Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Cassel, Paulus“ von Franz Brümmer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 47 (1903), S. 465–466, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Cassel,_Paulus&oldid=- (Version vom 27. Dezember 2024, 18:26 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Caspary, Robert
Nächster>>>
Cauer, Carl Ludwig
Band 47 (1903), S. 465–466 (Quelle).
Paulus Stephanus Cassel bei Wikisource
Paulus Stephanus Cassel in der Wikipedia
Paulus Cassel in Wikidata
GND-Nummer 116468521
Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|47|465|466|Cassel, Paulus|Franz Brümmer|ADB:Cassel, Paulus}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=116468521}}    

Cassel: Paulus Stephanus (ursprünglich Selig) C. C. wurde am 27. Februar 1821 in Großglogau (Schlesien) von jüdischen Eltern geboren, besuchte das katholische Gymnasium seiner Vaterstadt, dann das evangelische in Schweidnitz und widmete sich hierauf in Berlin, besonders unter Ranke’s Einfluß, dem Studium der Geschichte. Die ersten Früchte desselben waren seine „Historische Studien“ (1847), „Magyarische Alterthümer“ und seine „Geschichte der Juden“ (abgedruckt in der „Allgemeinen Encyklopädie von Ersch und Gruber“ 1851). Nachdem C. die Befähigung zum Rabbiner erhalten und kurze Zeit seit 1849 an der „Konstitutionellen Zeitung“ thätig gewesen, ward er 1850 während des Erfurter Parlamentes zur Redaction der „Erfurter Zeitung“ berufen, die er erst 1856 niederlegte. Ein Jahr vorher war er in Bußleben bei Erfurt zur evangelischen Kirche übergetreten. Nach Aufgabe seiner redactionellen Thätigkeit erhielt er die Stelle eines Bibliothekars an der königl. Bibliothek in Erfurt und bald darauf auch die eines Secretärs an der Erfurter Akademie mit dem Titel eines Professors. Aus der Erfurter Zeit stammen folgende seiner Schriften: „Von Warschau bis Olmütz“ (1851), „Ueber thüringische Ortsnamen“ (1856–58), „Eddische Studien“ (1856), „Erfurt und die Zäunemannin“ (1857, 2. Ausg. 1886). Im Jahre 1859 siedelte C. nach Berlin über, wo er erst als Gymnasiallehrer wirkte und seit 1860 alljährlich viele äußerst zahlreich besuchte wissenschaftliche Vorträge hielt, die er dann später auch in Broschürenform veröffentlichte, z. B. „Rose und Nachtigall“ (1860), „Hierozoikon“ (1. Theil, auch u. d. T. „Der Schwan“, 1861), „Weihnachten. Ursprung, Bräuche und Aberglauben“ (1862), „Deutsche Reden“ (II, 2. Aufl. 1871), „Drachenkämpfe“ (1869), „Die Schwalbe“ (1869), „Kaiser- und Königsthrone in Geschichte, Symbol und Sage“ (1874), „Löwenkämpfe von Nemea bis Golgatha“ (1875), „Der Phönix und seine Aera“ (1879), „Vom Nil zum Ganges. Wanderungen“ (1879), „Die Symbolik des Blutes“ [466] (1882), „Aus Litteratur und Symbolik“ (1884), „Aus Litteratur und Geschichte“ (1885), „Ahasverus, die Sage vom ewigen Juden“ (1885), „Friedrich Wilhelm II.“ (1886), „Japanische Sagen“ (1885), „Zoroaster, sein Name und seine Zeit“ (1886), „Mischle Sindbad. Ueber die sieben weisen Meister“ (1888) u. a. In den Jahren 1866–67 vertrat C. im preußischen Abgeordnetenhause den Wahlkreis Teltow-Beeskow-Storkow, zog sich aber schon im folgenden Jahre vom politischen Leben zurück, als er das Amt eines Predigers an der Christuskirche in Berlin übernahm, an einer von der Landeskirche unabhängigen Gemeinde, in der er eine segensreiche Thätigkeit entfaltete. Gesucht als Kanzelredner, geehrt und geliebt als Seelsorger, gründete er in seiner Gemeinde ein Kinderheim und eine sehr besuchte Sonntagsschule nach englischem Muster. Auch wandte er seine schriftstellerische Thätigkeit mehr theologischen Fragen zu, wie nicht nur die Herausgabe der theologischen Wochenschrift „Sunem“ (seit 1875), sondern auch folgende Werke bezeugen: „Die Bücher der Richter und Ruth“ (2. Aufl. 1887), „Altkirchlicher Festkalender“ (1869), „Das Evangelium der Söhne Zebedäi“ (1870), „Apologetische Briefe“ (1875), „Das Buch Esther“ (1878), „Christi Sittenlehre. Eine Auslegung des Briefes Pauli an Titus“ (1880), „Die Hochzeit zu Kana“ (1882), „Kritische Sendschreiben über die Probebibel“ (1885), „988. Eine Erinnerung an das 900jährige Jubiläum der russischen Kirche“ (1888), „Philippus, der Kaiser. Eine Apologie“ (1888) u. a. Auf schönwissenschaftlichem Gebiet veröffentlichte C. „Symbola Renati. Eine Lebenserinnerung“ (1872), „29 Lieder aus Natur und Leben“ (1873), „Hallelujah! Geistliche Lieder“ (1878, 2. Aufl. 1886), „Aus guten Stunden. Betrachtungen und Erinnerungen“ (1881), „Fredegunde. Eine Novelle in Briefen“ (1883), „Von Advent bis Trinitatis. Lieder“ (1892) und mehrere als Manuscript gedruckte Dramen, wie „Vom König“ (1888), „Das neue Schauspiel“ (1888), „Der Wiener Congreß“ (1890) und „Aus Damaskus“ (1892). Im J. 1890 legte C. sein Pfarramt nieder und zog sich nach Friedenau bei Berlin zurück, wo er hinfort seinen literarischen Neigungen lebte. Er starb daselbst am 23. December 1892.

Adolf Hinrichsen, Das litterarische Deutschland. 2. Aufl. Berlin 1891, S. 221 ff. – Leipziger Illustrirte Zeitung 1893, Bd. 100, S. 14. – Ueber Land und Meer, Bd. 44, S. 1003.