ADB:Christ, Joseph Anton
Döbbelin’schen Gesellschaft und zeichnete sich bei dieser als Chevalier, wie auch in jugendlichen Helden- und Liebhaberrollen rühmlich aus. Schröder berief ihn 1778 nach Hamburg, wo er am 22. April in Lenzens „Hofmeister“ zum ersten Male auftrat. Anstandsrollen und Glücksritter gab er nach F. L. W. Meyer’s Mittheilungen meisterhaft, dagegen erschien er im eigentlichen Trauerspiel in heftigen Charakterrollen minder wahr, woran ebensowol sein österreichischer Dialekt, wie auch seine Gedächtnißschwäche, die ihm stets anhaftete, die Schuld trugen. Von Hamburg wandte sich Ch. 1779 nach Leipzig zur Bondini’schen Gesellschaft und debutirte hier als Hauptmann Absolut in den „Nebenbuhlern“. Seit 1783 Mitglied des Petersburger deutschen Theaters, begann er im folgenden Jahr bei den Directoren Meyer und Koch in Riga ein mehrjähriges Engagement mit seiner hervorragendsten Leistung, dem Riccaut de la Marlinière. Bereits in Hamburg hatte Ch. am 27. Oct. 1778 eines seiner talentvollen Kinder, Namens Anton, durch den Tod verloren, jetzt traf ihn in Riga ein doppelter Verlust, indem [144] ihm erst seine Gattin (debutirte 1765) und bald darauf seine elfjährige Tochter starb. Als Amtsrath Poll in „Das Blatt hat sich gewendet“ betrat Ch. zum ersten Mal das Mainzer Nationaltheater, dem er bis 1793 angehörte, in welchem Jahr er zur Franz Seconda’schen Gesellschaft nach Prag und von dort und mit ihr nach Dresden und Leipzig reiste. Bis zu seiner Pensionirung (1817) ununterbrochen Mitglied genannter Gesellschaft starb Ch. 1824 zu Dresden, nachdem er neun Jahre vorher am 14. Sept. 1815 als Kriegsrath Dallner in Iffland’s „Dienstpflicht“ sein 50jähriges Jubiläum gefeiert hatte. Von seinen Kindern, die sämmtlich der Bühne angehörten, aber zumeist früh starben, hat nur seine Tochter Friederike einen dauernden Platz in der Theatergeschichte sich errungen. Von ihrem Vater für die Bühne ausgebildet, gehörte sie lange Zeit dem Seconda’schen Schauspielerverband und nach der Gründung des Dresdener Hoftheaters diesem an. Seit 1808 mit dem Schauspieler Schirmer verheirathet, starb sie 1833 zu Dresden. Sie wird als eine der besten Darstellerinnen in muntern und sentimentalen jugendlichen Rollen, die sie später mit Anstandsdamen und Müttern vertauschte, bezeichnet. Ch. gehört unzweifelhaft zu den besten Vertretern der deutschen Schauspielkunst. Edle Einfachheit, strengste Einhaltung des Natürlichen waren seinen Darstellungen eigen, er copirte nichts Aeußerliches, er schuf aus dem Inneren heraus und so sehr er auch auf der Bühne zu Hause war, nirgends verließ er sich auf die Routine, sondern durchdrang den darzustellenden Charakter mit geistiger Schärfe. Von eminenter Wandlungsfähigkeit, spielte er die verschiedensten Rollen und war in jeder ein Anderer, so daß ein zeitgenössischer Kritiker treffend von ihm sagte: Sein Gesicht, sein Körper ist alles, was er will. Aussicht auf den lärmenden Beifall der Menge verleitete ihn nie sich auf Kosten des Ganzen oder seiner Rolle zu überheben. Sein Aeußeres entsprach seinem Beruf, dagegen war seine Stimme ein wenig monoton, sein Gedächtniß – wie bereits angedeutet – trotz allen Fleißes treulos. Riccaut de la Marlinière, Marinelli, Präsident (Cabale u. Liebe), Stahl (Hausfreunde), Dallner (Dienstpflicht), Krustjew (Graf Benjowsky), Walker (Porträt der Mutter), Werdam (Erinnerung), Philipp (Carlos), Wellenberger (Advocaten), Graf (Puls), Polonius (Hamlet) zählten zu seinen besten Leistungen.
Christ: Joseph Anton Ch., bedeutender Schauspieler, geb. 1744 zu Wien, sollte in einem Jesuiteninstitut erzogen werden, entfloh aber um als Husar einen Theil des siebenjährigen Krieges mitzumachen. Nach seiner Verheirathung mit Isabella Maria Peixoto de Costa aus Lissabon (geb. 1742) trat er 1765 unter dem Namen Puitangi zur Ilgner’schen Schauspielertruppe, wurde 1773 Mitglied der- Außer einer in den Daten sehr ungenauen Biographie Z. Funk’s im 2. Bd. des Allg. Theater-Lex. vgl. zur Kritik seines Spiels namentlich J. G. Rhode’s Allg. Theaterztg. (Berlin 1800) 1. Bd. u. Streifereyen im Gebiet der Dramaturgie (Lpz. 1790). Eine Abschiedsrede von ihm findet man im Theater-Journal für Deutschland St. VIII. S. 12 f., sein Porträt im Reichhard’schen Theaterkalender für 1779 u. 1796.