestimmt werden mußten (Astronomische Nachrichten, Bd. CXXIV). Eben diese Zeitschrift enthält auch sonst mehrere wichtige Arbeiten Fischer’s, so eine Abhandlung über die Erschließung der Erdgestalt aus Pendelbeobachtungen (Bd. LXXXVIII), wobei das geologische Moment in Betracht gezogen wurde, und eine aus gründlicher Erfahrung hervorgegangene „Studie über Brunner’s Apparat zur Basismessung“ (Bd. CIII), den er thermoelektrischer Prüfung zu unterziehen lehrte. Auch die Publicationen des Geodätischen Institutes enthalten namhafte Beiträge von ihm („Lotabweichungen in der Umgebung von Berlin“, 1889; „Berliner Basisnetz“, 1891). Die erstgenannte Abhandlung machte uns mit der unerwarteten Thatsache bekannt, daß südlich von Berlin, bei Zossen, ein bedeutender Massendefect in der Erdrinde negative Lotabweichungen bewirkt. Selbständig gab er die folgenden Schriften heraus: „Rheinisches Dreiecksnetz“, 3 Hefte, Berlin 1876–1882; „Der Einfluß der Lateralrefraction auf das Messen der Höhenwinkel“, ebenda 1882. Letztere Monographie brachte die ersten genaueren Aufschlüsse über eine zwar schon mehrseitig bemerkte, in ihrem Einflusse auf geodätische Operationen aber noch nicht gewürdigte Ausnahmeform der gewöhnlichen Strahlenbrechung. Fischer’s Gesundheit war den Anforderungen, die er an sich stellte, nicht gewachsen; seine Gattin, ein Sohn, zwei Töchter und zahlreiche Freunde beklagten seinen allzufrüh erfolgten Heimgang.

Vierteljahrsschrift der Astronomischen Gesellschaft (Nekrolog von Galle jr.), 29. Jahrg., S. 182 ff.