Empfohlene Zitierweise:

Artikel „Bronner, Georg“ von Arrey von Dommer in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 3 (1876), S. 361–362, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Bronner,_Georg_von&oldid=- (Version vom 24. April 2024, 16:15 Uhr UTC)
Allgemeine Deutsche Biographie
>>>enthalten in<<<
[[ADB:{{{VERWEIS}}}|{{{VERWEIS}}}]]
<<<Vorheriger
Bronner, Franz Xaver
Band 3 (1876), S. 361–362 (Quelle).
[[| bei Wikisource]]
Georg Bronner in der Wikipedia
Georg Bronner in Wikidata
GND-Nummer 131588869
Datensatz, Rohdaten, Werke, Deutsche Biographie, weitere Angebote
fertig
Fertig! Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle Korrektur gelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Kopiervorlage  
* {{ADB|3|361|362|Bronner, Georg|Arrey von Dommer|ADB:Bronner, Georg von}}    

{{Normdaten|TYP=p|GND=131588869}}    

Bronner: Georg B., ein Componist und Organist um 1700, von dessen Lebensverhältnissen wir jedoch nichts weiter wissen, als daß er um die genannte Zeit Organist an der Heil. Geistkirche zu Hamburg war, bei der 1678 daselbst gegründeten deutschen Oper thätig gewesen, und vor 1728 gestorben ist. Er muß unter die besseren Componisten gehört haben; denn Mattheson, von dem wir einige Nachrichten über ihn besitzen, sagt von ihm im Patrioten 1728, S. 144: „Daß es nicht ein Jeder so gut machen werde, wie der ehemalige Hamburgische Organist Bronner; denn dieser verstorbene gute Mann hatte, nach seiner Art, obgleich eben keine Vollkommenheit, doch nicht selten solche Einfälle, die sich gar wohl hören ließen, und keineswegs zu verwerfen waren, wie die zu der Zeit berühmten und beliebten Opern: Narcissus und Procris, unter anderen sattsam bewiesen haben“. Bronner’s Thätigkeit bei der Oper fällt in die Jahre 1693–1702, und zwar componirte er neben Kusser und Keiser, was doch gleichfalls für seine Brauchbarkeit spricht; 1699 hatte er auch mit Cordes M. D. das Directorium der Oper übernommen, doch augenscheinlich nur auf ganz kurze Zeit, es kamen unter ihm nur zwei neue Opern zur Aufführung und noch in [362] demselben Jahre nahm Schott das Directorium wieder in seine Hände. Mit Ende 1702 verschwindet B. für immer von der Hamburger Opernbühne, aus welchen Gründen ist unbekannt, lange gelebt hat er jedenfalls noch; denn nach 1715 gab er im Selbstverlage ein Choralbuch (mit doppeltem Generalb. und jeder Choral auch mit 2 Cant. und Baß gesetzt, s. Walther) heraus, welches 1720 unter dem Titel „Hamburg. Musikal. Choralbuch“ etc., in 2. Aufl. erschien. Seine Hamburger Opern sind: 1693, Echo und Narcissus, Text von Postel („Gut gerathen“); 1694 Venus oder die siegende Liebe, Text von Hinsch; 1701 Procris und Cephalus, Text von Bressand („Recht artig“); 1702 Victor Herzog der Normannen, Text von Hinsch (nur der 3. Act von B., den 1. und 2. componirten Schieferdecker und Mattheson); Berenice, Text von Hinsch (nicht mehr als zweimal gegeben und 1728 von Keiser unter dem Titel Lucius Verus ganz neu componirt); Der Tod des großen Pans etc., Text von Hinsch, eine Traueroper „auf das frühzeitige Absterben des hochedlen cet. Herrn G. Schotten“ (nicht ganz von B., Mattheson hatte Antheil an der Composition); endlich Beatrix, Text von Hinsch (schon 1701, unter dem Titel Philippus, Herzog von Mailand, zum Namenstage Leopolds verfaßt, damals aber durch den kaiserl. Gesandten verboten und zurückgelegt; an der Musik hatte ebenfalls Mattheson Antheil). Vgl. Mattheson, Patriot 181; Ehrenpf. 283 Anm. In Concerten kamen neben Werken von Kuhnau, Keiser, Rosenmüller, Pachelbel, Buxtehude, Froberger, Corelli und anderen ausgezeichneten Männern, auch Stücke von B. zur Aufführung, und gedruckte Cantaten von ihm verbreiteten sich, neben solchen von Keiser, bis Riga, wo sie „bei einigen Liebhabern zum öftern musicirt wurden“ (Ehrenpf. 220). Auch war der wackere Stralsunder Organist Christoph Raupach ein Schüler Bronner’s (ebd. 283). Nimmt man diese Umstände zusammen, und dazu Mattheson’s zwar nicht unbedingtes, aber bei seinem Charakter doch nicht ganz gering anzuschlagendes Lob, so kann die völlige Vergessenheit, in welche Bronner’s Arbeiten gerathen sind, nicht so durchaus verdient sein.