ADB:Ferdinand (Landgraf von Hessen-Homburg)

Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Ferdinand, Landgraf von Hessen-Homburg“ von Philipp Walther in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 6 (1877), S. 690–691, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ferdinand_(Landgraf_von_Hessen-Homburg)&oldid=- (Version vom 29. November 2024, 12:26 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
Band 6 (1877), S. 690–691 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Ferdinand (Hessen-Homburg) in der Wikipedia
Ferdinand in Wikidata
GND-Nummer 135964512
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|6|690|691|Ferdinand, Landgraf von Hessen-Homburg|Philipp Walther|ADB:Ferdinand (Landgraf von Hessen-Homburg)}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=135964512}}    

Ferdinand, letzter Landgraf von Hessen-Homburg, der siebente Sohn des Landgrafen Friedrich Ludwig und dessen Gemahlin Caroline geb. Prinzessin von Hessen-Darmstadt, war geb. am 26. April 1783. Die Kriegsthaten und Auszeichnungen seiner älteren Brüder entflammten seinen angeborenen kriegerischen Sinn noch mehr und er trat bereits 1796 als Rittmeister in das österreichische Kürassierregiment Prinz Karl von Lothringen ein, welches er als Oberst in späteren Jahren zu Sieg und Ruhm führen durfte. Im J. 1800 nahm er an den zahlreichen Gefechten und Schlachten dieses Jahres Theil, so am 2. Mai an dem Treffen bei Engen, am 5. Mai bei Möskirch, dann bei Biberach, Memmingen, an den beiden Gefechten bei Ulm, bei Neresheim, an der Schlacht von Nördlingen, am 27. Juni an der Schlacht bei Neuburg an der Donau, am 1. Dec. bei Ampfing, am 3. bei Hohenlinden, am 15. an der Schlacht bei Salzburg. Als der Krieg 1805 ausbrach, ging er mit seinem Regiment im August und September nach Baiern, von da nach Mähren zurück und kämpfte am 2. Dec. in der Schlacht bei Austerlitz. Von 1806–9 stand er in Galizien. Bei dem Wiederausbruch des Krieges im J. 1809 war er Oberstlieutenant bei Prinz Hohenlohe Dragonern Nr. 2 und rückte mit diesen ins Venetianische, kämpfte am 18. April bei Fontana Fredda, sowie bei Sacile und am 5. Mai an der Brenta, dann in der Schlacht an der Piave bei Conegliano, am 12. Juni im Treffen von Paza in Ungarn, am 13. und 14. bei Raab und endlich im Juli beim Bombardement von Preßburg. Nach geschlossenem Frieden trat er in sein früheres Regiment als Oberst ein. Er führte es am 26. und 27. Aug. 1813 in der Schlacht bei Dresden und am 16. Oct. bei Wachau, wo er sich in ruhmvollster Weise auszeichmste, indem er an der Spitze seines Regimentes durch einen Flankenangriff die französische Reiterei warf. Kaiser Franz verlieh ihm für diesen in so wichtigem Augenblick siegreich geführten Angriff das Maria-Theresien-Kreuz. Bei dem Feldzug in Frankreich im J. 1814 kämpfte er in der Südarmee unter seinem ältesten Bruder Friedrich Joseph und mit seinen beiden Brüdern Philipp und Gustav namentlich bei Maçon sur Saone, bei St. Georges und bei Limonet. Nach erfolgtem Frieden stand er, am 30. April zum Generalmajor ernannt, als Brigadier in Ungarn. Nachdem er so in vier großen Kriegen, in zahlreichen Schlachten und Treffen in Schwaben, Baiern, Oesterreich, Italien, Ungarn, Sachsen und Frankreich gekämpft, hohen Kriegsruhm erworben hatte, ließ er sich im J. 1824 auf unbestimmte Zeit beurlauben und zog sich nach Homburg zurück. 1830 wurde er zum Feldmarschalllieutenant, 1846 zum General der Cavallerie ernannt. Zahlreiche Orden und Ehrenzeichen waren ihm in Anerkennung seiner hohen militärischen Verdienste zu Theil geworden.

Nach Homburg zurückgekehrt, beschäftigte er sich besonders mit geschichtlichen Studien und stand seinen vier nach einander regierenden Brüdern, Friedrich Joseph, Ludwig, Philipp und Gustav mit Rath und That treu zur Seite. Es traf ihn aber der große Schmerz, nicht nur diese vier Brüder, sondern auch seinen geliebten Neffen, den Erbprinzen Friedrich, zu überleben. Nach dem am 8. Sept. 1848 erfolgten Hintritt seines Bruders Gustav übernahm er mitten in einer Zeit, deren Ungestüm und Richtung zu seiner Natur und seinen Zuneigungen allerdings im Gegensatze stand und deren Forderungen er nur sträubend nachgab, die Regierung. Im April 1849 berief er, dem Verlangen des Landes entsprechend, einen constituirenden Landtag und publicirte im Januar 1850 eine mit diesem vereinbarte Verfassung, die aber zwei Jahre später unter dem Drucke des allgemeinen illiberalen Rückschlages wieder aufgehoben wurde. Die Reichsverfassung vom 28. Mai 1849 nahm er, wenn auch mit innerem Widerstreben, an, lehnte aber ab, dem Dreikönigsbündniß beizutreten, war dagegen einer der ersten [691] deutschen Fürsten, die im September 1850 den wieder hergestellten Bundestag beschickten. Im übrigen war sein Regierungssystem ein mildes und gerechtes und entbehrte er nicht der Volksthümlichkeit. Er starb unvermählt am 24. März 1866, der Letzte der homburgischen Linie seines Hauses, die seit 1622 bestanden hatte.