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Artikel „Finck, Hermann“ von Moritz Fürstenau in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 7 (1878), S. 13, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Finck,_Hermann&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 06:31 Uhr UTC)
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Finck: Herrmann F., Großneffe des Vorigen, wurde gegen Ende des 15. Jahrh. zu Pirna bei Dresden geboren. Ueber die Erziehung und Lebensschicksale auch dieses deutschen Musikers ist so gut wie nichts bekannt geworden. Nach einer Bekanntmachung des Rectors der Universität Wittenberg (1558) lebte er „zuerst in der Capelle des Königs Ferdinand, wo er theils die Musik erlernte, theils Gesang- und Instrumentalmusik ausübte.“ Da unter König Ferdinand nur Karls V. Bruder gemeint sein kann, der seit 1526 König von Ungarn und Böhmen war, so könnte F. nicht vor 1526 in dessen Capelle eingetreten sein. In Polen, wie die meisten Biographen des Meisters annehmen, ist derselbe nie gewesen. Man hat ihn in dieser Beziehung mit seinem Großonkel verwechselt. Ich habe darüber vollständige Aufklärung in den Mittheilungen des königl. sächsischen Alterthumsvereins (1869) gegeben. Im J. 1554 ließ sich F. in Wittenberg nieder, um Unterricht in der Musik zu ertheilen. Sehr warm von dem damaligen Rector der Universität Kaspar Ulrich Graf von Reinstein cmpfohlen, trat der Meister nun in einen Kreis hochgebildeter Männer, der ihn bald zu entsprechender Thätigkeit anregte. Im J. 1555 erschienen bei Georg Rhau zu Wittenberg zwei Compositionen von ihm, ein Hochzeitsgesang zu 5 und ein Grabgesang zu 4 Stimmen. Obgleich nur Gelegenheitscompositionen, verrathen diese Gesänge doch den gewandten und tüchtigen Contrapunctiker, welcher den technischen Apparat seiner Kunst vollständig beherrscht. Leider sind es die einzigen Compositionen von dem Meister, welche sich erhalten haben. Im J. 1556 erschien ebenfalls bei Rhau das Hauptwerk Finck’s, welches seinen Ruhm für alle Zeiten begründete. Der vollständige Titel desselben lautet: „Practica Musica Hermann Finckii, Exempla variorum signorum proportionum et canonum, Judicium de tonis, ac quaedam de Arte suaviter et artificiose cantandi continens.“ Außer dem rein theoretischen Inhalte und den anziehenden geschichtlichen Nachrichten im ersten Abschnitte („De Musicae inventoribus“) enthält das Buch manche bemerkenswerthe Aeußerung über damalige Musikzustände. Im J. 1558 erschien noch eine Arbeit des Meisters im Druck. Johann Gottfried Walther im musikalischen Lexikon (S. 245) berichtet von einer d. d. Wittenberg, 25. Dezember 1557, an „den Erzt-Bischof zu Magdeburg, Sigismundum, Marggrafen von Brandenburg“, gerichteten Zuschrift des von ihm (F.) auf viererlei Art componirten, und von Alberto, Markgrafen von Brandenburg-Bareyth, in seinem Exilio verfertigten Liedes: Was mein Gott will, das gescheh all’zeit etc. Es ist solches 1558 in 4. gedruckt worden und nennt er sich sowohl in der Auf- als obgedachten Unterschrift nur schlechtweg einen ‚Musicum‘“. Das Todesjahr H. Finck’s war bisjetzt nicht bekannt. Die schon erwähnte Bekanntmachung des Wittenberger Rectors Dr. Matthias Blochinger meldet, daß er am 28. December 1558 gestorben und den darauffolgenden Tag begraben worden ist. Wie sehr er geachtet und beliebt war, beweisen die Worte, welche der Rector an die Studirenden der Universität richtete. Fast könnte man nach dem Wortlaute dieser Ansprache annehmen, daß der Meister an der Universitätskirche in Wittenberg angestellt gewesen[1], oder sich doch wenigstens die Pflege darin vorkommender Musiken habe angelegen sein lassen.

[Zusätze und Berichtigungen]

  1. S. 13. Z. 5 v. u.: Daß Herm. Finck wirklich 1557 als Organist in Wittenberg angestellt ward, geht aus „Ric. Selnecceri … Antwort auff die Besserung … Lamberti Danaei“, Leipzig 1581 Bl. E. 3b hervor. (L. Erk in den Monatsheften f. Musikgesch. 1879 Nr. 4.) [Bd. 9, S. 795]