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Artikel „Clenardus, Nikolaus“ von Friedrich August Eckstein in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 4 (1876), S. 322, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Clenardus,_Nikolaus&oldid=- (Version vom 22. Dezember 2024, 14:21 Uhr UTC)
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Clenardus: Nikolaus C. (Kleynaerts), namhafter Grammatiker, geb. 5. December 1495 zu Diest in Flandern, † um 1542. Seine wissenschaftliche Bildung erhielt er zu Löwen in dem Collegium trium linguarum, wo Johann van den Campen ihn im Hebräischen, R. Ressen (Rescius) im Griechischen unterrichteten. Johann Sturm war sein Mitschüler; mit ihm hatte er auch in Paris vertrauten Umgang. Ohne angestellt zu sein begann er in Löwen Privatunterricht in den alten Sprachen zu ertheilen und für diese verfaßte er seine grammatischen Schriften. 1532 begab er sich mit Johann Vasaeus nach Paris, um Budé zu hören. Von dem Verlangen getrieben auch des Arabischen mächtig zu werden, ging er nach Spanien. Er lehrte die drei alten Sprachen in Salamanca nur kurze Zeit, weil ihn König Johann III. von Portugal berief, um die Erziehung seines Bruders, des nachmaligen Königs Heinrichs I., zu vollenden Er begleitete denselben nach Braga, wo er einige Zeit in dem Collegium lateinischen Unterricht ertheilte. Immer mehr reifte in ihm der Plan den Koran zu übersetzen, um dadurch die Bekehrung der Türken zum Christenthum zu erleichtern. Deshalb ging er 1540 nach Fez, wo er anderthalb Jahre verweilte. Nach Spanien zurückgekehrt, starb er in Granada um 1542. Schon 1529 hatte er in Löwen die „Tabula in linguam hebraeam“ herausgegeben, eine Ergänzung zu der Grammatik van der Campen’s (1528), in der es an Beispielen zur leichteren Einübung der Formen fehlte. Das Buch hat zur Förderung der hebräischen Sprachkenntnisse nützliche Dienste geleistet. Noch mehr gilt dies von der griechischen Elementargrammatik, die zuerst in Löwen (bei Rescius) 1530 erschien als „Institutiones absolutissimae in graecam linguam“. Zehn Declinationen, dreizehn Conjugationen, Pronomina, Artikel, die „Investigatio thematis“, eine kurze Accentlehre und eine noch kürzere „Ratio syntaxeos“ bilden den ziemlich dürftigen, untergeordneten Inhalt. Zur weiteren Fortbildung fügte er 1532 die „Meditationes graecanicae in artem grammaticam“ hinzu, in welchen er den Brief des heil. Basilius an Gregor vollständig übersetzt und grammatisch analysirt. Beide Bücher haben rasch Eingang gefunden und sich in Holland, Belgien, Frankreich (bis zu Furgault’s Zeit), selbst in Deutschland behauptet. Pierre Antesignan in Lyon gab 1554 Scholien zur Erklärung der dunkleren Stellen hinzu und in der praxis ein Uebungsbuch; René Guillon annotationes. Vossius bearbeitete sie noch 1660 für die niederländischen Schulen. Unter den zahlreichen Drucken haben wissenschaftlichen Werth nur die Bearbeitungen von Fr. Sylburg (Francof. 1580. 1602. Hanoviae 1617). Scaliger’s Urtheil „Clenardus diligentissimus grammaticus potius quam doctus in ulla lingua“ ist zutreffend. Die nach seinem Tode von Masson herausgegebenen Briefe „De rebus Muhammedicis“ (Lovan 1551 u. öft.) sind nicht uninteressant. — Vgl. die kleine Schrift: Conatus N. Clenardi circa Muhammedanorum ad Christum conversionem descripti a J. H. Callenberg, Hal. 1742 und die Nachricht in Saint-Genois, Voyageurs belges T. I. p. 112.

M. Adam, Vitae Germanorum philosophorum p. 123-126.