ADB:Eiselen, Johann Friedrich Gottfried

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Artikel „Eiselen, Johann Friedrich Gottfried“ von Karl Theodor von Inama-Sternegg in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 5 (1877), S. 764–765, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Eiselen,_Johann_Friedrich_Gottfried&oldid=- (Version vom 22. November 2024, 07:00 Uhr UTC)
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Eiselen: Johann Friedrich Gottfried E., Nationalökonom, geb. 21. Sept. 1785 in Rothenburg a. d. S., † 3. Octbr. 1865 in Halle, war der Sohn Johann Christoph Eiselen’s (s. d.), mit dem er schon im J. 1788 nach Berlin zog. Seine erste Bildung erhielt er an dem Friedrichsgymnasium daselbst, von wo er sich im J. 1805 an die Universität Erlangen wandte, um Theologie zu studiren. Seine ausgesprochene Neigung zur Speculation führte ihn aber bald philosophischen Studien zu, denen er auch nach Beendigung seiner Universitätszeit als Erzieher des jungen Grafen v. Arnim-Boitzenburg oblag. Der deutsche Befreiungskrieg riß auch ihn aus seiner stillen Thätigkeit und er trat als freiwilliger Jäger in das Lützow’sche Corps, dessen Geschichte er später nach eigenen und fremden Aufzeichnungen niederschrieb (1841). Mit dem eisernen Kreuze geschmückt kehrte er zu friedlicher Arbeit zurück nach Berlin und wandte sich staats- und volkswirthschaftslichen Studien zu, als deren erste Frucht die „Grundzüge der Staatswissenschaft oder der freien Volkswirthschaft und der sich darauf beziehenden Regierungskunst“ (1818) erschienen, „in welcher er wie von einer Anhöhe herab die unten liegende lebendige Welt zeigen wollte“. Er hatte sich inzwischen an der Universität Berlin als Privatdocent habilitirt und wurde nun 1820 als außerordentlicher Professor nach Breslau berufen und schon im folgenden Jahre zum Ordinarius daselbst ernannt, wo er auch sein zweites größeres Werk: „Handbuch des Systems der Staatswissenschaft“ (1828) schrieb, das ihm im folgenden Jahre einen Ruf an die Universität Halle verschaffte. Während er in seinen „Grundzügen“ nur das historisch-reale Wirthschaftsleben zu erfassen sich bemühte, tritt in dieser Schrift seine Neigung zur Speculation und Systemisirung entschieden hervor. Er selbst führte das Buch ein als einen Versuch, „nicht sowol die einzelnen Staatswissenschaften nach ihrem eigenthümlichen Inhalte darzustellen und zu einem äußeren Ganzen zu verbinden, sondern vielmehr dieselben so aufzufassen, daß sie als die unterschiedenen Erscheinungen der Idee der Gerechtigkeit, wie sie den Staat erfüllt, betrachtet werden könnten“. Seine besondere Neigung und Begabung für eine sorgsame Durchbildung der Systematik zeigt sich auch in seinen spätern Arbeiten, sowol in seiner Ausgabe des Jakob’schen „Lehrbuchs der Staatsfinanzwissenschaft“ (1837), als insbesondere in seiner „Lehre von der Volkswirthschaft in ihren allgemeinen Bedingungen und in ihrer besonderen Entwicklung“ (1843), welch’ letzterer, trotz mancher unfruchtbaren Abstractionen, das Verdienst nicht bestritten werden kann, die Bedeutung der jeweiligen volkswirthschaftlichen Organisation der bürgerlichen Gesellschaft für die Production und die Vertheilung erkannt, und auf den Zusammenhang der Wirthschaftselemente, auf das „Wirthschaftssystem der bürgerlichen Gesellschaft“ aufmerksam gemacht zu haben. Eine Zeitlang widmete er sich auch den Angelegenheiten der städtischen Verwaltung in Halle, nachdem ihn die Bürgerschaft wegen seines kernigen und vertrauenerweckenden Wesens 1832 zum Stadtrath erwählt hatte. In der späteren Zeit seines Lebens ist E. auch auf dem politischen Gebiete thätig gewesen. In einer Broschüre „Preußen und die Einheitsbestrebungen in Deutschland“ (1850) ist er mit viel Wärme und Klarheit für die Union eingetreten. Im J. 1862 wählte ihn die Universität Halle zu ihrem Vertreter im Herrenhause und aus demselben Jahre stammt seine [765] Schrift „Der preußische Staat, eine Darstellung seiner geschichtlichen Entwicklung und seiner gegenwärtigen natürlichen, socialen und politischen Verhältnisse“, 1862.