Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Erhard, Kaspar“ von Friedrich Lauchert in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 48 (1904), S. 392–393, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Erhard,_Kaspar&oldid=- (Version vom 18. Dezember 2024, 08:59 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Erdmann, Oskar
Band 48 (1904), S. 392–393 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Nach Wikipedia-Artikel suchen
Kaspar Erhard in Wikidata
GND-Nummer 129766771
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|48|392|393|Erhard, Kaspar|Friedrich Lauchert|ADB:Erhard, Kaspar}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=129766771}}    

Erhard: Kaspar E., Benedictiner, geboren am 3. Januar 1685 zu Stadel in Oberbaiern, † am 29. Mai 1729. Er machte seine Gymnasialstudien zu Landsberg und München, trat am 15. September 1702 in dem Kloster St. Emmeram in Regensburg in den Benedictinerorden und legte am 6. Januar 1704 die Ordensgelübde ab. Die philosophischen Studien absolvirte er hierauf im Kloster Benedictbeuren, die theologischen im Kloster Weihenstephan, worauf er noch ein Jahr die Universität Salzburg besuchte. Nach Empfang der Priesterweihe wirkte er zunächst als Cooperator zu St. Rupert in Regensburg, dann als Professor der philosophischen und theologischen Wissenschaften in verschiedenen Klöstern, in denen sich abwechselnd das gemeinsame Studium für die Klöster der bairischen Benedictinercongregation befand; zuerst als Professor der Physik zu St. Emmeram, 1716 in gleicher Eigenschaft in Oberaltaich, 1718 als Professor der Philosophie in Michelfeld in der Oberpfalz; 1719 kam er als Subprior und Professor der Theologie nach St. Emmeram zurück, lehrte dann noch einmal einige Zeit Theologie in Michelfeld, bis er 1725 Prior zu St. Emmeram wurde. 1729 wurde er zur Wiederherstellung seiner geschwächten Gesundheit als Propst nach Hohengebraching versetzt, starb aber schon am 29. Mai dieses Jahres.

E. war einer der wissenschaftlich strebsamsten Männer unter den bairischen Benedictinern seiner Zeit. An seinen Namen knüpfen sich die Anfänge jener Bestrebungen, welche St. Emmeram im 18. Jahrhundert zu einem hervorragenden Sitze wissenschaftlicher Thätigkeit machten. Er war es auch, der die neuerdings von J. A. Endres (s. dessen unten genannte Schrift) ans Licht gezogenen Beziehungen der Emmeramer zu den Maurinern, die für die ersteren von nachhaltiger Bedeutung waren, zuerst anknüpfte; auf seine Veranlassung wurde im J. 1721 sein junger Ordensgenosse und Schüler Johann Baptist Kraus, der spätere Fürstabt von St. Emmeram (1742–1762) von Regensburg nach Paris gesandt, um in dem dortigen Kloster St. Germain-des Prés, dem Hauptsitze der Mauriner, unter Leitung der dortigen hervorragenden Gelehrten weitere wissenschaftliche Studien zu machen. – Erhard’s eigene schriftstellerische Thätigkeit umfaßt die Schriften: „Liber I und Liber II physicorum in compendio datus“ (Ratisbonae 1714); „Habitus naturalis noviter expensus, secundum antiqua Thomistarum principia“. Pars I u. Pars II (ib. 1718); „Habitus supernaturalis expensus …“ (ib. 1718); „Amica unio theologiae scholasticae cum ascetica. Dissertationes ascetico-scholasticae de septem perfectionibus divinis, ubi ex principiis scholasticis tum praecipuae perfectiones divinae expenduntur, tum etiam praecipua sacrae asceseos documenta exponuntur“ (ib. 1719); „Dissertatio ascetico-scholastica de natura et dotibus theologiae asceticae“ (ib. 1719); „Dissertatio ascetica de beatitudinis desiderio“ (ib. 1720); „Institutiones planae et faciles de theologia positiva ad incendendum studium sacrarum litterarum conscriptae“ (ib. 1725); „Instructio et manuductio ad theologiam mysticam seu contemplationem et dilectionem Dei“ (Augustae Vindelicorum 1727); „Christliches Handbüchlein oder sichere Hand-Führung zur christlichen Vollkommenheit mittelst der drey theologischen Tugenden Glauben, Hoffnung und Liebe“ (Regensburg 1727; 2. Aufl. 1728; eine 4. Aufl. erschien noch 1763 zu Wien); [393] „Soliloquium illustrissimi et excellentissimi Domini Ernesti, S. R. I. Comitis de Metternich etc., Serenissimi et potentissimi Regis Prussiae Consiliarii intimi actualis, ejusdemque Regiae Majestatis ratione Electoratus Brandeburgici aliarumque Teutonicarum Provinciarum ad Comitia Imperii Ratisbonae Legati Plenipotentiarii etc. etc. Commentario polemico facili et plano donatum et declaratum … ad confirmandos in fide Catholicos et Protestantes illuminandos“ (Ratisbonae 1728; gibt einen eingehenden Commentar zu den von dem Grafen Metternich, der 1727 in Regensburg zur katholischen Kirche zurückkehrte und bald darauf starb, eigenhändig niedergeschriebenen Motiven seiner Conversion; vgl. Räß, Die Convertiten seit der Reformation, Bd. IX, Freiburg 1869, S. 457–473). Nach Erhard’s Tode gab Joh. Bapt. Kraus dessen „Sittenkatechismus“ (Regensburg 1738) heraus. Ueber seine nachgelassenen Manuscripte vgl. Baader. – Bei Ziegelbauer (Historia rei literariae O. S. B., T. IV, Aug. Vind. 1754, p. 41) wird ihm fälschlich noch die Schrift zugeschrieben: „Dulcis memoria in sacra Evangelia, seu vita et doctrina, mysteria et beneficia Jesu Christi, per breve commentarium in s. Evangelia compendiose explicata“ (Augustae Vind. 1715); deren Verfasser ist aber ein anderer Kaspar Erhardt, Dr. theol. und Pfarrer zu Paar bei Friedberg in Oberbaiern, Diöcese Augsburg.

Cl. Al. Baader, Das gelehrte Baiern, I (Nürnberg u. Sulzbach 1804), Sp. 301–303. – J. A. Endres, Korrespondenz der Mauriner mit den Emmeramern und Beziehungen der letzteren zu den wissenschaftlichen Bewegungen des 18. Jahrhunderts (Stuttgart u. Wien 1899), S. 9–26; S. 41 ff. werden Briefe an Erhard von den Maurinern Renatus Massuet, Prudentius Maran, Petrus Guarin, Simon Mopinot und Bernhard von Montfaucon mitgetheilt. Vgl. auch Historisch-politische Blätter, Bd. 123, 1899, S. 83 ff. (J. A. Endres, ein geistlicher Fürst des 18. Jahrh.).