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Artikel „Cloß, Adolf“ von Max Bach in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 47 (1903), S. 500–501, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Clo%C3%9F,_Adolf&oldid=- (Version vom 25. November 2024, 01:20 Uhr UTC)
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Cloß: Adolf C., Xylograph, geboren zu Stuttgart als der Sohn des Hofbuchbinders Fr. Cloß am 14. November 1840, † daselbst am 2. Februar 1894. Der Name Cloß ist eng verbunden mit der Entwicklung der deutschen Holzschneidekunst der neueren Zeit; seine Lehrzeit fällt zusammen mit dem mächtigen Aufschwung, welchen der Stuttgarter Verlag seit Mitte der fünfziger Jahre genommen hat. Allgaier & Siegle, die damals renommirteste Anstalt in Stuttgart, bildete den schon früh für die Kunst begeisterten Jüngling zum Xylographen aus, welcher sich dann 1859–60 bei Brend’amour in Düsseldorf weiter vervollkommnete. In die Heimath zurückgekehrt, gründete er, kaum 22 Jahre alt, mit einem Collegen Ruff ein eigenes Geschäft, welches im Jahre 1869 nach achtjährigem Bestand in die alleinige Hand von C. überging.

Die ersten Erfolge erzielte der Meister durch die im J. 1868 von Cotta veranstaltete Prachtausgabe von Wieland’s „Oberon“, wobei sein Zwillingsbruder Gustav, der leider zu früh verstorbene begabte Landschaftsmaler, als Illustrator mitwirkte. Gustav C. ist auch der Zeichner des zu Anfang der 70er Jahre bei Paul Neff erschienenen und mit großem Beifall aufgenommenen reizenden Buches „Natur und Dichtung“. Ein gleichzeitiger Berichterstatter [501] schreibt darüber: „Diese Landschaften gehören zu den poesievollsten Bildern der Art, die wohl je gemacht wurden, und sind mit einer Vollendung der Technik ausgeführt, die an das Unglaubliche streift. Selbst das coloristische Element, auf welches Cloß stets besonderes Gewicht gelegt hat, kommt in diesen Reproductionen zur vollen Geltung. Solche Resultate zu erzielen, war aber auch nur durch das Zusammenwirken von zwei so enge mit einander verbundenen, sich gegenseitig ergänzenden, gleich ausgezeichneten Künstlern, wie die Gebrüder Cloß möglich“.

Der holzschneiderische Erfolg dieser Werke führte der Cloß’schen Anstalt in kurzem eine Reihe glänzender buchhändlerischer Unternehmungen zu. Wir nennen die Prachtwerke: „Aus deutschen Bergen“, „Italien“, „Rheinfahrt“, „Nord- und Ostsee“, „Germania“, „Hellas und Rom“, „Schweizerland“ usw. Dann die Illustrationen zu Scheffel’s Werken, Auerbach’s Barfüßele, Hugdieterich’s Brautfahrt u. a. m. Aber nicht allein rein künstlerische, sondern auch kunstgewerbliche und technische Illustrationen gingen aus der Anstalt hervor, welche in der besten Zeit bis zu 30 Gehülfen beschäftigte.

„Cloß’ Talent für malerische, tonüppige Behandlung des Schnitts, seine leichtbewegliche Hand, für die es kaum technische Schwierigkeiten gab, seine spielende, schnelle Stichelführung eroberten gewissermassen mit einem Ruck das bis dahin in schwerfälliger Schrittbewegung angestrebte Feld der farbigen Behandlung des Holzschnitts“, schreibt Hecht in der „Vervielfältigenden Kunst der Gegenwart“. „Und da er stets Rath wußte, wie einer Sache beizukommen sei, und seine Arbeit selbst immer ein sicheres Muster war, so führte er seine Schüler, so nebenher, jedem seine Art lassend, ohne Schulzwang seine Wege und bildete eine Anzahl Leute, welche später überzeugte Vertreter seiner Richtung wurden. Zwar waren seine Mittel in der Hauptsache der französischen Rüstkammer entlehnt und er selbst ist gewiß mit aufrichtiger Bewunderung bei den Doré-Stechern in die Lehre gegangen. Seine Verwendung aber war doch meist originell, und wenn auch angeregt durch die witzigen Behelfe der Franzosen, erfand er sich doch gelegentlich seine eigene Lösung. Bei allem farbigen Uebermuthe seines Stichels hat er zudem die Verbindung mit der nationalen Schnittweise nie verloren. Er fand immer leicht den Uebergang zum Facsimile und erhielt sich eine seltene Gewandtheit, beide Richtungen im gegebenen Falle auf Einem Stocke zu vereinigen und zwanglos in einander überzuführen“. C. war eine vornehme echt künstlerische Erscheinung, voll liebenswürdigen Humors, von vielseitiger Bildung. Auch die württembergische Kunstgenossenschaft ehrte ihn dadurch, daß sie ihn wiederholt in ihren Ausschuß berief.