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Artikel „Busch, Wilhelm“ von Otto Hildebrand in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 47 (1903), S. 406–407, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Busch,_Wilhelm&oldid=- (Version vom 26. November 2024, 01:10 Uhr UTC)
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Busch: Wilhelm B. wurde am 5. Januar 1826 in Marburg geboren. Er war der Sohn des Marburger Professors der Chirurgie Heinrich B., dessen Vater und Großvater ebenfalls bedeutende Aerzte waren. Wilhelm B. besuchte und absolvirte das Joachimsthal’sche Gymnasium in Berlin und studirte dann ebenfalls in Berlin unter Schlemm, Joh. Müller, Mitscherlich, Romberg, Franke, Schoenlein, Traube, Dieffenbach und Jüngken Medicin. Unter Joh. Müller’s besonderem, auch persönlichem Einfluß entstand Busch’s erste Arbeit „Ueber die Tomopteris onisciformis und die Mesotrocha sexoculata“, ebenso Busch’s Inauguraldissertation vom März 1848 „Ueber das Gehirn der Haifische, Rochen und Störe“, die von Fachleuten als Dissertation von bleibendem Werth charakterisirt wird. Nachdem er als Lazarethchirurgus an den schleswig-holsteinschen Kämpfen theilgenommen, wurde B. 1849 in Berlin approbirt und machte dann längere Reisen in den verschiedensten Ländern, deren wissenschaftliche Ergebnisse in kleineren Berichten und Arbeiten niedergelegt wurden, wie z. B. auf der mit Joh. Müller unternommenen Triester Reise die Beobachtungen über Anatomie und Entwicklung einiger wirbelloser Seethiere. 1851 wurde B. chirurgischer Assistent v. Langenbeck’s und widmete sich von da ab vollständig der Chirurgie, für die er sich 1852 habilitirte. 1853 legte er die Assistentenstelle nieder und ging zur chirurgischen Praxis über. In dieser Zeit veröffentlichte er, nachdem noch mehrere kleinere anatomische Arbeiten vorhergegangen waren, sein erstes chirurgisches Buch: „Chirurgische Beobachtungen in der v. Langenbeck’schen Klinik“. 1855 nahm B. einen Ruf als Ordinarius der Chirurgie an Wutzer’s Stelle in Bonn an. [407] Er begann dort unter großen Schwierigkeiten, verstand es aber bald mit seiner Energie und nie ermüdendem Fleiß, das Material und den Besuch der Klinik zu heben. Aus dieser Zeit stammt neben kleineren Arbeiten sein „Lehrbuch der Chirurgie“, dessen erster Theil 1857, der zweite 1860 erschien. Zwei weitere erschienen später. Es ist nur in der ersten Auflage erschienen, obgleich es eins der besten und klarsten Lehrbücher der Chirurgie ist. Als B. 1860 die chirurgische Hospitalarztstelle am Bonner Johannishospital übertragen wurde, machte er wegen schlechter Erfahrungen in den alten völlig ungenügenden Räumen der Universitätsklinik dort die Operationen und hielt von da ab auch Klinik in den Räumen des Spitals. 1866 unterbrach er seine klinische Thätigkeit, um seine Erfahrungen den Verwundeten des preußisch-österreichischen Feldzuges zu gute kommen zu lassen. 1870 ging er abermals nach dem Kriegsschauplatze ab und widmete seine Kräfte während sieben anstrengender Monate den Verwundeten der I. Armee. Zurückgekehrt beschäftigten B. neben der Klinik, dem klinischen Unterrichte und der stets wachsenden enormen Privatpraxis hauptsächlich Beobachtungen über die Mechanik der Schußverletzungen, über die Heilbarkeit des Krebses und der massiven Neubildungen überhaupt. In einer Anzahl von kleineren Arbeiten und Vorträgen auf dem Chirurgencongreß und in der Niederrheinischen Gesellschaft für Natur- und Heilkunde, legte er seine reichen Erfahrungen auf vielen Gebieten der Chirurgie nieder.

Wilhelm B. starb am 24. November 1881 an einem Rückfall einer schon einmal im Frühjahr 1880 aufgetretenen Perityphlitis.

B. verband mit einem ungewöhnlich scharfen Verstand und großer auf seinen anatomischen Kenntnissen fußender Geschicklichkeit als Operateur eine große persönliche Liebenswürdigkeit, besonders seinen Patienten gegenüber. Er war durchaus ein conservativer Chirurg und scheute sich vor jeder unnöthigen Operation. Der Schwerpunkt seiner Bedeutung aber liegt vor allem in seiner Thätigkeit als akademischer Lehrer. Wie Wenige beherrschte er in vollendetster Weise die Kunst zu reden, verstand er sein Auditorium zu fesseln und zu interessiren.

Arbeiten: „Ueber die Tomopteris onisciformis“ (J. Müller’s Archiv f. Anat. u. Physiol. 1847, S. 180); „Ueber die Mesotrocha sexoculata“ (ebd. 1847, S. 187); „Chirurgische Beobachtungen gesammelt in der königl. chir. Universitätsklinik zu Berlin“ (1854); „Lehrbuch der Chirurgie“ in zwei Bänden, Bd. I 1857, Bd. II, Abth. 1 1860, Abth. 2 1869, Abth. 3 1864 (Berlin); „Ueber die Schußfracturen, welche das Chassepotgewehr bei Schüssen aus großer Nähe hervorbringt“ (Arch. f. klin. Chir. Bd. 16, 1874); Fortsetzung d. Mittheil. über Schußversuche (ebd. Bd. 17, 1874); Zweite Fortsetzung d. Mittheil. über Schußversuche (ebd. Bd. 18, 1875).

Nekrolog: Madelung, Archiv f. klin. Chir. 1882, Bd. 27.