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Artikel „Dilger, Simon“ von Karl Karmarsch in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 5 (1877), S. 224–225, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Dilger,_Simon&oldid=- (Version vom 23. November 2024, 00:03 Uhr UTC)
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Dilger: Simon D. (Vater) und Friedrich D. (Sohn), Uhrmacher. An die Namen dieser beiden Männer, über deren Lebensumstände genauere Nachrichten leider nicht vorhanden sind, knüpft sich ein höchst wesentlicher Theil der Geschichte eines interessanten und wichtigen deutschen Industriezweiges: der Uhrenfabrikation auf dem Schwarzwalde. Zwar lassen sich die frühesten Spuren dieser letztern fast bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts zurück verfolgen, denn ein Schwarzwälder Schreiner Lorenz Frey von St. Märgen und ein anderer Arbeiter derselben Gegend (aus Waldau), Namens Kreuz, hatten von einander unabhängig – nach einem aus Böhmen gebrachten Musterexemplar – schon vor 1667 hölzerne Wanduhren unvollkommenster Art zu Stande gebracht, auch einige Nachfolger in dieser mit den rohesten Werkzeugen betriebenen Kunst gefunden; aber die Kriegsbedrückungen, von welchen das Land zwischen 1689 und 1712 heimgesucht wurde, ließen diese Keime einer neuen Thätigkeit wieder untergehen. Da, vor Ablauf des ersten Viertels des 18. Jahrhunderts, wurde der ältere D. aus Schollach, seines Handwerks ein Drechsler, der Wiedererwecker oder vielmehr der eigentliche Begründer der noch jetzt blühenden Schwarzwälder Uhrenindustrie. Neben ihm werden als Gleichstrebende Franz Ketterer aus Schönwald, Johann Duffner ebendaher und Matthias Löffler von Gütenbach genannt; aber die letzteren zwei gaben das begonnene neue Gewerbe bald wieder auf. Die guten Erfolge, welche nun fortschreitend erzielt wurden, mehrten die Zahl der Uhrmacher und spornten den Erfindungsgeist zu Verbesserungen an den Uhren selbst wie zu Herstellung besserer Werkzeuge behufs ihrer Verfertigung. In ersterer Beziehung trachtete man nach zierlicherer Ausstattung; brachte mitunter Spielereien an, wovon der durch Anton Ketterer (wahrscheinlich Sohn des schon genannten Franz Ketterer) 1730 zuerst eingeführte „Kuckuck“ allgemein geworden ist; setzte das Pendel an die Stelle der bisher gebräuchlichen Unruhe (um 1740), an die Stelle des ganz hölzernen Triebwerkes Getriebe von Draht (um 1750) und bald nachher auch metallene Räder; begann mit der Anfertigung von Achttage-Uhren (zwischen 1770 und 1780) etc. In allen diesen Dingen leitete neben dem eigenen Nachdenken auch die Berücksichtigung dessen, was anderwärts von den Uhrmachern geleistet wurde, wie denn z. B. der jüngere D. bald nach 1730 nach Paris wanderte, sich dort ein Jahr lang aufhielt und mit Kenntnissen bereichert heimkehrte; dieser war es auch, der zuerst in den Schlaguhren metallene Glöckchen statt der vorher allein gebräuchlichen gläsernen anwendete. So hob sich mit der Zeit das Gewerbe in solchem Maße, daß auf dem badischen Schwarzwalde im J. 1808 etwa 1000 Uhrmacher, 300 Nebenarbeiter [225] und 900 Uhrenhändler vorhanden waren; – im J. 1847: 1167 Uhrmachermeister mit 1935 Gehülfen, 16 Spieluhrmacher mit 42 Gehülfen, 385 Verfertiger von Uhrbestandtheilen mit 589 Gehülfen.