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Artikel „Brömse, Nikolaus“ von Wilhelm Mantels in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 3 (1876), S. 352–353, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Br%C3%B6mse,_Nicolaus&oldid=- (Version vom 25. April 2024, 00:12 Uhr UTC)
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Brömse: Nikolaus B. ward aus einem lüneburgischen Rathsgeschlechte nach 1470 (dem Geburtsjahr seines älteren Bruders Dietrich) geboren. Sein Vater, Heinrich B., zum Licentiaten der Rechte in Bologna promovirt, wo er auch einmal als Rector der Deutschen fungirte, war 1466 nach Lübeck gekommen, hatte dort Elisabeth Westfal, Tochter des Bürgermeisters Johann W., Nichte des Bischofs Arnold und Schwester des Bischofs Wilhelm W. geheirathet und war 1477 in den Rath, 1488 zum Bürgermeister erwählt worden. Der Vater starb 1502. Die Rathslinie nennt ihn einen gewichtigen (grandis), gelehrten und beredten Mann. Von dem Glanze der Familie zeugt noch heute das Altarbild in ihrer Capelle zu St. Jacobi, das künstlerisch-schönste Denkmal der Art in Lübeck. Auf demselben knieen in Stein gehauen Heinrich B. und seine Frau mit elf Kindern, darunter Nikolaus. Dieser wurde, nachdem der ältere Bruder Dietrich, seit 1506 Rathmann, schon 1508 gestorben war, am 22. Juli 1514 in den Rath gewählt, ward 1519 Bürgermeister und führte den Vorsitz seit 1528. Er starb als angehender Siebziger am 1. Nov. 1543. Nikolaus B. war durch Geburt und Familienverbindung zu der hohen Stellung berufen, die er einnahm. Daß seine Erziehung ihn gleichfalls dazu tüchtig machte, dürfen wir schon aus der Aufnahme schließen, welche er in fürstlichen Kreisen und am Hofe Karls V. fand, der ihn zum Ritter schlug und zum kaiserlichen Rath ernannte. Sein persönlicher Einfluß im lübischen Rathsregiment wurde schnell ersichtlich. Er verhandelt 1519 mit Herzog Friedrich von Holstein zu Reinfeld, wird 1521 an Karl V. geschickt, um den Ansprüchen, welche Christian II. von Dänemark auf Lübeck machte, zu begegnen. Durch ihn wurden die Lübecker zur Verfolgung ihrer Politik gegen Christian und zur Unterstützung Gustav Wasa’s in Schweden [353] vermocht. Als 1529 die politisch-religiöse Bewegung eintrat, welche sich an Wullenwever’s Namen knüpft, ist B. einer der Hauptvertreter des alten Raths und des mit ihm verbundenen Domcapitels. (Auch seine Schwester Adelheid war geistlich, seit 1517 Aebtissin des Johannisklosters.) Die Zeitgenossen schildern ihn als zwar prachtliebend und hoffärtig, aber doch freundlich und leutselig, der es verstanden habe, die Bürger durch gute Worte anfänglich zu beschwichtigen. Aber es fehlte ihm, der im Herzen katholisch war und blieb, einerseits Verständniß für das neue Leben der Reformation, andererseits war er nicht durchgreifend und energisch genug, um mit Gewalt die Bewegung zu unterdrücken, oder, ihre Auswüchse beschneidend, sie für das Beste der Stadt nutzbar zu machen. So ward er von gewaltsameren Gesinnungsgenossen abhängig – die Chronisten nennen als solche Herm. Plönnies und Joachim Gerken – und griff zu den Waffen der Verstellung. Dieser Charakterzeichnung entspricht Brömse’s Brustbild, welches auf der lübeckischen Stadtbibliothek bewahrt wird. Es ist gerade kein künstlerisches Meisterwerk und scheint übermalt zu sein, doch stellt es entschieden das Gegentheil von dem dar, was man sich gewöhnlich bei Nik. B. denkt, einen bartlosen, etwas weichlich aussehenden, nachdenklich träumerischen Mann. Als B. den Sturm nicht mehr beschwichtigen konnte, verließ er mit seinem Collegen Herm. Plönnies heimlich die Stadt, vielleicht nicht sofort in der Absicht der Nichtwiederkehr. Sie zogen am Osterabend (8. April) 1531 nach Schönberg (3 M. von Lübeck), um sich mit Herzog Albrecht von Mecklenburg über des Kaisers Pönalmandate gegen die Stadt zu besprechen, dann nach Gadebusch, von wo sie eine Verwahrung gegen den Aufstand und Rechtfertigung ihres Thuns nach Lübeck sandten. B. reiste weiter an Karls Hof nach Brüssel und betrieb, von diesem, wie oben erwähnt, hoch geehrt und in Reichsschutz genommen, seine und des alten Raths Wiedereinsetzung, welche nach dem unglücklichen Ausgange des dänischen Kriegs und Wullenwever’s Resignation am 29. August 1535 zu Stande kam. B. hat des letzteren hartes Schicksal nicht aufzuhalten versucht. Er hat die alte Staatsordnung hergestellt; die Absicht, auch die alte Religion wieder einzurichten, scheiterte an der inzwischen befestigten evangelischen Gesinnung der Stadt.

Vgl. Moller, Cimbria Literata 1, p. 71 ss. J. D. Köhler’s Münzbelustigung 18, S. 148 ff. G. Waitz, Lübeck unter Jürgen Wullenwever.