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Artikel „Corvin, Christoph“ von Josef Bernhard Nordhoff in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 4 (1876), S. 509–510, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Corvin,_Christoph&oldid=- (Version vom 9. Oktober 2024, 13:19 Uhr UTC)
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Corvinus: Christoph C. (Raab, Rabe), geb. 1552 zu Zürich, starb 14. Jan. 1620. Am dortigen Gymnasium wissenschaftlich vorgebildet, widmete er sich zunächst auf den Hochschulen zu Heidelberg und Wittenberg dem Studium der classischen Sprachen, sodann dem Buchdruckergeschäfte seines Vaters Georg. Nachdem er sich für dieses durch Reisen, namentlich nach Wien, vorbereitet hatte kehrte er 1574 nach Zürich zurück, zog jedoch bald nachher mit dem Vater, der seinetwegen das Geschäft zu erweitern suchte, nach Frankfurt a/M. Von hier folgte der „feine, gelehrte, gottesfürchtige“ Mann, der „vier Pressen in Bereitschaft“ hatte, im August 1585 einem Rufe des Grafen Johann von Nassau-Katzenelnbogen als akademischer Buchdrucker an die neu errichtete Hochschule zu Herborn, ward als solcher mit seinen Gesellen und Angehörigen unter die Schulverwandten gerechnet, durfte jedoch laut Vertrag vom 15. Juli 1585 nichts drucken ohne Erlaubniß der Schule. Als Gehalt bezog er 50 Radergulden, 10 Gulden Hauszins, 16 Fuder Holz, 2 Fuder Heu und überdies genoß er mit 6 Gesellen auf 10 Jahre bürgerlicher und Schatzungsfreiheit. 1591 kaufte er zu eigener Wohnung den vormals adelichen Burgsitz der Wolfskehle von Vocksberg, jedoch druckte er für die Jahre 1596 und 1597 zu Siegen, wohin auch zeitweise die Hochschule verlegt war, 1598 tragen seine Artikel wieder den Ortsnamen Herborn; hier starb er. Das Geschäft setzten vorerst die Erben fort. – Eine hohe wissenschaftliche Bildung in den classischen und theologischen Wissenschaften, warmer Eifer für das reformirte Bekenntniß und die bedeutenden typographischen Leistungen trugen Corvinus’ Ruhm bis nach Westfalen, weiter bis in die Schweiz, selbst bis Böhmen, Polen und Ungarn. Mit mehreren Fürstenhäusern (z. B. dem Grafen Arnold von Bentheim-Steinfurt) und mit den größten Gelehrten seiner Zeit stand er in persönlichem oder brieflichem Verkehr. – Aus seiner Officin gingen hervor sämmtliche Werke von Johann Piscator, Schriften von Alsted, Bisterfeld, Martinius, Georg Sohnius, Olevian, Textor, [510] Vorstius, Zepper. 1632 belief sich allein die Zahl der Verlagsartikel seiner Erben auf 242 größere Werke. Seine, von ihm selbst corrigirten Druckstücke zeichneten sich so sehr durch Sauberkeit, Geschmack und Correctheit aus, daß, wie C. selbst unter den gelehrten Buchdruckern einen ehrenvollen Rang einnimmt, seine Leistungen mit den besten deutschen und niederländischen verglichen zu werden pflegen. Als Titelvignette trugen sie das auf seinen Namen deutende Bild, wie die Raben dem Elias Brod bringen. C. wird von den Zeitgenossen (Rosenbach) als „gelehrter, frommer, humaner, gegen Hausgenossen und Arme stets mildherziger“ Charakter geschildert. Er war drei Mal verheirathet, zuletzt mit der Tochter des Herborner Professors Hermann; von 17 Kindern überlebten ihn nur 4; sein Sohn Georg C. war Professor der Philosophie zu Herborn und starb 1645 auf einer Collectenreise in den Niederlanden, welche er zum Besten der im 30jährigen Kriege heruntergekommenen Hochschule übernommen hatte.

Fr. W. Cuno in d. (Detmolder) evang.-reformirten Kirchenzeitung (1874), Jahrg. XXIV, 257–266. J. B. Nordhoff, Denkwürdigkeiten aus dem Münsterischen Humanismus. Mit einer Anlage über das frühere Preß- und Bücherwesen Westfalens 1874, S. 206.