ADB:Enderlin, Joseph Friedrich

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Artikel „Enderlin, Joseph Friedrich“ von Carl Leisewitz in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 6 (1877), S. 107–108, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Enderlin,_Joseph_Friedrich&oldid=- (Version vom 7. Oktober 2024, 11:09 Uhr UTC)
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Enderlin: Joseph Friedrich E., kurfürstlich badischer Geheimer Hofrath zu Karlsruhe, geb. zu Bötzingen, Oberamts Emmendingen, 25. Januar 1732, woselbst sein Vater ein reicher Gutsbesitzer und badischer Vogt war; † zu Karlsruhe 26. Januar 1808. Nachdem derselbe in der lateinischen Schule zu Emmendingen und auf dem Gymnasium zu Karlsruhe die nöthige höhere Schulbildung sich angeeignet, bezog er die Universität Jena und widmete sich dort dem Studium der Mathematik, Physik, der Staats- und Cameralwissenschaft. Von dort in die Heimath zurückgekehrt, hielt er sich zunächst auf den elterlichen Gütern auf, um daselbst seinen Kenntnissen eine nützliche Anwendung zu geben, bereitete sich gleichzeitig für den Acceß an der fürstlichen Rentkammer vor und wurde auch später als wirklicher Rentkammer- und Forstrath in das Collegium der Rentkammer eingereiht. Während seiner Wirksamkeit an dieser Stelle arbeitete er einige Schriften über cameralistische Gegenstände aus, verfaßte mehrere kleine Abhandlungen staatswissenschaftlichen Inhalts, welche in Zeitschriften veröffentlicht wurden. Seine verdienstlichen Bestrebungen waren aber auch auf die Hebung der Culturzustände des badischen Landes gerichtet, man verdankte seiner erfolgreichen Wirksamkeit die Flußregulirung an der verheerenden Wins bei Lörrach, die Austrocknung der zwischen Gottsau und Rippure gelegenen ausgedehnten Sumpf- und Moorgründe, sowie deren Umwandlung in fruchtbares Wiesenland. Aehnliche Meliorationen vollführte er in den heimathlichen Fluren und schuf dort vorzügliche Rebanlagen an die Stelle öder und kahler Hänge. In Anerkennung solcher Verdienste wurde ihm 1778 unter Verstattung der Wohnung auf dem väterlichen Erbgute ein Theil der Forstadministration am Kaiserstuhle, sowie die Inspection über den Flußbau und mehrere Zweige der Landescultur übertragen. Auch in diesem Wirkungskreise als ein sehr thätiger Mann, als erfahrener Landwirth und Forstverständiger geschätzt, erhielt er im J. 1804, wo ihm jener anstrengende Dienst schon beschwerlich fiel, einen Ruf in das Hofrathscollegium zu Karlsruhe und hier war er im Range eines Geheimen Hofrathes noch bis zu seinem Ende nach Kräften bemüht, seine umfassenden Kenntnisse den Interessen der Landescultur dienstbar zu machen. Seine Schriften, die ihm wiederholte ehrenvolle Berufungen eintrugen, sind folgende: „Der unfehlbare Weg Vermögen zu erwerben, oder allgemeine Grundsätze einer vernünftigen Oekonomie“, 1766; „Die Natur und Eigenschaften des Holzes und seines Bodens nebst seiner Nahrung und Ursachen des Wachsthums“, 1767; „Ueber den Einfluß des Bauernstandes auf den Staat (Beantwortung einer Preisfrage)“, 1773; „Die natürliche Cameralwissenschaft“, 2 Thle., 1774–78 (dem Kaiser Joseph II. zugeeignet); „Grillen über den Straßenbau“, 1788; „Allgemeine Grundsätze der Oekonomie“, 2. Aufl.; „Die natürliche praktische Cameralwissenschaft, Staatswirthschaft und Finanzen praktisch beurtheilt“, 1804. Außer diesen in den Buchhandel gelangten Schriften hatte E. vor seiner Versetzung nach Karlsruhe eine Abhandlung über die Beurbarung der öden Sandgegenden auf der oberen Hardt verfaßt, welche er nebst den von ihm dazu entworfenen Plänen seinem Fürsten, dem damaligen Markgrafen Karl Friedrich von Baden, überreichte. Ebenso behandelte er in einer früheren Schrift (um 1774 entworfen) den Einfluß der Murg auf [108] den Nahrungsstand des Landes und das Interesse des Fürsten hierbei; auch diese Schrift ist nicht veröffentlicht, sondern im Manuscripte aufbewahrt worden.

Vgl. Meerwein, Grundstein zu einem Ehrendenkmal für die um Badens Landescultur verdienten Männer. Bernhardt, Gesch. des Waldeigenthums etc., II. S. 144.