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Artikel „Chrocus“ von Baumann. in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 4 (1876), S. 250, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Chrocus&oldid=- (Version vom 21. November 2024, 23:47 Uhr UTC)
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Chrocus auch Crocon, ein König oder, genauer gesagt, ein Gaufürst der Alamannen, welcher 259 n. Chr. über Aventicum in Gallien einbrach, das Land weit und breit verwüstete, bis in das Gebiet der Arverner vordrang und von hier gen Arles zog, wo er von einem römischen Feldherrn geschlagen, gefangen und zu Tode gemartert wurde. Sein Andenken blieb noch Jahrhunderte hindurch dem gallischen Volke unvergeßlich, das seine Geschichte sagenhaft ausbildete. Um z. B. die furchtbare Zerstörungswuth des Ch. zu erklären, dichtete die Sage, daß dessen Mutter ihm gerathen habe, um sich einen Namen zu erwerben, müsse er alles, was andere erbaut hätten, zerstören, denn herrlichere Gebäude könne er doch nicht aufführen. Zu Fredegar’s Zeit war die wirkliche Geschichte des Ch. schon vergessen und nur die Sage von seinen Schreckensthaten übrig geblieben. Eben bei ihm erscheint Ch. irrig als Vandalenkönig und wird sein Einbruch in Gallien mit der großen germanischen Invasion von 406 verwechselt. Aus dem Gesagten folgt, daß die einzelnen Thaten, welche Gregor von Tours, die Acta s. Desiderii etc. von Ch. zu erzählen wissen, nicht mit Sicherheit als wahr bezeichnet werden können: zu weit dürften aber diejenigen gehen, welche überhaupt an dessen Existenz zweifeln, denn von einem furchtbaren Einfalle der Alamannen in Gallien 259 und 260 berichten uns auch andere, glaubwürdige Autoren, wie Eutropius und Aurelius Victor.

S. Stälin, Wirtemberg. Gesch. I. 118 und Alcuin Holländer, Die Kriege der Alamannen mit den Römern im 3. Jahrhundert n. Chr. in der Oberrhein. Zeitschr. 26, 291–294.
Baumann.