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Artikel „Esser, Louis“ von Hermann Wartmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 6 (1877), S. 383, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Esser,_Louis&oldid=- (Version vom 13. Oktober 2024, 10:02 Uhr UTC)
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Esser: Louis E., Feinmechaniker, geb. am 20. Mai 1772 zu Weißenburg a. d. Lauter, Elsaß, † den 6. Oct. 1826 in Aarau. Als jüngstes von acht Kindern seines gleichnamigen Vaters kam E. schon früh zu einem älteren Bruder in die Lehre, welcher zu Straßburg die Fabrication feinerer mechanischer und physikalischer Instrumente betrieb. Seine mangelhaften theoretischen Kenntnisse vervollständigte der fleißige Lehrling mit größtem Eifer durch nächtliche Studien, obschon diese von dem Bruder, als sehr überflüssig, keineswegs begünstigt wurden. Im militärpflichtigen Alter wurde E. ausgehoben und der Artillerie beigegeben. Als Compagniechef rückte er mit den Franzosen in die Schweiz ein und hatte in Aarau die Reparatur eines großen Wagenparks zu leiten, als der edle Rudolf Meyer – Vater Meyer genannt – ihn daselbst kennen lernte und ihn bewog, das Militärleben aufzugeben, um sich bleibend in Aarau als Mechaniker niederzulassen. Dies geschah im J. 1801. Das von E. gegründete, mit Geschick und Gewandtheit geführte Geschäft gedieh auf das beste und erwarb sich in kurzer Zeit einen Ruf für die Anfertigung physikalischer und optischer Instrumente, besonders aber von Instrumenten für das mathematische Zeichnen. Die Nachfrage nach den schnell berühmt gewordenen Aarauer Reißzeugen wurde so lebhaft, daß ihr E. kaum zu genügen vermochte. Als der tüchtige, kenntnißreiche Mechaniker und allseitig geschätzte und geliebte Privatmann schon im 52. Jahre starb, hinterließ er nicht blos seiner Familie, sondern auch seiner zweiten Heimath den von ihm gepflanzten, blühenden neuen Industriezweig als schönstes Vermächtniß. Ein Schwiegersohn – F. Hommel – und zwei ehemalige Lehrlinge Essers: J. Kern und F. R. Gysi, sorgten für die Erhaltung und weitere Entwicklung der Fabrication von Reißzeugen und feinen Meßinstrumenten, für welche Aarau noch heute berühmt ist und deren Erzeugnisse schon längst über ganz Europa und bis nach Amerika sich Absatz und Anerkennung verschafft haben.