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Artikel „Ficker, Wilhelm Anton“ von August Hirsch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 6 (1877), S. 775, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ficker,_Wilhelm_Anton&oldid=- (Version vom 26. Dezember 2024, 03:53 Uhr UTC)
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Ficker: Wilhelm Anton F., Arzt, geb. 28. Oct. 1768 in Paderborn, studirte zuerst in Göttingen, später in Erfurt, wo er den medicinischen Doctorgrad erlangte. Er diente dann einige Zeit als Arzt in österreichischen und preußischen Feldlazarethen und habilitirte sich 1794 in seiner Vaterstadt, wo er eine Anstellung als Oberlandwundarzt, 1796 den Titel eines Professors der Chirurgie erhielt und zum Hebammenlehrer befördert wurde. Im J. 1797 begründete er in Paderborn aus freiwilligen Beiträgen ein kleines Hospital mit 15 Betten, das unter seiner Leitung wohl gedieh. Im J. 1802 erhielt er den Charakter eines fürstlich lippischen Hofrathes und fungirte seit 1809 als Brunnenarzt zu Driburg. Ein langwieriges Unterleibsleiden machte dem thätigen Leben dieses als Chirurg und Geburtshelfer hochgeschätzten Arztes (am 8. März 1824) ein frühzeitiges Ende. – Außer zahlreichen Journalartikeln, meist praktischen Inhaltes, hat er zwei verdienstvolle chirurgische Schriften, die eine über „Tracheotomie und Laryngotomie“ (1792 in lateinischer Sprache als Inaugural-Dissertation, später deutsch 1793 erschienen), die andere „Ueber das freiwillige Hinken der Kinder“ (1807 als Beantwortung einer von der medicinisch-chirurgischen Akademie in Wien gestellten Preisfrage), demnächst zwei Hefte „Beiträge zur Arzneiwissenschaft, Wundarzney- und Entbindungskunst“ (1796. 1802), die einige interessante obstetricische Artikel enthalten, und seine Erfahrungen als Brunnenarzt in Driburg in zwei Jahresberichten (Driburger Taschenbuch auf die Jahre 1811 und 1816. Paderborn) veröffentlicht. – Bemerkenswerth ist die Stellung, welche F. den dogmatischen Schulen seiner Zeit gegenüber eingenommen hat; im allgemeinen der Erregungstheorie (vgl. den Artikel Röschlaub) zugeneigt, tritt er dieser Lehre in einer dieselbe speciell behandelnden Schrift („Aufsätze und Beobachtungen mit jedesmaliger Hinsicht auf die Erregungstheorie“, 2 Bde. 1804. 1806) mit zahlreichen rationellen Bedenken entgegen, namentlich tadelt er die Einseitigkeit der Erregungstheorie in der Auffassung der Qualität der Lebensreize und kritisirt die Grundsätze der Schule nicht dialektisch, sondern auf Thatsachen gestützt.