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Artikel „Calvör, Henning“ von Eduard Jacobs in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 3 (1876), S. 718, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Calv%C3%B6r,_Henning&oldid=- (Version vom 14. November 2024, 01:33 Uhr UTC)
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Calvör: Henning C., bergwissenschaftlicher Schriftsteller, geb. Oct. 1686 zu Silstedt in der Grafschaft Wernigerode, † 10. Juli 1766 zu Altenau. Als der Sohn eines armen Dorfschneiders hatte er bei seinem seit frühester Kindheit regen Lerneifer und frühentwickelten wissenschaftlichen Sinn mit vielen materiellen Schwierigkeiten zu kämpfen, aber diese guten Eigenschaften und sein liebenswürdiges Wesen öffneten ihm die Herzen und Hände von Wohlthätern und Gönnern, durch deren Hülfe er vom neunten Jahre an die lateinische Schule zu Wernigerode, das Andreanum zu Hildesheim und dann, unter nachhaltiger Förderung des als Schriftsteller bekannten Superintendenten Caspar Calvör, die Schule zu Zellerfeld besuchen konnte. Auf der Universität studirte er Theologie, verfolgte daneben aber von früher Jugend auf eine entschiedene Richtung auf Mechanik und Bergwerkswissenschaft. Durch reichliche Unterstützung der Grafen Ernst und Christian Ernst zu Stolberg wurde es dem armen Bauerssohn möglich, zweimal die Universität zu besuchen und erst im 27. Lebensjahre auf eine Zeit unablässigen Sammelns und Forschens eine lange Zeit ernster, treuer Berufsthätigkeit folgen zu lassen. Er begann dieselbe Anfang 1713 als Conrector, seit 1725 als Rector der für das Bergwesen wichtigen Schule Clausthal, die unter ihm sich hob und blühte. Vom Ende 1729 bis an seinen Tod versah er das Pfarramt in der abgelegenen Bergstadt Altenau. Seiner meist in gutem Latein geschriebenen kleineren theologischen, geschichtlichen und sonstigen Schriften gedenken wir hier nicht, sondern nur seines mechanisch-bergwissenschaftlichen Hauptwerkes: „Acta histor.-chronol.-mechanica circa metallurgiam in Hercynia superiori oder Historisch-chronologische Nachricht und praktische Beschreibung des Maschinenwesens im Oberharz“ - 1763. 2 Bände Folio mit 28 von seinem Sohne Caspar sorgfältig ausgeführten Tafeln; und als geschichtliche Ergänzung dazu: „Historische Nachricht von der Unter- und gesammten Oberharzischen Bergwerke ersten Aufkunft bis zum Schluß im Jahre 1760“ (1765). Dieses als Fortsetzung von Andreas Schlüter’s „Gründlicher Unterricht von Hüttenwerken“ 1738 praktisch sehr wichtige Unternehmen wurde von der competenten zeitgenössischen Kritik allgemein rühmend begrüßt. „In aller Absicht“, sagt die deutsche Bibliothek von den Acta histor.-chronol., „macht diese Schrift Deutschland Ehre und erhält ihm den so lange genossenen Vorzug, in der Bergwissenschaft die Lehrerin des Auslandes zu sein.“ Trotz der großen Kostspieligkeit erschien das Werk acht Jahre nach des Verfassers Tode in neuer Auflage.

Ztschr. des Harz-Ver. für Gesch. und Alt.-Kunde 1872. S. 435 ff.