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Artikel „Fischer, Adolf Friedrich“ von Karl Weller in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 48 (1904), S. 562–563, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Fischer,_Adolf_Friedrich&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 07:16 Uhr UTC)
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Fischer: Adolf Friedrich F. ist geboren am 9. October 1811 zu Winzerhausen am Fuße des Wunnenstein in Württemberg als Sohn des dortigen Pfarrers Ludwig Friedrich F., der 1857 als Decan zu Calw starb. Sein Wunsch, Medicin zu studiren, scheiterte an den Umständen; er hatte nach der Bestimmung des Vaters die theologische Laufbahn einzuschlagen, die ihn durch das Landexamen in das niedere Seminar zu Blaubeuren und dann in das Tübinger Stift führte. 1835 wurde er durch patronatische Ernennung des Fürsten von Hohenlohe-Oehringen Stadtpfarrer zu Forchtenberg am Kocher; er war damit in die hohenlohische Landschaft übergesiedelt, mit der er durch sein ganzes ferneres Leben aufs engste verbunden blieb. 1838 wurde er Diakonus in Oehringen, wo er 1847 zum Stadtpfarrer, 1875 zum Decan und Stiftsprediger aufrückte und nach langjähriger gesegneter Wirksamkeit am 7. December 1877 an einer Unterleibskrankheit starb. Er war ein hervorragender [563] Theologe, vortrefflich als Kanzelredner wie als Seelsorger. Ein inniges Freundschaftsverhältniß verband ihn mit David Friedrich Strauß, was nicht ohne ungünstige Folgen in seinem amtlichen Leben für ihn blieb. Durch seine Stellung in Oehringen kam er in nähere Beziehungen zu den Fürsten von Hohenlohe-Oehringen, die bis zum Jahre 1848 daselbst ihre Residenz hatten. Bald begann er sich tiefer für die Geschichte des hohenlohischen Landes, besonders die kirchliche, zu interessiren. Eine Anzahl tüchtiger Arbeiten legt davon Zeugniß ab: „Die Geschichte des hohenlohischen Osterstreits, in Zeller’s Theologischen Jahrbüchern, 1855; „Corpus doctrinae Hohenloicum, seine Geschichte und Inhalt, zugleich ein Beitrag zur Ubiquitätslehre“, in den Jahrbüchern für deutsche Theologie von Dorner, IX, 1864; „Beiträge zur Geschichte der evangelischen Union in Württembergisch-Franken“, in den Württembergischen Jahrbüchern für 1865; „Beiträge zur Geschichte des Collegiatstifts in Oehringen“, im hohenlohischen Archiv II, 1870; „Die älteste evangelische Kirchenordnung und die früheste Kirchenvisitation in Hohenlohe“, in der Zeitschrift für Kirchenrecht von Dove, XV. Durch den in Kupferzell residirenden Fürsten Friedrich Karl von Hohenlohe-Waldenburg, den bekannten Heraldiker, wurde er sodann zu seinem Hauptwerk veranlaßt, das leider nur als Manuscript gedruckt ist, die „Geschichte des Hauses Hohenlohe“, Theil I, 1866; II 1, 1868; II 2, 1871. Er hat dieses viel zu wenig bekannte und gewürdigte, vortreffliche Werk zum größten Theil aus zuvor noch ganz unbenützten Quellen herausgearbeitet; besonders die Lebensbilder der hervorragenderen Glieder des Hauses Hohenlohe aus der Zeit vom 16. bis 18. Jahrhundert bieten eine Fülle wichtiger Mittheilungen auch für die allgemeine deutsche Geschichte; für die Geschichte des hohenlohischen Hauses und Landes war es die erste zusammenfassende, für alle spätere Zeit grundlegende Arbeit.

Nekrolog von Ernst Boger in der Zeitschrift des Historischen Vereins für das württembergische Franken, 1878, X, S. 210–214.