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Artikel „Burgund, Anton von“ von Karl Theodor Wenzelburger in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 3 (1876), S. 617–618, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Burgund,_Anton_von&oldid=- (Version vom 18. April 2024, 10:09 Uhr UTC)
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Burgund: Anton v. B., Graf von la Roche in den Ardennen, Herr von Crevecour, Vassi und Beveren, bekannt unter dem Namen der große Bastard, ein natürlicher Sohn Philipps des Guten und von Jeanne de Prasles (Jola Pralea), geb. 1421 und † 1504. Im J. 1456 wurde er Ritter des goldenen Vließes und zwei Jahre später zog er seinem Bruder David v. B., dem 55. Bischof von Utrecht, gegen die aufrührerischen Bürger dieser Stadt zu Hülfe und stellte den Frieden wieder her. Im J. 1464 segelte er mit seinem Bruder Balduin nach Afrika, um gegen die Ungläubigen zu kämpfen und entsetzte das von den Mauren hart bedrängte Ceuta. Er kehrte aber bald zurück und folgte seinem Bruder, Karl dem Kühnen, nach Frankreich, wo sie verschiedene Städte und Festen eroberten und besonders in der Schlacht bei Montlehery Wunder der Tapferkeit verrichteten. Darauf wurde er von Herzog Philipp mit einem glänzenden Gefolge nach England gesandt, um die Heirath zwischen Karl und Margaretha von York zu Stande zu bringen. Nachdem er 1472 einen gefährlichen Aufstand in Zierikzee (Zeeland) unterdrückt, sandte ihn sein Bruder, Karl der Kühne, 1475 zum zweiten Male nach England, um König Eduard zu überreden, in Frankreich einzufallen. Der Zweck seiner Sendung gelang vollkommen und er begab sich nun auf den Wunsch seines Bruders nach Rom, um bei Gelegenheit des Jubiläums durch den Papst den Makel, der auf seiner Geburt ruhte, feierlich wegnehmen zu lassen. Denn Karl wußte wol, daß die bedeutendsten seiner Länder Lehen von Deutschland und Frankreich waren und nach dem Tode seiner einzigen Tochter und Erbin, wenn diese kinderlos starb, wieder an die Kronen der beiden Reiche zurückfallen würden, weshalb es ihm daran liegen mußte, Anton als den rechtmäßigen Sohn Philipps anerkannt zu sehen. Dies wurde denn auch am 25. Mai 1475 unter großer Entfaltung kirchlichen Pompes erreicht, von welcher Zeit an Anton den Titel „der große [618] Bastard“, den er früher als Ehrennamen trug, ablegte. Sofort übernahm er wieder den Oberbefehl über das burgundische Heer, mit welchem Karl seine großen Pläne durchführen wollte. Bei Granson befehligte er die Vorhut und bei Nancy (5. Jan. 1477) wurde er gefangen und vom Herzog von Lothringen dem König von Frankreich ausgeliefert. Nach einiger Zeit trat er in die Dienste des letzteren und zeichnete sich so aus, daß ihm Ludwig XI. das Herzogthum Château Thierry verlieh (1478) und Karl VIII. ihn 1486 ebenfalls für einen legitimen Sohn Philipps erklärte. Sein Wahlspruch war: „Nul ne s’y frotte“ (Niemand stoße sich daran).

Hauptwerk über die Herzoge von Burgund, sowie über den Bastard (bis 1477) ist M. de Barante’s Histoire des ducs de Bourgogne de la Maison de Valois, 1364–1477, Paris 1825, ferner van Mieris, Nederlandsche vorsten. Endlich: Paul Fredericq, Essai sur le rôle politique et sociale des ducs de Bourgogne dans les Pays-Bas, Brüssel 1875.