ADB:Detmar (Geschichtsschreiber)
Jakob v. Melle’s Vorgange von den Neueren der Lesemeister des Franciscanerklosters in Lübeck genannt, welcher 1385 von den Gerichtsherren der Stadt den Auftrag erhielt, die seit dem schwarzen Tode (1350) nicht fortgeführte Stadtchronik wieder anzufangen. In Testamenten der sechziger bis achtziger Jahre des 14. Jahrhunderts kommt nämlich als Lesemeister bei den Franciscanern D. vor, 1396 ein Johann von Osnabrück. Darf man, was nicht über allen Zweifel erhaben ist, die Lesemeisterstelle für eine constante halten, so ist D. der Name des Chronisten gewesen, jedenfalls aber hat er die Arbeit nicht über 1395 fortgesetzt, da sich, auch aus Vergleichung der Handschriften, für dieses Jahr ein Abschnitt in der Chronik nachweisen läßt. D. hat nicht die alte Stadtchronik nach 1350 einfach fortgeführt, sondern laut seiner eigenen Erklärung sie mit Weltchroniken und Localaufzeichnungen neu compilirt. Der für uns werthvollste Theil ist daher die Zeit seiner eigenen Erlebnisse, etwa 20 Jahre. Uebrigens behält das Ganze seine hohe Bedeutung als Sammlung vieler sonst nicht erhaltenen Nachrichten über Norddeutschland und den europäischen Norden, und ist mit den sehr verschieden gearbeiteten Fortsetzungen bis 1482 ein hervorragendes Denkmal niedersächsischer Prosa.
Detmar: Bruder D. wird nach- Chronik des Franciscaner Lesemeisters Detmar, herausgeg. von F. H. Grautoff, 2 Thle. Hamburg 1829/30. Koppmann in Hans. Geschichtsbl. 1871, S. 75 ff. 1872, S. 157 ff.