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Artikel „Eberhard von der Mark“ von Karl Theodor Wenzelburger in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 5 (1877), S. 548–549, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Erhard&oldid=- (Version vom 26. Dezember 2024, 10:53 Uhr UTC)
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Eberhard von der Mark, Bischof von Lüttich und Cardinal, geb. in Sedan 1472, stammte aus einer in den Ardennen sehr begüterten Familie, der unter anderm auch das Fürstenthum Sedan und das Herzogthum Bouillon gehörte. Dieselbe wirkte für die Interessen Frankreichs, während die Familie Horn die Sache Burgunds und später Oesterreichs vertrat, woraus für Lüttich eine lange Reihe von Bürgerzwisten entstand. Als E. 1506 zum Bischof gewählt war, legte er die Streitigkeiten bei und arbeitete von nun an rastlos für die intensive und extensive Vergrößerung seiner Macht. Zuerst verschönerte er Lüttich, wo er eine Anzahl von Prachtbauten aufführen und beginnen ließ, so das schöne bischöfliche Palais. Mit Ludwig XII. von Frankreich stand E. auf sehr vertrautem Fuß, der erstere schickte ihn sogar als Gesandten zu Maximilian, damit dieser dem Frieden von Cambrai treu bleibe; zum Lohn wurde er zum Electoral-Bischof von Chartres und zum Administrator der reichen Abtei de Beaulieu in Argonne ernannt. Seine Bemühungen, durch Franz I. den Cardinalshut zu [549] bekommen, scheiterten hauptsächlich durch die Intriguen der Herzogin von Angoulême, aber von diesem Augenblicke an war er ein ebenso entschiedener und verbissener Gegner Frankreichs, wie er vorher dessen Vertheidiger gewesen war. Seinen Bemühungen ist es hauptsächlich zuzuschreiben, daß Franz I. sich vergeblich um die durch den Tod Maximilians erledigte kaiserliche Würde bewarb, indem sich E. an Karl V. anschloß und auch die bedeutendsten Mitglieder seiner Familie auf dessen Seite zu ziehen wußte. Karl zeigte sich auch höchst dankbar, indem er ihm den Purpur verschaffte. Als der deutsche Kaiser den Protestantismus mit den Waffen bekämpfte, säumte E. nicht, die strengen Religionsplacate des letztern auch in seiner Diöcese einzuführen und die Inquisition wurde daselbst strenger als in irgend einer andern niederländischen Provinz gehandhabt. Der Zucht und Sittenlosigkeit des niederen Klerus suchte er vergeblich zu steuern, dagegen erwarb er sich durch Einführung einer schnelleren und wohlfeileren Justiz den Dank Lüttichs. Wie Leo X. und Franz I. setzte auch er eine Ehre darein, Gelehrte an seinen Hof zu ziehen; Unterhandlungen, die er mit Erasmus angeknüpft hatte, zerschlugen sich, weil dieser in der Umgebung eines so fanatischen und intoleranten Fürsten nicht leben wollte. In administrativer Hinsicht ist er der Wohlthäter Lüttichs geworden, und würde sein Charakterbild nicht durch blutdürstige Grausamkeit und Fanatismus entstellt, so würde E. unter die ausgezeichnetsten Fürsten seines Jahrhunderts gehören. Eine bizarre Gewohnheit dieses Bischofs war es, daß er während seines Lebens jedes Jahr feierlich seine Exequien in der St. Lambertskirche feiern ließ, wobei er sich während des für seine Seelenruhe gesungenen Requiems in einen in der Mitte der Kirche stehenden Sarg legte. Er starb 16. Februar 1538.

Biographie Liégeoise par le Comte de Becdelièvre. Tom. I. p. 196.