ADB:Bourry, Christian Wilhelm

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Artikel „Bourry, Christian Wilhelm“ von Hermann Wartmann in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 3 (1876), S. 212, Digitale Volltext-Ausgabe in Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=ADB:Bourry,_Christian_Wilhelm&oldid=- (Version vom 19. Dezember 2024, 23:17 Uhr UTC)
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Bourry (eigentlich Buri): Christian Wilhelm B., Kaufmann, geb. 1779 in Marbach, Königreich Würtemberg, gest. 15. Juli 1855 in St. Gallen. Sohn eines vermögenslosen Geistlichen verlor Ch. W. B. seine beiden Eltern sehr früh; durch die Fürsorge eines Oheims wurde er im Waisenhause in Stuttgart untergebracht, dort einige Jahre erzogen und mit sehr geringer Schulbildung ausgerüstet, einer kleinen Spezereihandlung in Ravensburg als Lehrling übergeben. Von hier kam er als Commis in ein Weißwaarengeschäft nach St. Gallen und gründete daselbst im J. 1811 mit einem jungen Mitarbeiter unter Benutzung einer ihm dargebotenen Commandite ein eigenes Geschäft. Die neue Firma Bourry und Linden zeichnete sich gleich durch sehr große Rührigkeit aus und überflügelte bald manches ältere, mit großen Geldmitteln ausgestattete Haus. Freilich hatte sie auch die Kühnheit, sich gerade ausschließlich auf den strenge verbotenen, aber gerade deswegen bei gutem Glücke sehr gewinnreichen Handelsverkehr mit Frankreich zu werfen, dessen rücksichtsloses Ausschlußsystem während und nach dem Napoleonischen Regiment den schweizerischen Handelsstand beinahe zur Verzweiflung brachte. 1813 kaufte sich B. in das St. Gallische Bürgerrecht ein. 1821 trennte er sich von seinem Associé und begann seit Mitte der zwanziger Jahre unter der Firma Bourry d’Ivernois gleich andern St. Gallischen Häusern Beziehungen zu den Vereinigten Staaten von Nord-Amerika anzuknüpfen, die er nun vor allen mit solcher Energie entwickelte, daß nicht blos sein Geschäft einen in St. Gallen noch nie gesehenen Umfang gewann und ihn schon 1827 zur Gründung eines eigenen Hauses in New-York veranlaßte, sondern durch sein bahnbrechendes Vorgehen der ganze St. Gallische Handel einen mächtigen Aufschwung nahm und endlich aus der Versunkenheit gerissen wurde, in welche ihn die Zeit der Continentalsperre und der allseitigen Ausbildung des Schutzzoll- und Ausschlußsystems gebracht hatten. Von New-York aus betrieb das Haus B. d’Ivernois auch einen lebhaften Handel nach Westindien, und in späteren Jahren begann es direct von St. Gallen aus nach Havanna, Mexico und Brasilien zu verkehren, mit gutem Erfolge, aber doch nicht entfernt in dem gleichem Maßstab, wie mit den Vereinigten Staaten. Ch. W. B. widmete seine ganze Kraft dem Geschäfte und scheute öffentliche Aemter; einzig dem kaufmännischen Directorium (der Handelkammer St. Gallens) gehörte er einige Jahre als Mitglied an. Erst in seinem 70. Jahre zog er sich, mit Glücksgütern reichlich gesegnet, von den Geschäften zurück und genoß den Abend eines vielbewegten Lebens in wohlverdienter Ruhe auf einem schönen, von ihm ganz neu angelegten Landgute bei Horn am Bodensee. (Nach Familien- und zeitgen. Mittheilungen.)