ADB:Christine (Herzogin von Schleswig-Holstein-Gottorp)

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Artikel „Christine, Herzogin von Holstein-Gottorp“ von Karl Bernhardi in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 4 (1876), S. 218–219, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Christine_(Herzogin_von_Schleswig-Holstein-Gottorp)&oldid=- (Version vom 29. März 2024, 09:46 Uhr UTC)
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Christine, Herzogin von Holstein-Gottorp, war die Tochter des Landgrafen Philipp des Großmüthigen von Hessen. Sie wurde durch ihre Tochter Christine die Großmutter Gustav Adolfs von Schweden und durch Karl Friedrich, Herzog von Holstein-Gottorp, die Ahnfrau der russischen Kaiserfamilie. Am [219] 29. Juni 1543 zu Kassel geboren, empfing sie nicht nur den Namen ihrer Mutter Christine, einer geborenen Prinzessin von Sachsen, sondern auch deren vortreffliche Eigenschaften. Zwar verlor sie die Mutter schon in ihrem sechsten Lebensjahre, aber sie erhielt nichtsdestoweniger durch Elisabeth, die Schwester ihres Vaters und Wittwe des Herzogs Georg von Sachsen, welche eine ebenso treue als vorurtheilsfreie Anhängerin der Reformation war, eine sorgfältige Erziehung. Im J. 1543 ließ Erich XIV., König von Schweden, der Sohn Gustav Wasa’s, um ihre Hand anhalten; doch erfuhr Landgraf Philipp glücklicherweise noch bei Zeiten allerlei Winkelzüge des Königs; er gab deshalb dem Herzog Adolf von Holstein-Gottorp, den er näher kannte, den Vorzug. König Erich fiel bekanntlich nachher in Wahnsinn und verlor die Regierung, während Christinens gleichnamige Tochter mit seinem jüngsten Bruder, König Karl IX., vermählt wurde. Der schwedische Geschichtschreiber Geiger sagt von dieser: „Sie war schön von Gestalt und Wuchs, hoch und edel an Muth und Sinn; ihr Sohn (Gustav Adolf) ward streng erzogen und zur Arbeit, Tugend und Mannheit angehalten“ – eine Erziehung, die in der That treffliche Früchte getragen hat. Die Ehe der Herzogin Christine ward mit zehn Kindern gesegnet, deren Erziehung sie sich sehr angelegen sein ließ; auch widmete sie täglich drei Stunden geistlichen Uebungen, jedoch ohne alle Engherzigkeit, denn sie glaubte zwar, daß Luther durch den Geist Gottes getrieben gewirkt habe, aber bekannte sich zu seinen Schriften nur insoweit dieselben mit dem göttlichen Worte übereinstimmten. Bei gewissenhafter Erfüllung ihrer häuslichen Pflichten fand sie noch Zeit zu vielseitigen Werken der Liebe. Den Kirchen und Schulen widmete sie ihre besondere Sorgfalt, Studirende der Theologie unterstützte sie freigebig, den Armen war sie eine Helferin in der Noth und bereitete den Kranken eigenhändig Arzneien, zu welchem Zwecke sie sich gründliche Kenntnisse der Arzneikunde erworben hatte. Nach dem schon im J. 1586 erfolgten Tode ihres Gatten, wirkte sie gewissermaßen als Vormünderin ihrer vier noch minderjährigen Söhne und bewährte, wie Waitz sich ausdrückt, etwas von dem kräftigen Sinn ihres Vaters in der Vertheidigung der Interessen ihres Hauses. Sie beschloß ihr Leben am 13. Mai 1604 auf dem Schlosse zu Kiel, welches ihr die Söhne zum Wohnsitz eingeräumt hatten. Von ihren Schriften erschienen im Druck: „Geistliche Psalmen und Lieder“, Schleswig 1590 und ein „Gebetbuch“, Lübeck 1601.