ADB:Bredow, Gottfried Gabriel von

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Artikel „Bredow, Gottfried Gabriel“ von Franz Xaver von Wegele in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 3 (1876), S. 282–283, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Bredow,_Gottfried_Gabriel_von&oldid=- (Version vom 3. Dezember 2024, 18:10 Uhr UTC)
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Bredow: Gottfried Gabriel B., geb. 14. Dec. 1773 zu Berlin, † 1814. Der Sohn unbemittelter Eltern, gestattete es ihm eine günstige Fügung, daß er gleichwol das Joachimsthalsche Gymnasium besuchen und dann auf die Universität Halle übergehen konnte. Ursprünglich zur Theologie bestimmt, entschied er sich unter der überwältigenden Einwirkung Fr. A. Wolf’s für das Studium der philologischen Wissenschaften, welchen ein guter Theil seines späteren Lebens angehörte. Im J. 1794 wurde er Lehrer am grauen Kloster in Berlin, folgte aber schon im J. 1796 einem Rufe, den J. H. Voß an die gelehrte Stadtschule zu Eutin an ihn ergehen ließ, und wurde bald darauf dessen Nachfolger im Rectorate. In dieser Zeit und unter höchst anregenden Verhältnissen begann B. seine schriftstellerische Laufbahn, die dann fast ausschließlich dem Alterthum und der mittleren und noch mehr der neueren Geschichte gewidmet war. Sein „Handbuch der alten Geschichte, Geographie und Chronologie“ (1799) und seine „Untersuchungen über einzelne Gegenstände der alten Geschichte, Geographie und Chronologie“ (2 Bde. Altona 1800–1802) – wovon der zweite Band aus Bearbeitungen der betreffenden Werke Gosselin’s, Reewel’s und Vincent’s besteht – verschafften ihm im J. 1804 eine Berufung an die Universität Helmstädt und führten ihn so in die seinen Neigungen und Fähigkeiten besonders entsprechende Stellung. Nach allem, was wir wissen, hat B. hier als Lehrer eine höchst fruchtbare und wohlthätige Wirksamkeit entfaltet. In Helmstädt machte B. aus patriotischen [283] Motiven zugleich den Uebergang zur neuen Geschichte mit seiner „Chronik des 19. Jahrhunderts“, deren Fortsetzung er aber nach dem zweiten Bande (1804 und 1805), von den Quälereien der Censur ermüdet, an Venturini überließ, um zu seiner Beschäftigung mit dem Alterthum zurückzukehren. Seine Studien über die Geschichte der alten Geographie führten ihn 1807 nach Paris, um hier die nöthigen handschriftlichen Vorarbeiten für eine kritische Ausgabe der kleineren griechischen Geographen zu machen. Eine Frucht dieser Reise sind die „Epistolae Parisienses“, die im J. 1812 erschienen und worin eine Anzahl bezüglicher Fragen von ihm und Andern behandelt werden. Auch eine Ausgabe und eine Uebersetzung der „Germania“ des Tacitus hat er in Helmstädt veröffentlicht. Die Auflösung des Herzogthums Braunschweig und die Errichtung des Königreiches Westfalen blieb auch für B. nicht ohne Folgen. Er wurde der Polizei des Zwingherrn wegen seiner schlechtverhehlten nationalen Gesinnung verdächtig und leistete darum im J. 1809 einem an ihn nach Frankfurt a. O. ergangenen Rufe freudige Folge. Seine Wirksamkeit als Lehrer der Geschichte war auch in dieser Hochschule wiederum eine gesegnete und umfassende. Von litterarischen Arbeiten fällt in diese Zeit die von ihm besorgte vierte Ausgabe von J. G. Büschen’s „Grundriß einer Geschichte der merkwürdigsten Welthändel neuerer Zeit“, die bis 1796 reichte und die er bis zum J. 1810 fortsetzte. Als dann im J. 1811 die Frankfurter Hochschule nach Breslau verlegt wurde, erhielt B. unter dem Titel eines Regierungsrathes die Mission, die gelehrten Schulen des Regierungsbezirkes Breslau zu untersuchen und zu leiten, eine Stellung, zu der er sich in besonderem Grade berufen fühlte und erwies. Aber bald nach seiner Uebersiedelung ergriff ihn das Leiden, das am 5. Sept. 1814 seiner Thätigkeit ein Ziel setzte. In Bredow’s Breslauer Epoche entstanden seine mustergiltigen Uebersetzungen von einer Anzahl von Biographien des Plutarch und eine Publication über Karl den Großen, die in den Anmerkungen zu der von Kunisch besorgten Uebersetzung von Einhart’s Leben des Kaisers eine nicht gewöhnliche Vertrautheit mit diesem Gegenstande bezeugt. Von rein populären Schriften Bredow’s ist seine „Umständlichere Erzählung der merkwürdigsten Begebenheiten aus der allgemeinen Weltgeschichte“ zu erwähnen, deren erste Auflage im J. 1803 erschien und dann wiederholt erneuert werden mußte. Auch auf dem Gebiete der schönen (resp. dramatischen) Litteratur hat B. ein paar bescheidene Versuche gewagt. Als Gelehrter zählt er allerdings nicht zu den bahnbrechenden Geistern; in erster Linie muß sein unmittelbares persönliches Wirken in Betracht gezogen werden, aber der sittliche Ernst und die patriotische Wärme, die seine litterarischen Leistungen beseelte, wird auch diese im rühmlichen Gedächtnisse erhalten.

Dr. J. G. Kunisch, Schriften von G. G. Bredow. Ein Nachlaß. Mit dem Bildniß und dem Leben des Verfassers. Neue Ausgabe. Breslau 1823.