Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Erb, Mathias“ von Ludwig Spach in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 6 (1877), S. 184, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Erb,_Mathias&oldid=- (Version vom 20. Dezember 2024, 05:15 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Erb, Albrecht
Nächster>>>
Erbach, Christian
Band 6 (1877), S. 184 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Matthias Erb in der Wikipedia
Matthias Erb in Wikidata
GND-Nummer 100972160
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|6|184|184|Erb, Mathias|Ludwig Spach|ADB:Erb, Mathias}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=100972160}}    

Erb: Mathias E., ein elsässischer Theologe aus der Reformationszeit, war im J. 1494 zu Ettlingen, im badischen Lande, geboren. Zu Bern in der dortigen Schule zu Sprach- und Antiquitätenstudien herangebildet, bekleidete um 1531 das Amt eines Feldpredigers bei den bernischen Truppen; wurde hierauf an der Kirche der Stadt Baden angestellt und kam von dort als Schullehrer nach Gengenbach. Als die Herrschaft Reichenweyer-Horburg im Oberelsaß durch den Prinzen Georg von Würtemberg – Bruder Ulrichs von Würtemberg – dem protestantischen Glauben zugewendet wurde, berief der Prinz den Mathias C. zur Organisirung der neuen Kirche (1537–38). E. neigte sich zu den vermittelnden Ansichten der Straßburger Reformatoren. Als Philologe brachte er eine lateinische Schule zu Reichenweyer in Flor und besetzte die umliegenden Ortschaften mit geistesverwandten Predigern. Zu den vorzüglichsten Reformatoren der Schweiz und Deutschland stand er in näherer Beziehung; auch mit Beatus Rhenanus von Schlettstadt (s. d.) wechselte er Briefe über die Lage von Argentovaria (Horburg). Nach dem für die Protestanten unglücklichen schmalkaldischen Kriege trat für die Herrschaft Reichenweyer ein temporärer, ungünstiger Umschwung ein. Georg von Würtemberg war in die Acht erklärt und am 3. Mai 1549 mußten sämmtliche evangelische Pfarrer von Reichenweyer-Horburg ihrem bisherigen Wirkungskreise entsagen. Wenige Jahre später kehrte der vertriebene Fürst nach Reichenweyer zurück und der evangelische Gottesdienst wurde wieder hergestellt; allein nach Georgs Tode (1558) bemühte sich Herzog Christoph von Würtemberg, in der Herrschaft Reichenweyer eine neue streng lutherische Kirchenordnung einzuführen. Dagegen protestirte Mathias E. (am 17. Mai 1560) und ward mit den andern glaubensverwandten Predigern entlassen. Ein dogmatischer Zwiespalt entstand in den Gemeinden der Herrschaft. Mathias E. zog sich nach Rappoltstein zurück, wo er bei dem Grafen Egenolph von Rappoltstein freundliche Aufnahme fand. Er war 70jährig und tief gebeugt, unterhielt indeß noch einen lebhaften Briefwechsel mit Gesinnungsgenossen und bekannten Männern jener Zeitepoche. Sein Testament schrieb er im J. 1570 am Auffahrtstage nieder und starb den 13. Mai 1571 auf dem Schlosse seines Beschützers.

Mittheilungen aus der Geschichte der evangelischen Kirche des Elsasses von Roehrich, Bd. III. S. 375 ff., Straßburg 1855, 3 Bde.