ADB:Dobschall, Johann Gottlieb

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Artikel „Dobschall, Johann Gottlieb“ von Schneider. in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 5 (1877), S. 276, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Dobschall,_Johann_Gottlieb&oldid=- (Version vom 23. April 2024, 10:24 Uhr UTC)
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Dobschall: Johann Gottlieb D., geb. am 30. Jan. 1804 zu Zopkendorf bei Kanth im Regierungsbezirk Breslau, † zu Breslau am 23. Mai 1856, verdankt seine Bekanntschaft in weiteren Kreisen vornehmlich seiner Polemik gegen Diesterweg. Er ist aber auch, abgesehen von dieser, durch seine pädagogischen Schriften, wie durch seine pädagogische Wirksamkeit derselben würdig. Letztere hat ihren Höhepunkt in Breslau, wohin er im J. 1827 als Lehrer der neuerrichteten Armenschule in der Odervorstadt kam. Seine Zöglinge waren alle arm im vollen Sinne des Wortes, zerlumpt, kaum die Blöße deckend, von den Eltern verwahrlost, von der Polizei gescholten und gestoßen, in Kasematten wohnend, zum Theil Kinder Von Sträflingen. D. hatte drei Schulen aus ihnen gebildet, welche von 8–12, von 1–3, von 6–8 unterrichtet wurden. In diesen Abendstunden kamen die in den Fabriken beschäftigten Kinder. Er war der Vater seiner etwa 200 Schüler und hatte von Gesinnungsgenossen in der Stadt die Mittel gewonnen, um den bedürftigsten unter ihnen Mittags und Abends Brot und Suppe zu geben. So wurde er der Gründer eines der ältesten Rettungsvereine, der noch jetzt besteht. Seine schriftstellerische Thätigkeit nahm den Ausgang vom Leben. Von der Dorfschule weg war er in das unter Harnisch blühende Seminar zu Breslau gekommen und hatte von dort einen glühenden Wissensdurst mitgebracht, welchen er als Autodidakt befriedigte. Die speciellsten Monographien, z. B. Einzelschriften über locale Einrichtungen von Sparta, Rom, Topographie der alten Welt, fielen in seine Hand und wurden von ihm studirt, aber die frische Unmittelbarkeit seines Wesens ließ ihn nur aufnehmen, was er zu verarbeiten vermochte, und so sind seine Schriften schlichte und einfache Darlegungen eines erfahrenen Schulmannes und eines ernsten, aufrichtigen Christen. Wir haben von ihm: „Nachrichten und Bemerkungen über die in Schlesien bestehenden Vereine zur Rettung verwahrloster Kinder“, 3 Hefte, 1836–42. „Ueber die vielbesprochene Immoralität unserer Zeit“, 1837. „Grundsätze der Schuldisciplin“, 1841. „Die Inspection der Volksschule im Sinne der wahren Pädagogik“, 1843. In dieser Schrift bekämpft er Diesterweg’s Drängen auf Trennung der Schule von der Kirche. Diesterweg sagte von ihm: „D. steht in zwei Hauptpunkten auf Seiten der Gegner der Lehrer und doch muß ich von seiner Schrift sagen, sie ist ein inhaltreiches, gründliches deutsches Buch, sie ist ein Product einer Hingebung an die allgemeine Idee der Erziehung der Menschheit, das Product einer Umsicht und eines Reichthums an Erfahrung und Menschenkenntniß, der man nicht alle Tage begegnet; man scheidet von dem Verfasser mit der höchsten Achtung und aufs stärkste und nachhaltigste erwärmt durch die Tiefe des pädagogischen Wirkens.“ Endlich gab er „Fingerzeige zur Fortbildung des Volksschulwesens“, 1844. „Diesterweg, seine Ankläger und seine Vertheidiger vor dem Richterstuhle der wahren Pädagogik“, 1844.

Schneider.