ADB:Ellmenreich, Johann Baptist

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Artikel „Ellmenreich, Johann Baptist“ von Joseph Kürschner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 6 (1877), S. 57–58, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Ellmenreich,_Johann_Baptist&oldid=- (Version vom 19. April 2024, 05:53 Uhr UTC)
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Ellmenreich: Johann Baptist E., Bassist, Komiker und Componist, geb. 1770 zu Neubreisach im Elsaß, † nach einer Mittheilung seines in Danzig lebenden Sohnes Albert, zu Petersburg, vermuthlich im J. 1817. Die nur spärlich fließenden und nicht immer gehörig verbürgten Quellen lassen den Künstler 1792 zu Düsseldorf in der Oper „Die Liebe im Narrenhaus“ als Baß zum ersten Mal die Bühne betreten haben. Von 1793–1800 in Frankfurt a. M. engagirt, gastirte er 1795 in Berlin, 1796 in Bremen und Altona, 1797 in Hamburg, 1800 am 25. u. 27. Oct. in Weimar, wo seine Leistungen als Lustiger Schuster, Capellmeister und Hieronymus Knicker in dem für Goethe geführten Register als brav bezeichnet werden, sodann in Cassel, Leipzig und Amsterdam. Ueberall beifällig aufgenommen, erregte er in der Opera buffa zu Paris in italienischen Intermezzi großes Aufsehen und sang 1801 auch unter dem deutschen Opernunternehmer Hasselmeier aus Stuttgart in der Porte St. Martin der französischen Hauptstadt. Die vorzeitige Auflösung der Hasselmeier’schen Gesellschaft veranlaßte ihn mit dem Pianisten Wölffl nach London zu reisen, wo er in Privatgesellschaften auftrat. Nach einem abermaligen Aufenthalt in Paris, 1802, als Regisseur nach Petersburg berufen, trat er 1805 in den Verband des Theaters an der Wien zu Wien, unternahm 1807 abermals eine größere Gastspielreise und wurde im gleichen Jahr in München dauernd als Kammersänger engagirt. Gelegentlich eines Gastspiels in Petersburg verlor er daselbst durch einen Schlagfluß, der ihn traf, 1817 das Leben. Ein italienischer Buffo von seltenem Geschick besaß E. eine schöne und biegsame Stimme und eine überaus komisch wirkende Darstellungsgabe. Von mehreren Musikstücken, die er componirte, mögen genannt sein „Der Rechenmeister Amor“, „Schöne Mädchen, wer euch trauet“ und „Das Leben ist ein Würfelspiel“.

Vgl. Blum, Herloßsohn, Marggraff, Allg. Theater-Lexikon III. 140 f.; Mendel, Musikalisches Conversations-Lexikon III. 353.

Friederike E., geb. Brandl, Bühnensängerin und Schauspielerin, Uebersetzerin von Opern, geb. 1775 in Köthen, † 5. April 1845 zu Frankfurt a. M. Tochter des namhaften Tenoristen Christoph Brandl, wurde sie von ihrer Mutter, einer tüchtigen Schauspielerin, die sich von ihrem Gatten getrennt hatte, mit Strenge und vieler Förmlichkeit erzogen. Drang nach Selbständigkeit ließ sie 1792 die Hand Ellmenreich’s (s. o.) annehmen. Verschiedenheit der Charaktere und bei E. der Mangel an Zuneigung machte die Ehe zu einer höchst unglücklichen. 1794 trennte sich Friederike von ihrem Mann, um gegen dessen und ihrer Mutter Willen die Bühne zu betreten. Sie debutirte als Charlotte in dem vieractigen Lustspiel „Die drei Töchter“ zu Prag nicht ohne Beifall und wurde von Schikaneder für das Theater an der Wien zu Wien engagirt. Von 1796–1801 nahm sie ihren Aufenthalt in Italien, kehrte 1801 nach Deutschland zurück und vereinigte sich von neuem mit ihrem Gatten, den sie nun auf seinen Reisen durch Deutschland nach Paris und London begleitete. Während er aber 1802 einem Ruf nach Petersburg folgte, blieb sie in Paris zurück, wo sie außer Talma, Talleyrand, der Mars und anderen Größen der damaligen Zeit auch Gretry kennen lernte, der sie zur Ausbildung ihrer schönen Contrealtstimme bewog. Als Schülerin eines Mehul, Cherubini und Nicolo sang sie 1805 in Straßburg, [58] von 1807–1808 in Augsburg, engagirte sich 1811 für Anstandsdamen und Charakterrollen am Hoftheater zu Carlsruhe. Bei einer plötzlichen Erkrankung des ersten Tenoristen sprang sie aushülfsweise (als Belmonte) ein und erzielte damit einen so bedeutenden Erfolg, daß sie fortan die bedeutendsten männlichen Tenorpartien (Tamino, Loredano in Camillo, Prinz in Cendrillon, Vergy im Blaubart u. a.) übernahm. 1817 verließ sie Carlsruhe, um sich zunächst am Apollotheater (28. Aug. eröffnet) und nach dessen Bankerott am Stadttheater zu Hamburg zu engagiren, wo sie nächst des Publicums namentlich F. G. Zimmermann’s[WS 1] warme Anerkennung fand (s. dessen Ges. Schriften), besonders in Rollen wie Sappho, Gisela (Ernst, Herzog v. Schwaben), Isabeau, Orsina u. a. Von Hamburg wandte sie sich nach Mannheim, debutirte daselbst am 16. April als Lady Milford, am 25. d. M. als Orsina, und am 27. als Sappho, in welcher Rolle sie am 6. Februar 1821 wieder von dem Mannheimer Theater zurücktrat, um hierauf nach Frankfurt a. M. überzusiedeln, wo sie später das Fach der edlen Mütter und fein komischen Charakterrollen vertrat. 1836 pensionirt verbrachte sie den Rest ihrer Tage bei ihrem Sohn in Schwerin und † daselbst 5. April 1845. Neben ihren schauspielerischen, wie Leistungen als Sängerin hat sich die E. auch durch Heranbildung junger Talente, wie durch Uebertragung von etwa 50 der beliebtesten italienischen und französischen Opern verdient gemacht; außerdem besorgte sie die Herausgabe einer „Sammlung kleiner Lustspiele. Frei nach dem Französischen bearbeitet“, Mainz 1827. 2 Bde.

Vgl. Neuer Nekrolog der Deutschen.


Anmerkungen (Wikisource)

  1. Friedrich Gottlieb (Theophil) Zimmermann (1782–1835), Theologe, Philologe, Schriftsteller