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Artikel „Canisius, Heinrich“ von Johann Friedrich von Schulte in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 3 (1876), S. 749, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Canisius,_Heinrich&oldid=- (Version vom 24. November 2024, 22:26 Uhr UTC)
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Canisius: Heinrich C., Bruderssohn des bekannten Jesuiten Peter C., geb. zu Nymwegen in den fünfziger Jahren des 16. Jahrhunderts, machte seine Studien zu Löwen, wo er auch zum Doctor beider Rechte promovirte, wurde am 9. Febr. 1590 in Ingolstadt zur Habilitation für canonisches Recht zugelassen, im Juli desselben Jahres auf ein Jahr für dies Fach mit 300 fl. angestellt, 1591 aber als ordentlicher Professor desselben mit 400 fl. Gehalt in die juristische Facultät aufgenommen, in der er bis zu seinem Tode docirte. Vom J. 1591 an bekleidete er acht Mal den Posten des Rectors, ein Mal des Prorectors. Am 21. Aug. 1610 erlitt er, während er einer Messe beiwohnte, einen Schlaganfall, in Folge dessen er bis zu seinem am 2. Sept. erfolgten Tode völlig gelähmt und sprachlos blieb. Er war unverheirathet und vermachte sein Vermögen (die Bibliothek den Jesuiten und dem Seminar) einer Jesuitenbrüderschaft. – Als Schriftsteller bekundet C. großen Fleiß, unbedingten curialen Sinn; seine Methode ist die scholastische, jedoch frei von der gewöhnlichen Breite und nicht ohne Geschick; seine „Summa“ ist viel gebraucht worden. Schriften: „Theses de praesumptionibus et jurejurando“, 1594. – „Summa iuris canonici in quatuor institutionum libros contracta“, 1594. 4. (letzte Herbipoli 1707). – „Commentarius in regulas iuris libri sexti“, 1600. – „Comm. in Concordata nationis germanicae“, 1600. „Refutatio trium tractatuum a quodam iurisconsulto Heidelbergensi Marsilii de Padua et Guil. Occami nomine editorum“, 1600. – „Praelectiones academicae in duos titulos iur. can. 1 de decimis, primit. et. oblat. 2. de usuris“, 1609, 1629, alle Ingolstadt. – „Lectiones antiquae“ 6 T. 4, 1601–1604, Ingolst. Von Jac. Basnage (der während des Druckes starb) neu edirt und mit einem Apparate versehen u. d. T.: „Henrici Canisii Thesaurus monumentorum eccl. et hist. s. Lectiones antiquae ad saeculorum ordinem digestae, adjectis praef. hist. cet. a J. B.“, Antw. 1724 ff. 7. T. fol. in 3–5 Bden. Diese Ausgabe enthält einige Stücke nicht. Ein genaues Inhaltsverzeichniß der Lectiones bei Moreri. Der V. Bd. erschien auch um 5 Stücke vermehrt 1608 unter dem Titel: „Promptuarium ecclesiasticum“. Die Lectiones enthalten eine Menge damals unedirter Chroniken, Schriften von Vätern etc. – Nach seinem Tode wurden edirt: „Posthuma de sponsalibus et matrimonio s. Lecturae utilissimae super quartum librum decretalium H. C. cet.“, Ingolst. 1613, 22, 5. Aufl. 29. – „Tract. de contractu mandati“. „De possess. et remediis possessoriis“. „De differentiis iuris canonici et civilis“. „Commentarius in librum tertium decretalium“. Gesammtausgabe der Opera iuridica, Lovan. 1629. Colon. 1663. 4.

Mederer, Annales Ingolstadienses II. 121, 198 etc. Moreri u. d. W. Possewin, Apparatus sacer u. d. W.