ADB:Einsiedel, Friedrich Hildebrand Freiherr von

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Artikel „Einsiedel, Friedrich Hildebrand Freiherr v.“ von Joseph Kürschner in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 5 (1877), S. 761–762, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Einsiedel,_Friedrich_Hildebrand_Freiherr_von&oldid=- (Version vom 2. November 2024, 15:23 Uhr UTC)
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Einsiedel: Friedrich Hildebrand, Freiherr v. E., Schriftsteller, Uebersetzer und Hofmann, geb. 30. April 1750 auf dem Landgut seines Vaters Lumpzig bei Altenburg, † 9. Juli 1828 zu Weimar. Auf dem interessanten figurenreichen Bild, das Weimar während der classischen Epoche unserer Litteratur dem Beschauer bietet, nimmt auch der Freiherr v. E. wennschon keine hervorragende, so doch immer eine von jedem Standpunkt sichtbare Stellung ein. Allgemein der „Freund“ genannt, jederzeit bereit für Andere sich aufzuopfern, reich an Kenntnissen, liebenswürdig wie nur ein Mensch es sein kann, sagt Carol. v. Wolzogen von ihm, daß er „im geraden Herzen alles Rechte und Edle mit Neigung empfing“. Vom 14. bis 18. Jahr beim Pagen-Corps in Weimar erzogen, aber durch besondere Begünstigung vom Hofdienste befreit, waren Musäus und der Pagenhofmeister Rath Schneider seine Lehrer. 1768 bezog er die Universität Jena, um die Rechte zu studiren, erhielt nach beendigten Studien eine Anstellung als Mitglied der weimarischen Landesregierung, später als Beisitzer des gemeinschaftlichen Hofgerichts in Jena. 1775 zum Kammerherrn der Herzogin Amalie von Weimar ernannt, verlebte er als Begleiter dieser Fürstin zwei genußreiche Jahre in Italien. Der stete Umgang mit den bedeutenden Geistern, die sich zu jener Zeit in Weimar zusammenfanden, veranlaßte E. zu vielfachen litterarischen Versuchen. So besorgte er auf Schiller’s Anregung eine freie metrische Uebersetzung des Terenz (1806. 2 Thle.), verdeutschte, durch Böttiger [762] dazu aufgemuntert, die Lustspiele des Plautus, wie er auch mehrere Schauspiele Calderon’s übertrug und thätigen Antheil an Wieland’s Feen- und Geistermärchensammlung „Dschinnistan“ nahm. Außerdem veröffentlichte er Erzählungen und Märchen in Wieland’s Deutschem Merkur, Bertuch’s Journal des Luxus und der Moden, den Horen und anderen Zeitschriften, betheiligte sich mit poetischen Beiträgen am Leipziger Musenalmanach und Taschenbuch für Dichter, gab „Neueste vermischte Schriften“ (1783 f. 2 Thle.), wie auch (anonym) „Grundlinien zu einer Theorie der Schauspielkunst“ (1797) heraus. Von seinen dramatischen, für Liebhaberbühnen bestimmten Arbeiten ist außer den schon angeführten Uebersetzungen, die theilweise mehrfach aufgeführt wurden, zu nennen „Ceres, ein Vorspiel“ (1774) und das Lustspiel aus dem Französ. „Die eifersüchtige Mutter“ (1778). — Nach der Herzogin Amalie Tod 1807 trat E. ebenfalls als Hofmeister, in den Dienst der regierenden Herzogin und wurde nach Auflösung des Jenaischen Hofgerichts zum Appellations-Gerichts-Präsidenten in Jena ernannt, wo er am 7. Juli 1828 starb.

Vgl. u. A. Einsiedel. Briefe an K. A. Böttiger in K. W. Böttiger’s Litterarische Zustände und Zeitgenossen (Leipzig 1838) S. 228—237.