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Artikel „Ender, Johann“ von Heinrich Kábdebo in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 6 (1877), S. 105–106, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ender,_Johann&oldid=- (Version vom 14. Oktober 2024, 05:18 Uhr UTC)
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Ender: Johann E., Historienmaler; geb. zu Wien 3. November 1793, † daselbst 16. März 1854. E. und sein Zwillingsbruder, der Landschaftsmaler Thomas E., zeigten schon im Vaterhause einen ausgesprochenen Sinn für die Kunst; seiner Neigung zur selben folgend trat E. im J. 1807 in die Akademie der bildenden Künste und gewann hier an Prof. Maurer einen gewissenhaften Lehrer, wie auch bald einen fürsorglichen Freund. Von den Directoren Caucig und Füger im Zeichnen und der Composition unterrichtet, von Professor Lampi (Vater) mit der Technik der Malerei vertraut gemacht, entwickelte sich Ender’s großes Talent gar bald, und von Fleiß und Eifer beseelt, gewann er in der Folge vier Preise, worunter die große goldene Medaille für das Gemälde: Minerva vor den Augen des Ulysses Ithaca enthüllend. In den nächstfolgenden Jahren (1816–1818) vermochte er der Historienmalerei nur wenig Zeit zuzuwenden, denn seine [106] vorzüglichen Leistungen im Porträtfache verschafften ihm nur zu bald aus den ersten Familien des Staates zahlreiche Aufträge; so malte er in dieser Zeit u. A. die Porträte der Herzoginnen von Koburg-Kohary, Accerenza, der Fürstinnen Esterhazy, Hohenzollern, Liechtenstein, Taxis, des Fürsten Auersperg, auch fällt in diese Zeit das lebensgroße Porträt des Kaisers Franz. Graf Stefan Szechenyi, welcher E. früher schon seine Gunst bezeugte, bot dem jungen Künstler, indem er ihn als Reisebegleiter nach Griechenland erkor, zuerst Gelegenheit, seine Kunstfertigkeit durch das Studium der italienischen Classiker zu bilden, wie überhaupt seinen Gesichtskreis durch den Besuch der classischen Stätten zu erweitern. Sie nahmen ihren Weg über Florenz, Rom und Ancona nach Corfu, durch das Marmarameer ihre Reise nach Constantinopel fortsetzend. E. besuchte weiter den Pontus Euxinus, erstieg den Olymp und ging über den hohen Sipulus nach Smyrna, von hier über Malta und Neapel nach Wien zurück. Seine künstlerische Ausbeute war eine ungewöhlich reiche, er füllte seine Mappe mit Costumes, Landschaften und Architekturen, auch malte er in Constantinopel die Porträte der damaligen Gesandten. Nach kurzem Aufenthalte in Wien reiste E. im J. 1820 als kaiserlicher Pensionär der Historienmalerei nach Rom und verbrachte dortselbst sechs Jahre mit dem Studium der Classiker, deren Meisterwerke er fleißig copirte, auch fallen in die Zeit seines italienischen Aufenthaltes viele Porträte der höchsten Personen und eine große Zahl historischer Gemälde. Im Juni 1826 reiste er über Genua, Mailand, Genf nach Paris und von da über Stuttgart und München nach Wien zurück, wo er sich nun hauptsächlich der Porträtmalerei widmete. Im J. 1829 zum Professor der Akademie der bildenden Künste erwählt, blieb er bis 1850 beim Lehrfache, sonst noch immer schaffend. Gerade in seinem letzten Werke, dem Frescogemälde der Liechtenstein’schen Capelle im St. Stephansdome, hat er sein schöpferisches Talent vollkommen zur Geltung gebracht. E. zeichnete auch in seinen Jugendjahren für den Kupferstich, so den „Mythos der Griechen und Römer“, welchen sein Schwager Stöber stach, und zahlreiche Blätter für das Leipziger Taschenbuch „Vergißmeinnicht“.

Vgl. Hormayr’s Archiv XVIII, Nr. 136 – Nagler’s N. Künstler-Lex. IV, 118. – Wurzbach’s Biogr. Lex. IV, 41. – Katalog d. hist. Kunst-Ausstellung. Wien 1877.